Seuche

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Seuchen forderten vor allem früher viele Todesopfer. Dieses Bild stammt von der „Großen Pest“ in London im Jahr 1665.

Von einer Seuche sprach man früher, wenn viele Menschen oder Tiere zur selben Zeit krank wurden. Meistens starben auch viele daran. Die Menschen konnten sich solche Krankheits-Wellen nicht erklären. Vor allem im Mittelalter aber auch noch lange in der Neuzeit dachten die meisten Menschen in Europa, die Seuche sei eine Strafe Gottes, weil sie gesündigt, also Gott nicht gehorcht hatten.

Die Menschen wussten damals nicht, wie sich Seuchen verbreiteten und was sie dagegen tun konnten. Das ursprüngliche Wort „Seuche“ bedeutete schwach, krank oder „siech“. Daher kommt der Ausdruck „Siechtum“ oder das Siechenhaus, in das man schwer erkrankte Menschen brachte. Die Siechen mussten die anderen Menschen mit einem Geräusch warnen, wenn sie zum Betteln in ein Dorf gingen. Man hatte also bereits den Verdacht, dass sich diese Krankheiten von Mensch zu Mensch weitergeben lassen. Eine solche Absonderung nennt man heute Quarantäne, Isolation oder Isolierung.

Genaueres darüber weiß man erst seit etwa 150 Jahren. Damals fand der Wissenschaftler Robert Koch heraus, wie sich diese Krankheiten übertragen. Seither spricht man auch nicht mehr einfach von Seuchen. Bei den Menschen braucht man den Ausdruck „Epidemie“. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet etwas, das „auf dem Volk liegt“. Damit sind die Menschen gemeint. Bei den Tieren spricht man von Epizootie. Darin steckt das Wort Zoo für Tiere.

Heute spricht man auch im übertragenen Sinn von Seuchen. Wir sprechen etwa von verseuchtem Trinkwasser. Wir meinen damit, dass es darin zu viele Krankheits-Erreger gibt. Aber das Trinkwasser allein ist noch keine Seuche. Wir sagen zum Beispiel auch: „Der Gebrauch von Smartphones hat sich verbreitet wie eine Seuche“. Auch das hat nichts mit einer Seuche an sich zu tun. Die Geschwindigkeit der Verbreitung ist nur ähnlich.

Was ist das Besondere an einer Epidemie?

Diese Frau muss mit ihrer Familie zu Hause bleiben, weil sie an Ebola erkrankt ist. So kann sie niemanden anstecken. Sie ist also in Quarantäne. Die gelben Schnüre sind dabei ein Symbol, also ein Zeichen. Sie ist nicht wirklich in einem Gefängnis. Man hofft aber, dass sie sich an die Regeln hält.

Zwei Dinge sind bei einer Epidemie besonders wichtig: Erstens ist es der Krankheits-Erreger. Dies sind meistens Bakterien oder Viren, selten sind es Pilze. Sie können sich schnell vermehren. Die Abwehrkräfte eines erkrankten Menschen müssen sich aber zuerst auf den neuen Angriff einstellen. Wenn sie das schaffen, überlebt der Mensch. In den meisten Fällen ist er dann gegen diese Krankheit immun. Das heißt, er bekommt sie nicht mehr. Ebenfalls immun wird man durch eine Impfung. Bei neuen Krankheiten muss eine solche jedoch erst entwickelt werden. Andere Medikamente lindern die Schmerzen oder drücken das Fieber herunter. Sie machen aber nicht immun. Sie machen nur die Krankheit erträglicher.

Zweitens ist die Übertragung wichtig. Wir wissen heute, dass man Viren und viele Bakterien durch Tröpfchen überträgt. Das geschieht durch Husten, Niesen oder mit den Händen. Die Erreger können aber auch direkt in einen anderen Körper gelangen, zum Beispiel mit einer unsauberen Spritze oder mit unsauberen Instrumenten bei einer Operation. Gewisse Krankheiten können auch von Tieren auf Menschen übertragen werden. Ratten zum Beispiel übertragen die Erreger durch ihre Bisse. Die Übertragung nennt man in der Fachsprache „Infektion“. Man sagt auch: „Der Mensch hat sich infiziert.“

Es gibt Seuchen, bei denen jeder kranke Mensch ungefähr gleich viele andere Menschen ansteckt. Manchmal ist dies aber sehr unterschiedlich. Während einige Kranke niemanden anstecken, verbreiten andere die Krankheit sehr schnell. Solche Menschen nennt man „Superverbreiter“. Oft braucht man dafür den Englischen Ausdruck „Superspreader“. Das wird ungefähr wie „Superspräder“ ausgesprochen. Allerdings kann ein solcher im Freien weniger ausrichten als zum Beispiel in einer Diskothek. Dort stehen oder tanzen die Leute dicht an dicht und sprechen wegen der Musik sehr laut miteinander. Man bezeichnet solche Anlässe deshalb als Superverbreitungs-Ereignisse. Weshalb die einen Menschen Superverbreiter sind und andere nicht, hat die Wissenschaft noch nicht herausgefunden.

Bei einer Epidemie ist auch wichtig, wie lange sie anhält und wie weit herum sie sich ausbreitet. Von einer Epidemie spricht man nur, wenn es diese während einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Gebiet gibt. Ist zwar die Zeit begrenzt, das Gebiet jedoch nicht, spricht man von einer Pandemie. Von einer Endemie spricht man, wenn das Gebiet begrenzt ist, die Epidemie aber kaum mehr aufhört. Die Abgrenzung zwischen diesen drei Arten ist schwierig zu treffen. Die Weltgesundheitsorganisation legt jeweils fest, was genau gilt.

Unser modernes Leben begünstigt Pandemien. Im Flugzeug kann ein Mensch eine Krankheit in einem Tag auf einen anderen Kontinent bringen. So wird aus einer Epidemie schnell mal eine Pandemie. Diese Möglichkeit gab es früher nicht.

Was kann man gegen Epidemien unternehmen?

Hände-Waschen mit Seife ist ein gutes Mittel gegen die Verbreitung von Krankheiten.

Am wichtigsten ist die Sauberkeit, die Hygiene. Dazu gehört, dass man sich regelmäßig die Hände wäscht. Das gilt für alle Menschen, besonders aber für diejenigen, die mit verschiedenen oder sogar kranken Menschen arbeiten. Man soll auch verhindern, dass beim Husten oder Niesen kleine Tröpfchen auf andere Menschen gelangen. Man sollte deshalb nicht in die Hand, sondern in die Ellenbeuge husten oder niesen. Auch hier ist regelmäßiges Hände-Waschen wichtig.

Sauber halten soll man aber auch die Häuser und die Straßen. Sobald Essensreste herumliegen, verbreiten sich dort Ratten oder Füchse. Beide können Krankheiten unter sich und auch an Menschen weitergeben. Bei den Tieren muss man auf eine gute Hygiene in den Ställen achten. Die Natur hat es nicht vorgesehen, dass Hunderte von Schweinen oder Tausende von Hühnern so nahe beieinander leben. Auch muss das Futter absolut sauber und frei von Bakterien sein. Das Futter ist nämlich ein häufiger Infektionsweg.

Bei einer Operation tragen die Ärzte und auch das übrige Personal neue Handschuhe aus Gummi, die werfen sie nachher weg. Auch die Kleider sind besonders sauber und werden nach jedem Patienten besonders gründlich gewaschen. Die Räume und Operationstische werden mit einem besonderen Mittel gereinigt, also desinfiziert.

Gegen viele Krankheiten kann man sich impfen lassen. Die Pocken zum Beispiel waren früher eine sehr gefürchtete Viren-Krankheit, an der sehr viele Menschen starben. Durch die Impfung konnte man sie vermutlich ausrotten. Der letzte Fall war vor über vierzig Jahren im Land Somalia in Afrika aufgetreten.

Krankheiten durch Bakterien kann man heute mit einem passenden Antibiotikum behandeln. Ein gutes Beispiel ist die Pest. Die gibt es inzwischen in Europa nicht mehr. Falls doch einmal ein Arzt eine Pest-Erkrankung feststellt, muss er diese dem Staat melden.

Man versucht auch festzustellen, mit wem ein kranker Mensch in der letzten Zeit Kontakt hatte. Es geht also um die Rückverfolgung der Infektionsketten. Meist braucht man dafür den englischen Ausdruck „Contact Tracing“. Das wird ungefähr wie „Kontäkt-Trejssing“ ausgesprochen. Man fragt also einen Erkrankten, mit wem er in der letzten Zeit zusammen war. Der Staat oder die Gesundheitsbehörde ruft dann diese Personen an und schickt sie in Quarantäne. Viele Staaten entwickelten während der Corona-Pandemie eine App für das Smartphone. Die stellt die Kontakte mit Erkrankten fest und warnt einen per SMS.

Manchmal muss man einen erkrankten Menschen von den anderen Menschen trennen, damit er niemanden anstecken kann. Der Kranke lebt dann allein in einem Raum. Das nennt man Quarantäne, Isolierung oder Isolation. So kann man abwarten, bis die Krankheit vorbei ist. Wenn er gepflegt werden muss, müssen diese Leute einen besonderen Schutzanzug tragen.

Welches waren die größten Seuchen überhaupt?

Während der Spanischen Grippe wurde dieser Saal mit Betten für Erkrankte belegt.

Von vielen Seuchen in der Geschichte der Menschheit weiß man heute nichts mehr. Man hat aber zum Beispiel in Gräbern aus der Steinzeit Leichen gefunden, die an der Pest gestorben sind. Ferner kennt man Berichte über Seuchen schon aus dem Altertum. Man kann heute aber nicht sagen, welcher Erreger für die Seuche gesorgt hat.

So gab es etwa 400 Jahre vor Christus eine Seuche in der griechischen Hauptstadt Athen. Jeder vierte oder sogar jeder dritte Einwohner der Stadt starb. Etwa 170 Jahre vor Christus wütete im Römischen Reich eine Seuche, die gegen zehn Millionen Menschen das Leben kostete. Es war eine Art der Pest oder der Cholera. Ähnliche Seuchen gab es immer wieder.

Die schlimmste Seuche im europäischen Mittelalter war der „Schwarze Tod“. Das war ebenfalls eine Art der Pest. Sie dauerte im 14. Jahrhundert etwa sieben Jahre lang. Sie nahm etwa 25 Millionen Menschen das Leben, in Europa, aber auch in Asien und Afrika.

Um das Jahr 1520 wüteten die Pocken in Mexiko. Dabei starben zwischen fünf und acht Millionen Indianer, weit mehr als in allen Kriegen. Die Pocken hatten die europäischen Entdecker mitgebracht und damit die Indianer angesteckt. Ganz ähnlich war es im Jahr 1780 in Australien.

Am Ende des Ersten Weltkriegs kam die Spanische Grippe über Europa. Gegen 50 Millionen Menschen starben daran, vor allem junge. Seit dem Jahr 1980 breitet sich die Krankheit HIV auf der ganzen Welt aus. Sie forderte bisher 36 Millionen Todesopfer. In Deutschland waren es gegen 30.000 Tote. Dank besserer Vorbeugung und Medikamenten war es hier nicht ganz so schlimm.

Ab dem Jahr 2002 gab es die SARS-Pandemie in China. Bald darauf verbreitete sich weltweit die „Schweinegrippe“. In Westafrika gibt es das Ebolafieber, eine Endemie. Seit dem Dezember 2019 verbreitet sich das Coronavirus von China aus. Die Krankheit wurde zur Pandemie erklärt und gilt als besonders schlimm. Sie wurde durch ein ähnliches Virus ausgelöst wie die SARS-Pandemie.




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