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Wisent

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Version vom 20. November 2023, 09:03 Uhr von Michael Schulte (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Gräser“ durch „Gras“)
Wisente sind bullige Tiere und gleichen am ehesten dem Amerikanischen Büffel. Vermutlich sind sie auch eng verwandt.

Der Wisent ist ein Säugetier. Er ist verwandt mit dem Auerochsen und gehört zu den Rindern. Er ist also ein Vegetarier und Wiederkäuer. Vermutlich ist er auch verwandt mit dem Amerikanischen Bison und sieht diesem ähnlich.

Der Wisent lebte früher in Europa und bis weit nach Asien hinein. Man findet ihn auf Höhlenmalereien oder geschnitzt, zum Beispiel aus Elfenbein. Beinahe wäre er ausgestorben. Vor hundert Jahren begann seine Rettung: Aus zwölf Tieren, die noch in Zoos und Tiergärten lebten, züchtete man alle heute lebenden Wisente. Nun gibt es wieder knapp 10.000 Wisente. Die meisten leben in der freien Natur.

Seit der Auerochse ausgerottet wurde, ist der Wisent das größte und schwerste Säugetier, das auf dem europäischen Festland lebt. Ein Kalb wiegt bei der Geburt knappe dreißig Kilogramm. Erwachsene Weibchen erreichen etwas über 300 Kilogramm, Männchen gegen 500 Kilogramm. Der schwerste Bulle in einem Gehege in Polen schaffte es auf 920 Kilogramm. Bullen werden vom Kopf bis zum Anfang des Schwanzes gegen drei Meter und an der höchsten Stelle am Rücken bis zu 188 Zentimeter groß. Kühe bleiben etwas kleiner.

Wisente sind eher kurz und massig, vor allem im vorderen Teil des Körpers. Um die Hinterbeine sind sie weniger schwer gebaut. Ihre Hörner sind ähnlich wie bei unseren Kühen. Das Fell ist immer braun. Wisente tragen eine Art Mähne mit etwas längeren Haaren. An der Schwanzspitze sind die Haare am längsten. Im Frühling stoßen sie die längeren Winterhaare ab. Im Lauf des Sommers und im Herbst wachsen sie wieder nach.

Wie leben Wisente?

Etwa drei Monate lang ernährt sich ein Kalb nur von der Milch seiner Mutter.

Wisente leben am liebsten auf offenen Weideflächen. Schon weniger gern leben sie in Wäldern, aber diese müssen möglichst naturnah sein. Wälder mit vielen Laubbäumen mögen sie lieber als solche mit vielen Nadelbäumen. Zudem sollten die Wälder licht sein, damit viele Kräuter und Pilze am Boden wachsen können. Gras mögen sie nämlich nicht so sehr. Falls sie diese Nahrung nicht finden, fressen sie auch Blätter oder am Ende des Winters auch Rinde.

Nur ältere Bullen leben für sich allein. Die übrigen Wisente leben in Herden mit einer Leitkuh. Zur Herde gehören Kühe, Kälber und Jungtiere. Die Männchen verlassen die Herde mit etwa drei Jahren. Zu einer Herde gehören bis zu zwanzig Tiere. Bullen dürfen nur bei einer Herde sein, wenn die Kühe bereit sind, Junge zu machen. Dies geschieht im Spätsommer.

Meistens begattet ein Bulle mehrere Kühe. Die Mutterkuh trägt ihr Junges während knapp neun Monaten im Bauch. Zur Geburt sondert sie sich von der Herde ab. Zwillinge sind selten. Das Kalb kann nach einer halben Stunde stehen. Etwas später gehen beide zur Herde zurück. Etwa drei Monate lang ernährt sich das Kalb ausschließlich von der Milch seiner Mutter. Ab dann frisst es auch Pflanzen. Es verbringt dann immer weniger Zeit mit der Mutter und spielt lieber mit den anderen Kälbern.

Wisente werden etwa zwanzig Jahre alt. Die Bullen werden einige Jahre weniger alt als die Kühe.

Wie erging es den Wisenten in Europa?

Bisons leben in Herden von bis zu zwanzig Tieren.

Als es noch wenige Menschen gab, hatten die Wisente ein gutes Leben. Wegen ihrer Größe hatten sie kaum Feinde. Höchstens ein Kalb wurde ab und zu von einem Wolfsrudel gerissen. Schwierig wurde es, als die Menschen von Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern wurden und sich Haustiere hielten. Sie rodeten Wälder und begannen auch auf Waldlichtungen, Nahrung anzupflanzen. So verloren die Wisente nach und nach ihren Lebensraum.

In Frankreich starben die Wisente bereits im 8. Jahrhundert aus, in Deutschland etwa zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert. Weiter im Osten Europas lebten sie zum Teil länger. Nach dem Ersten Weltkrieg erschossen hungrige Soldaten und Wilderer fast die letzten Tiere. Schließlich blieben noch zwölf Wisente in Zoos übrig.

Dort wurden sie sorgfältig gezüchtet. Im Jahr 1940, als sie sich etwas vermehrt hatten, wurden die ersten fünf Wisente im Kaukasus ausgewildert. Auch in anderen Ländern ging es weiter. In Deutschland wurden die ersten Wisente im Jahr 2013 im Bundesland Nordrhein-Westfalen ausgewildert. Im Kanton Jura in der Schweiz wurden im Jahr 2022 fünf Wisente in ein großes Gehege gebracht. Das Gehege soll fortan immer wieder erweitert werden, bis eine Art „Halbfreiheit“ entsteht. In weiteren Ländern diskutiert man über die Auswilderung von Wisenten.

Wisente haben wegen ihrer Größe zwar kaum natürliche Feinde, aber ihre Lebensräume wurden immer kleiner. Das war die größte Gefahr für sie. Nun droht noch eine weitere Gefahr: Weil alle Wisente von nur zwölf Tieren abstammen, sind ihre Gene sehr ähnlich. Das macht sie anfällig auf Krankheiten. Weil sie aus so wenigen Tieren gezüchtet wurden weiß man auch nicht mehr genau, wie vielfältig die Wisente ursprünglich waren.




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