Richard Löwenherz
Richard Löwenherz war ein englischer König im Mittelalter. Er lebte von 1157 bis 1199. Bekannt wurde er vor allem, weil er am Dritten Kreuzzug teilnahm. Kreuzzüge nannte man im Mittelalter Kriege, die die europäischen Adeligen führten, um die Herrschaft über Jerusalem und das umliegende Gebiet zu erlangen. Dieses Land galt unter den Christen als „Heiliges Land“, weil Jesus hier gelebt hatte. Auf dem Rückweg wurde Löwenherz von einem Feind festgenommen und auf einer Burg festgehalten. Für seine Freilassung musste eine große Summe Lösegeld gezahlt werden.
Später wurden viele Legenden über Richard Löwenherz erzählt. Das sind Geschichten, in denen sich Wahrheit und Erfindungen vermischen. Er galt als mutiger Ritter und König, der Heldentaten begangen hatte. Daher nannte man ihn auch „Löwenherz“. Seine Geschichte wurde mit der Sage um Robin Hood verwoben. Es wurden Theaterstücke über ihn geschrieben, Musikstücke komponiert und Filme, in denen seine Figur vorkam, gedreht.
Wie wurde Richard Löwenherz König von England?
Richard Löwenherz herrschte zwischen den Jahren 1189 und 1199 über England. Aber auch ein Teil von Frankreich gehörte zu seinem Herrschaftsgebiet. Sein Vater Heinrich der Zweite hatte schon über England geherrscht. Heinrich hatte fünf Söhne: Wilhelm, Heinrich, Richard, Gottfried und Johann. Richard war nicht der älteste Sohn und sollte daher auch nicht König werden. Doch Wilhelm und Heinrich starben früh und auch Richards Bruder Gottfried wurde bei einem Turnier getötet.
Nun sollte Richard einen Teil seiner Ländereien mit seinem Bruder Johann teilen. So hatte es sein Vater Heinrich der Zweite verfügt. Doch Richard wollte seine Macht und sein Land nicht teilen. Deshalb verbündete er sich mit dem König von Frankreich, Philipp dem Zweiten. Mit seiner Unterstützung gelang es Richard, gegen den Willen seines Vaters, König von England zu werden. Im Jahr 1189 wurde er in London gekrönt.
Was passierte auf dem Dritten Kreuzzug?
Zwischen den Jahren 1095 und 1291 fanden mehrere Kriege statt, in denen um die Herrschaft des Gebietes um Jerusalem gekämpft wurde. Christliche Adelige aus Europa kämpften gegen muslimische Sultane aus dem Nahen Osten. Für beide Religionen war dieses Gebiet heilig, insbesondere Jerusalem. Diese Kriege nennt man Kreuzzüge, weil das Kreuz auch das Zeichen der Christen ist. Richard Löwenherz nahm am Dritten Kreuzzug teil. Weitere Anführer des Kreuzzuges waren der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich Barbarossa, König Phillipp der Zweite von Frankreich und der österreichische Herzog Leopold der Fünfte. Sultan Saladin war der Anführer ihrer Gegner.
Kaiser Friedrich Barbarossa brach als Erster auf. Aber er ertrank bei einer Schlacht in einem Fluss. Richard Löwenherz erreichte im Jahr 1191 die Stadt Akkon, die schon seit längerem von Leopold und Philipp belagert wurde. Gemeinsam eroberten sie die Stadt. Allerdings kam es nach der Eroberung zu einem großen Streit: Herzog Leopold hatte seine Fahne an einem wichtigen Platz festgemacht. Damit wollte er zeigen, wie wichtig er war und dass er Recht auf einen Teil der Beute hatte. Richard ließ die Fahne entfernen, wodurch er Leopold kränkte. Leopold reiste verärgert ab und wollte sich später rächen. Auch Philipp zerstritt sich mit Richard und verließ Akkon ebenfalls.
Nach vielen Kämpfen konnte Richard außer Akkon auch Jaffa erobern, aber Jerusalem blieb in der Hand von Sultan Saladin. Richard sah ein, dass er Jerusalem nicht erobern konnte und schloss mit Saladin einen Waffenstillstand. Einige Gebiete an der Küste wurden jetzt durch Europäer beherrscht, andere Gebiete wurden weiterhin von Saladin regiert. Auch Jerusalem blieb unter der Herrschaft von Saladin, aber christliche Pilger durften die Stadt betreten.
Wie kam es dazu, dass Löwenherz gefangen genommen wurde?
Auf der Rückkehr erlitt Richard Schiffbruch und konnte nicht mehr weitersegeln. Daher reiste er mit Pferden weiter durch das Heilige Römische Reich. Dabei kam der auch durch das Herrschaftsgebiet von Leopold dem Fünften, mit dem er sich während des Kreuzzuges zerstritten hatte. Richard wusste, dass die Reise gefährlich war, weil Leopold sich rächen wollte. Also verkleidete sich Richard Löwenherz als Pilger, reiste nur mit wenigen Begleitern und übernachtete in einfachen Unterkünften. Trotzdem verriet er sich, als er in der Küche eines Gasthofes ein Huhn braten wollte. Dabei hatte er aber vergessen seinen Königsring abzunehmen. Er wurde erkannt und in Erdberg bei Wien festgenommen. Er wurde auf die Burg Dürnstein gebracht und dort festgehalten.
Der Papst war über diese Festnahme sehr verärgert, weil Kreuzfahrer unter dem besonderen Schutz der Kirche standen. Leopold verbündete sich mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich dem Sechsten. Gemeinsam forderten sie 100.000 Mark Lösegeld. Das war eine sehr große Summe. Dafür mussten über 23 Tonnen Silber gesammelt werden. In England, Richards Herrschaftsgebiet, waren das die Steuereinnahmen von drei Jahren. Um eine so große Summe zusammen zu bekommen, wurde eine Sondersteuer eingeführt und Richard musste auch einen Teil seines Besitzes verkaufen. Im Jahr 1194 wurde das Lösegeld an Leopold und Heinrich übergeben und Richard wurde aus der Gefangenschaft entlassen. Leopold benutzte das Lösegeld, um die Stadtmauern Wiens zu erweitern und Heinrich eroberte mit dem Geld Sizilien.
Was geschah nach Richards Rückkehr?
In Richards letzten Lebensjahren gab es viele Kriege gegen Philipp den Zweiten von Frankreich. Beide Könige wollten über ein möglichst großes Gebiet herrschen. Die Kriege kosteten Richard viel Geld, das er sich auch von den Steuern der armen Leute nahm.
Im Jahr 1199 reiste Richard in das Limousin, wo der Vizegraf Adémar der Fünfte einen Aufstand gegen ihn angezettelt hatte. Als Richard sich der Burg des Vizegrafen näherte, wurde er von einem Armbrustschützen getroffen. Ein paar Stunden später starb König Richard. Er wurde in einem Kloster in der Nähe von Tours in Frankreich begraben. Sein Bruder Johann Ohneland, mit dem er sein Leben lang um die Macht gestritten hatte, wurde neuer König.
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