Kolonie

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Auch in Deutschland isst man gerne Bananen: Ein Foto aus dem Jahr 1912, als Kamerun eine deutsche Kolonie war. Vorn im Bild steht ein deutscher Beamter, der aufpasst, wie Afrikaner Bananen auf ein Schiff laden.

Das Wort Kolonie kommt aus dem Lateinischen und hat eigentlich mit der Landwirtschaft zu tun. Gemeint war damit am Anfang, dass Einwohner aus einer Stadt oder einem Land sich woanders niedergelassen haben, weil es daheim nicht genug Nahrung für alle gab. So eine Neu-Siedlung nannte man Kolonie. Solche Kolonien gab es im Altertum bei Phöniziern und Griechen, aber auch noch im Mittelalter.

Heute denkt man bei „Kolonie“ aber vor allem daran, dass ein Land ein fremdes Gebiet erobert, um seine Menschen und Rohstoffe auszubeuten. Viele Länder Europas hatten früher solche Kolonien vor allem in Asien, Afrika und Amerika. Wenn Länder so etwas machen, spricht man auch von Kolonialismus.

Warum haben Menschen früher Kolonien gegründet?

Im Altertum konnte man auf einem Acker viel weniger Getreide oder Gemüse anbauen als heute. Auch konnte man Nahrungsmittel noch nicht so gut aufbewahren und über weite Strecken transportieren. Deshalb konnte man in einem bestimmten Gebiet auch nur eine bestimmte Zahl von Menschen ernähren. Wenn in einer Stadt oder einem Land mehr Menschen wohnten, als man ernähren konnte, kam es zu Hungersnöten.

Aus diesem Grund haben schon Phönizier und Griechen ihre Heimat verlassen und rund ums Mittelmeer neue Städte gegründet. Diese Städte nannte man Kolonien oder auch Tochterstädte. Die Einwohner der neuen Städte konnten zwar selbst über alles bestimmen. Aber sie sprachen dieselbe Sprache wie die Mutterstädte und tauschten mit ihnen Waren aus.

Auch im Mittelalter gab es solche Kolonien, als zum Beispiel Niederländer und Deutsche nach Osten wanderten, um dort neue Dörfer und Städte zu gründen. Diese Entwicklung nannte man Ost-Kolonisation. Große Teile Deutschlands und Österreichs sind auf diese Weise besiedelt worden.

In der Neuzeit, also seit ungefähr dem Jahr 1500, haben Länder aus Europa sich auf anderen Kontinenten neues Land gekauft oder es mit Gewalt erobert. So sind zum Beispiel Seefahrer aus Portugal mit Schiffen um Afrika gefahren. An einigen Orten haben sie eigene Städte und Festungen gegründet, damit ihre Schiffe dort sicher Halt machen konnten.

Welche Länder hatten die meisten Kolonien?

Bei den Kolonien der Neuzeit ging es oft nicht mehr darum, dort Menschen anzusiedeln. Stattdessen wollten die europäischen Länder möglichst große Gebiete kontrollieren und dort wertvolle Rohstoffe gewinnen, die es in Europa nicht gab. Am Anfang ging es dabei vor allem um Gold, Silber und Edelsteine. Später kamen auch Baumwolle, Kaffee, Kakao, Tee oder Bananen und vieles andere aus den Kolonien nach Europa. Weil man dafür viele Arbeitskräfte brauchte, wurde damals auch viel mit Sklaven gehandelt.

Die ersten, die ein großes Kolonialreich eroberten, waren Spanien und Portugal ab dem 16. Jahrhundert. Bald begannen auch England, Frankreich, die Niederlande, Belgien oder Dänemark, fremde Gebiete für sich zu gewinnen. Deutschland kam erst im 19. Jahrhundert dazu, als der Großteil der Welt bereits aufgeteilt war. Auf einer Konferenz in Berlin beschlossen die Großmächte im Jahr 1878, Afrika unter sich aufzuteilen. Seitdem gab es auch einige deutsche Kolonien in Afrika. Die Einwohner der betroffenen Länder wurden dabei nicht gefragt.

Das spanische Weltreich umfasste fast ganz Mittel- und Südamerika, wo auch heute noch überwiegend Spanisch gesprochen wird. Weil Spanisch mit Latein verwandt ist, nennt man diese Länder auch Lateinamerika. Nur Brasilien gehörte zu Portugal, ebenso Angola und Mosambik in Afrika sowie ein großer Teil des heutigen Indonesien.

England eroberte zunächst einen Teil Nordamerikas, aus dem später die USA und Kanada wurden, dazu große Gebiete in Afrika, im Nahen Osten, Indien und Australien. Frankreich besaß einen Teil des heutigen Kanada, große Teile des nördlichen Afrika, dazu Gebiete in Südostasien sowie mehrere Inseln im Pazifischen Ozean. Niederländische Kolonien gab es etwa in der Karibik oder auch im heutigen Indonesien.

Um 1900 hatten fast alle europäischen Länder Kolonien. Auch andere Länder wie die USA oder Japan eroberten damals Gebiete außerhalb ihres eigenen Landes. Historiker sind sich aber nicht einig, ob man diese Gebiete als Kolonien bezeichnen kann. Oft spricht man hier auch von Imperialismus.

Gibt es heute auch noch Kolonien?

Die ersten Kolonien, die von ihrem „Mutterland“ unabhängig wurden, waren die USA im Jahr 1789. Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Länder Lateinamerikas frei, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch fast alle übrigen ehemaligen Kolonien.

Allerdings sind viele dieser Länder oft arm geblieben und werden Entwicklungsländer oder Dritte Welt genannt. Auch wenn die Zeit des Kolonialismus vorbei ist: Die reichen Länder im Norden der Erde haben immer noch viel Macht und können beim Handel mit dem Süden vieles bestimmen.

Manche Länder, die früher Kolonien waren, sind auch heute noch mit ihren ehemaligen Kolonialmächten verbunden. So ist die britische Königin Elisabeth die Zweite in vielen ehemaligen Kolonien noch das Staatsoberhaupt. Man nennt diese Länder auch das britische „Commonwealth“. Auch einige ehemals französische Kolonien gehören noch als „Überseegebiete“ zu Frankreich.

Manchmal hört man das Wort „Kolonie“ auch in ganz anderen Zusammenhängen. Manche Kleingarten-Siedlungen werden zum Beispiel auch Kolonie genannt. Und auch bestimmte Vogelarten leben gerne nahe beisammen. Sie bauen ihre Nester gerne in der Nähe oder sogar aneinander. Solche Ansiedlungen von Vögeln nennt man ebenfalls Kolonien.




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