Migration

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Eine Zeichnung um das Jahr 1850: Menschen aus Deutschland fahren mit dem Schiff in ihre neue Heimat, die USA.
Einwanderer aus Algerien feiern in Paris einen Sieg ihrer Fußball-Nationalmannschaft.

Migration kommt vom lateinischen Wort „migrare“, was „wandern“ bedeutet. Gemeint ist damit, dass Menschen sich einen neuen Ort zum Leben suchen. Wer sein Land verlässt, ist ein Emigrant. Wer in ein anderes Land kommt, ist ein Immigrant. Im Deutschen spricht man auch von Aus- und Einwanderern. Das ist eine nahezu wortwörtliche Übersetzung der lateinischen Begriffe. Wer auf der Flucht ist und in einem anderen Land bleiben will, muss dort Asyl beantragen.

Migration gibt es seit Anbeginn der Menschheit. In der Steinzeit waren die Menschen nicht sesshaft, sondern wanderten meist den Beutetieren hinterher. Erst später ließen sich viele Völker nieder und betrieben dort Ackerbau. Es gibt aber auch heute noch Menschen, die als Nomaden umherziehen. Andere Familien leben während vielen Generationen am selben Ort und emigrieren dann plötzlich aus den verschiedensten Gründen.

Welche Gründe für Migration gibt es?

Viele Menschen sind auf der Flucht vor einem Krieg. Sie sind also Flüchtlinge. Oft müssen sie alles zurücklassen, um ihr nacktes Leben zu retten.

Ebenfalls viele Menschen verlassen ihr Land, weil sie sich und ihre Familien dort nicht mehr ernähren können. Viel Acker- und Weideland ist durch den Klimawandel ausgetrocknet, so dass nichts mehr darauf wächst. Aber auch schwere Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen können die Lebensgrundlage zerstören, so dass diese Menschen keine andere Wahl haben, als auszuwandern.

In vielen Gebieten gibt es auch zu wenig Arbeit, um sich oder eine Familie zu unterhalten. Deshalb ziehen viele von einem kleinen Dorf in eine große Stadt, das nennt man auch Landflucht. Andere Leute ziehen in ein anderes Land um.

Manche Menschen wandern aus, weil sie es an einem anderen Ort schöner finden. Gerade Rentner suchen sich oft eine andere Bleibe, wenn sie nicht mehr arbeiten müssen. Für Menschen aus unseren Ländern ist das Leben im Ausland zudem meist billiger, so dass sie sich mehr leisten können.

Welche Migrationsströme gab es früher in Europa?

Ein Denkmal erinnert in Schottland an Auswanderer aus früherer Zeit.

In der Steinzeit und in der Eisenzeit gab es immer wieder Wanderungen. Allerdings war damals Europa nur sehr dünn besiedelt. Trotzdem kam es immer wieder zu Schlachten zwischen Immigranten und der bisher sesshaften Bevölkerung. Während der Römerzeit unterbanden die Römer größere Wanderungsströme, um den Frieden nicht zu gefährden.

Auf die Römerzeit folgte die Zeit der Völkerwanderung. Aus dem Osten drangen die Hunnen ein. Aber auch Teile der Germanen wechselten ihre Gebiete. All das führte zu vielen und heftigen Kriegen.

Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und die anderen Seefahrer wanderten viele Europäer in die neuen Gebiete aus. Sie flohen dabei nicht besonders vor Kriegen. Sie lösten so vielmehr das Problem der Überbevölkerung. Wenn nämlich ein Bauer sein Land unter mehrere Kinder aufteilte, blieb jedem einzelnen zu wenig zum Leben übrig. Da blieb als Lösung zum Überleben fast nur die Emigration.

Wie sind die Migrationsströme innerhalb der EU und der Schweiz?

Die Europäische Union garantiert den Menschen, dass sie sich in jedem Land der EU ansiedeln und dort arbeiten dürfen. Mit der Schweiz gibt es besondere Verträge, die ebenfalls eine gewisse Migration zulassen.

Seither haben viele Menschen ihren Wohnsitz gewechselt. Sie wanderten vor allem vom ärmeren Süden in den reicheren Norden oder vom ärmeren Osten hierher. Sie fanden hier bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen vor. Viele schicken auch Geld zu ihren Familien nach Hause.

Wie ist die Migration in Europa im 21. Jahrhundert?

In Arlit im Norden von Niger: Dieser Ort in der Wüste Sahara liegt auf dem Weg der Migranten aus dem Westen Afrikas, wenn sie Richtung Europa reisen. Die Internationale Organisation für Migration bietet ihnen dort Hilfe an.

Durch die Kriege in Afghanistan, Irak und in Syrien flohen viele Menschen nach Europa. Aber auch in Afrika gab es Kriege und starke Hungersnöte, vor allem in Südsudan, Eritrea und einigen umliegenden Ländern. Dies löste eine ungeahnte Flüchtlingswelle nach Europa aus:

Im Jahr 2015 wanderten am meisten Menschen nach Deutschland ein, nämlich etwa zwei Millionen. Nur eine knappe Million Menschen wanderten im selben Jahr aus Deutschland aus. Es blieb also am Schluss eine Zuwanderung von etwas über einer Million Menschen. Das bedeutet: Auf etwa siebzig Einwohner kam ein Migrant hinzu. 2015 war aber das absolute Spitzenjahr. Vorher und nachher lagen die Zahlen deutlich tiefer.

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel betrieb eine Willkommenskultur. Sie war also den Migranten gegenüber wohlwollend eingestellt. Ihr Ausdruck „Wir schaffen das!“ ging durch ganz Europa. Ihre Einstellung hat ihr viel Kritik aus der eigenen Partei eingebracht, vor allem aber von der AfD.

In Österreich war es ganz ähnlich wie in Deutschland. Es erreichte die Spitze der Einwanderung ebenfalls im Jahr 2015 mit etwas über 110.000 zusätzlichen Einwanderern. Das ergibt einen Einwanderer auf etwa achtzig Einwohner. Auch hier war das ein außerordentliches Spitzenjahr. Vor- und nachher lagen die Zahlen deutlich tiefer.

In der Schweiz kam im Jahr 2015 ein Migrant auf etwa hundert Einwohner hinzu. Das stärkste Einwandererjahr war jedoch 2008, da sind fast 100.000 Menschen mehr eingewandert als ausgewandert. Das entspricht einem Einwanderer auf etwa 70 Einwohner. In der Schweiz ist aber die Einwanderung immer sehr hoch. Das Jahr 2015 war nur eine Ausnahme, weil sehr viele Einwanderer einen Antrag auf Schutz, also auf Asyl, stellten.

Wie steht es um die Migration in einigen anderen Ländern?

Migration gibt es auch in unserem Jahrtausend auf der ganzen Welt. Hier einmal nur die wichtigsten Beispiele, die man auch gut aus dem Medien kennt:

In Libanon kommt ein Migrant auf zwei ursprüngliche Einwohner. Das sind vor allem Menschen, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind. Es gibt dort aber auch sehr viele Palästinenser, die keine richtige Heimat haben.

Die Rohingya, sprich: Ro-hindscha, sind eine Bevölkerungsgruppe in Myanmar. Sie sind Muslime und somit eine Minderheit. Allein in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 musste über eine halbe Million von ihnen fliehen, meist ins Nachbarland Bangladesch, weil ihr Leben bedroht war.

In den USA wehrt sich der amerikanische Präsident Donald Trump gegen die Flüchtlingsströme aus Mexiko. Er will unbedingt eine Mauer auf die Grenze bauen, die viele Milliarden Dollar kosten würde. Aber lange nicht alle Einwohner der USA wollen das. Es ist auch nicht klar, ob diese Immigration wirklich so schädlich ist, wie Trump behauptet.

Hat Einwanderung auch Vorteile?

Einwanderung kann ein Gewinn sein, weil Vorteile aus anderen Kulturen mit ins Land kommen. So verwendet man bei uns beispielsweise die Zahlen aus Arabien und die Buchstaben aus dem Alten Rom. Ein anderes Beispiel sind viele Speisen aus Europa, die man heute in den USA gerne isst.

Es gibt aber auch viele Menschen, die es gut finden, wenn die Kulturen sich vermischen. Es bereichere die eigene Kultur. Außerdem sind sie der Meinung, dass alle Menschen das Recht haben sollten, dort zu wohnen, wo sie wollen. Schließlich sind alle Menschen gleich viel Wert, auch wenn sie unterschiedlichen Ländern und Kulturen angehören.

Die Frauen in Europa haben meist sehr wenige Kinder. Die Bevölkerung würde also ohne die Migration schrumpfen. Dies ist nicht nur ein Problem, weil dann Facharbeiter fehlen, auf dem Bau, als Ingenieure, in den Krankenhäusern und an vielen anderen Orten. Auch in einfacheren Berufen rund um die Altenpflege würde sehr viel Personal fehlen.

Nicht alle Menschen finden, dass Migration eine gute Sache ist. Manche Leute haben Angst davor, dass die heimische Kultur verloren geht, wenn zu viele fremde Menschen in einem Land sind. Andere fürchten, keine Arbeit zu finden, wenn es zu viele Immigranten hat, die ebenfalls diesen Job machen wollen und dafür weniger Geld verlangen. Oder sie befürchten, dass Verbrechen zunehmen. Vor allem die Terroranschläge im Jahr 2001 oder die Flüchtlingskrise um das Jahr 2015 führten dazu, dass viele Menschen in der Welt ihre Meinung über Migration ins Negative veränderten. Viele wählten plötzlich Politiker wie Donald Trump oder Parteien wie die FPÖ, SVP und AfD, welche gegen Migration sind.



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