Jungsteinzeit
Die Jungsteinzeit ist ein Teil der Steinzeit, dem ältesten Abschnitt in Geschichte der Menschen. Bis dahin waren die Menschen Jäger und Sammler. In der Jungsteinzeit begannen sie nun damit Tiere zu züchten und Pflanzen anzubauen. Das führte auch dazu, dass sie ein festes Zuhause hatten.
Die Jungsteinzeit heißt in der Fachsprache Neolithikum. Das griechische Wort „neo“ bedeutet „jung“. Die Lebensweise der Menschen änderte in der Jungsteinzeit sehr stark. Es wurden zudem viele bedeutende Erfindungen gemacht, die wiederum vieles verändert haben. Deshalb spricht man auch von der „neolithischen Revolution“.
Die Jungsteinzeit begann nicht überall auf der Welt zur gleichen Zeit. Sie begann auch nicht schlagartig, sondern das Leben veränderte sich nach und nach. Im Nahen Osten begann die Jungsteinzeit bereits vor etwa 12.000 Jahren mit der Erfindung der Landwirtschaft. Siedler, die weiterzogen, verbreiteten die neue Lebensweise immer weiter. Vor etwa 7.500 Jahren, begann die Jungsteinzeit schließlich auch bei uns in Mitteleuropa.
Wie sah die Welt in der Jungsteinzeit aus?
Seit der Mittelsteinzeit war die Eiszeit vorbei: das Klima hatte sich erwärmt und war dem heutigen recht ähnlich. Bei uns war das Land damals vor allem von Wald bedeckt. Dadurch, dass die Menschen nun damit begannen in den Dörfern zu leben und Landwirtschaft zu betreiben, begannen sie auch langsam damit die Landschaft zu verändern: Bäume wurden gefällt um Häuser zu bauen oder Felder und Weiden anzulegen.
In den Wäldern lebten nun die gleichen größeren Säugetiere wie heute: Rehe, Rothirsche, Wildpferde, Wildschweine und Wölfe. Auch Rentiere, Elche und Braunbären streiften damals durch unsere Wälder. Die Menschen jagten diese Tiere weiterhin, denn sie lieferten ihnen vor allem wertvolles Fleisch als Nahrung, sowie Felle zur Bekleidung.
Was haben die Menschen gegessen?
Bislang lebten die Menschen nur als Jäger und Sammler. Sie ernährten sich also von dem, was sie in der Natur fanden. Sie jagten wilde Tiere, angelten Fische und sammelten Früchte und Wildkräuter im Wald. Wenn es in einem Gebiet nicht mehr genug Nahrung gab, zogen sie weiter.
Dies änderte sich in der Jungsteinzeit. Die Menschen gingen zwar weiterhin zur Jagd und sammelten auch Nahrungsmittel im Wald. Doch zusätzlich dazu betrieben sie nun Landwirtschaft.
Sie wurden immer mehr zu Tierzüchtern. Sie gewöhnten wilde Tiere daran, angebunden oder auf einer eingezäunten Weide zu leben. Man nennt diesen Vorgang „Domestizierung“. So entstanden die Haustiere. Die Menschen domestizierten wilde Schafe, Rinder, Wildschweine, Ziegen, Hühner und andere Tiere. Außerdem hielten sie sich Wölfe. Sie fütterten die Wölfe und diese beschützten die Haustiere und Menschen dafür vor wilden Tieren. So entwickelten sich die heutigen Hunde.
Die Menschen fanden auch Gräser mit Samen, die sie essen konnten. Anstatt alles dem Zufall zu überlassen, begannen sie, jeweils die größten Samen aufzubewahren und wieder auszusäen. So entwickelten sich aus Süßgräsern die heutigen Getreidesorten wie Weizen, Hafer, Gerste, Roggen und andere. Die Menschen wurden also von Sammlern zu Ackerbauern.
Um Getreide anzubauen, mussten die Menschen den Boden zuerst mit einem spitzen Stock oder einem Hakenpflug auflockern. Dann erst konnten sie die Samen säen, die sie vorher gesammelt hatten. Wenn das Getreide reif war, ernteten sie es mit einer Sichel aus Silex. Doch das Getreide konnte man nicht einfach so essen. Man musste es klopfen, die Stiele und Schalen entfernen und dann mit zwei Steinen zu Mehl mahlen. Dann erst konnte man aus dem Getreide etwas backen.
Auch die Tierzucht verlangte nach viel Arbeit. Landwirtschaft zu betreiben war viel aufwendiger als „fertige“ Früchte im Wald zu sammeln oder ausgewachsene Tiere zu jagen. Als Jäger und Sammler waren die Menschen zwar viel freier, doch auch noch mehr von der Natur abhängig gewesen. Sie mussten hoffen, etwas Essbares zu finden und das gelang nicht immer. Nun stellten sie mehr und mehr von ihrer Nahrung selbst her. Dadurch verloren sie zwar einiges an Freiheit, aber ihr Leben wurde berechenbarer und kontrollierbarer und das Angebot an Nahrung wurde größer.
Wie wohnten die Menschen in der Jungsteinzeit?
Als Jäger und Sammler lebten die Menschen in der Altsteinzeit als Nomaden. Da sie in den Jungsteinzeit Landwirtschaft betrieben, konnten und mussten sie länger an einem Ort leben. Sie gaben ihr Nomadenleben mehr und mehr auf und wurden in kleinen Dörfern sesshaft.
Sie lebten häufig in der Nähe von Flüssen und Bächen. Dort fanden sie nämlich besonders gute Bedingungen, wie lebenswichtiges Wasser, Nahrung und fruchtbaren Erdboden für ihre Pflanzen . Ihre ersten Häuser bauten sie oft auf Hügeln.
Bei uns bestanden diese Häuser meist aus Holz, Lehm und Stroh. Mit Holzstämmen baute man zunächst ein Gerüst. Für die Wände wurden Zweige um dieses Gerüst herum geflochten und dann mit Lehm verputzt, also mit Lehm bedeckt. Das Dach wurde schließlich mit Stroh gedeckt.
Weil die Häuser bis zu zwanzig Meter lang waren, nennt man sie auch Langhäuser. Sie hatten wahrscheinlich keine Fenster. Durch den Eingang kam aber Licht, sodass man vorne arbeiten konnte. In der Mitte gab es eine Feuerstelle zum Kochen. Im hinteren, dunkleren Teil haben die Menschen wahrscheinlich geschlafen. Man schätzt, dass in einem solchen Haus etwa zwanzig bis dreißig Menschen leben konnten.
Ein Zaun aus Pfosten und Zweigen wurde um die kleine Siedlung gebaut. So liefen die Haustiere der Menschen nicht weg und die Siedlung war vor wilden Tieren geschützt. Da oft mehrere Häuser beieinander standen, entstanden die ersten Siedlungen, in denen Menschen zusammengelebt haben. Mancherorts entstanden sogar erste Städte mit mehr als tausend Einwohnern.
Was hat man erfunden und erdacht?
Die Landwirtschaft machte das ganze Jahr über viel Arbeit. Überhaupt fielen im Dorf viele Aufgaben an, für die man zum Teil viel Erfahrung benötigte. Um das alles besser zu schaffen, teilten die Menschen sich die Arbeit zunehmend auf. Einige Dorfbewohner kümmerten sich nur um bestimmte Aufgaben und konnten diese dadurch besonders gut und schnell verrichten. So entwickelten sich erste Berufe.
Für den Ackerbau benötigten die Menschen zahlreiche Werkzeuge. Diese wurden nach und nach erfunden und weiterentwickelt, wie zum Beispiel Hacke, Pflug und Sichel. Wie bisher wurden Werkzeuge vor allem aus Holz und Silex hergestellt.
In der Jungsteinzeit stellte man Kleider nicht nur aus Tierfellen her. Man lernte, dass man aus der Wolle von Schafen Fäden gewinnen konnte. Dies gelang auch aus bestimmten Pflanzen wie Flachs. Aus diesen konnte man dann mit einem einfachen Webstuhl Stoffe herstellen. Somit entwickelte sich mit der Weberei eines von mehreren Handwerken.
In der Jungsteinzeit fingen die Menschen auch an, Gefäße aus Keramik herzustellen. Dafür mussten sie Lehm formen und in großer Hitze brennen, damit er hart wurde. So ließen sich Waren besser aufbewahren oder transportieren. Es entwickelte sich die Töpferei.
Da nun nicht mehr jeder alles selbst herstellte, wurde das Tauschen immer wichtiger. So konnte beispielsweise ein Töpfer Gefäße gegen andere Produkte wie Werkzeuge oder Kleider tauschen. Nicht nur innerhalb der Siedlungen wurde getauscht, sondern auch zwischen verschiedenen Siedlungen. So wurden auch wertvolle Rohstoffe, die es nicht überall gab, wie zum Beispiel Feuerstein, in ferne Gegenden gebracht und dort getauscht.
Eine der wichtigsten Erfindungen war das Rad. Damit konnte man einfache Wagen bauen um Waren leichter zu transportieren. Vorher mussten die Menschen ihre Lasten auf dem Rücken tragen oder auf Schlitten ziehen. Das war viel anstrengender. Die ersten Räder waren ganz aus Holz.
Archäologen haben mehrere Gräber aus der Jungsteinzeit gefunden. Die Toten wurden also begraben. Zudem fand man oft auch Beigaben. Das konnten wertvolle Gegenstände wie Werkzeuge, Gefäße oder Schmuck sein, die man den Toten mit ins Grab legte. Womöglich glaubten die Menschen also, dass die Toten sie in einem Leben nach dem Tod noch gebrauchen könnten. Vielleicht gab es auch bereits erste Religionen.
Überhaupt haben Archäologen einige Entdeckungen gemacht, die zeigen, dass die Menschen der Jungsteinzeit sich schon viele Fragen über die Welt, in der sie lebten, gestellt haben. Man hat zum Beispiel viele Megalithen gefunden: das sind große Steine, die aufgerichtet wurden. Einige davon wurden wahrscheinlich ganz bewusst nach dem Stand der Sonne ausgerichtet. Demnach hatten die Erbauer bereits einige Kenntnisse in Astronomie.
Wie endete die Jungsteinzeit?
Die Jungsteinzeit endet damit, dass die Menschen einen neuen Werkstoff für sich entdeckten: Metall. Vor allem Metalle wie Gold und Silber waren den Menschen schon länger bekannt. Anfangs benutzten sie sie in reiner Form wie andere Steine auch, also als Nugget. Man sagt „Nagget“. Sie stellten daraus vor allem Schmuckstücke her.
Schließlich fanden sie heraus, dass man Metalle aus Erzen herausschmelzen konnte. Durch Erhitzen machte man das Metall weicher und konnte es mit einem Hammer bearbeiten. So entstand die Schmiedekunst. Mit dieser Kenntnis ließen sich auch Werkzeuge und Waffen aus Kupfer herstellen. Heute sprechen wir von der Kupfersteinzeit.
Manchmal nennt man die Kupfersteinzeit eine eigene Epoche. Sie ist aber immer noch ein Teil der Steinzeit. Sie begann vor gut 7.000 Jahren zunächst im Südosten von Europa und im Nahen Osten. Durch Händler und andere Reisende verbreitete sich der neue Werkstoff im Laufe der Jahrhunderte in alle anderen Gebiete. In dieser Übergangszeit hat auch die berühmte Gletschermumie Ötzi gelebt.
Die ersten Gegenstände aus Kupfer waren aber noch nicht besonders stabil und wurden schnell stumpf. Sie waren dadurch nicht besser als Gegenstände aus Feuerstein. Zudem waren sie viel aufwendiger herzustellen. Wahrscheinlich aber brachten diese Gegenstände ihrem Besitzer Ansehen und Macht.
Richtig durchsetzen konnten sich Metalle als Werkstoff als man beim Schmelzen etwas Zinn unter das Kupfer mischte. Dadurch entstand eine neue Legierung, also eine Mischung aus zwei Metallen: Bronze. Bronze ist wesentlich härter als Kupfer und so ließen sich wesentlich bessere Waffen und Werkzeuge herstellen.
Bronze löste also Stein als Werkstoff ab und somit löste die Bronzezeit die Steinzeit ab. Es war ein langer, allmählicher Übergang in dem Kupfer und Bronze immer mehr an Bedeutung gewannen. Dieser Übergang begann vor etwa 5.000 Jahren und fand je nach Ort mehrere Hundert Jahre früher oder später statt.
Diese Hieroglyphen aus den Alten Ägypten zeigt erste Rinder, die als Haustiere gehalten wurden.
Am Bodensee sind Pfahlbauten aus der Steinzeit nachgebaut. Die Häuser stehen auf Pfählen im Wasser.
Ein Kupfer-Nugget, wie es manchmal zu finden ist.
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