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Pest

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
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Die Beulenpest lässt die Lymphknoten anschwellen. Die Lymphen sind ein Netz von Adern, die Wasser und Schadstoffe aus dem Körper befördern. Sie führen zu Knoten zusammen, zum Beispiel in den Achselhöhlen und in den Leisten, also zwischen Beinen und Bauch.

Die Pest ist eine sehr ansteckende Krankheit, die in Europa vor allem im Mittelalter aufgetreten ist. Es war eine Seuche, die vielen Millionen Menschen das Leben kostete. Man kannte dagegen kein Heilmittel.

Es gibt verschiedene Arten der Pest. Am bekanntesten ist die Beulenpest, bei der sich auf der Haut blau-schwarze Beulen bilden. Es gibt aber auch die Lungenpest und einige weitere Arten.

Heute kennt man den Erreger, der die Menschen mit der Krankheit ansteckt: Es ist ein Bakterium mit dem Namen „Yersinia pestis“. Es lebt auf vielen Nagetieren, vor allem auf Ratten, aber auch auf Eichhörnchen und Murmeltieren. Von dort kann es durch einen Biss auf den Menschen übertragen werden. Viel öfter geschieht die Übertragung aber durch Flöhe. Gewisse Arten der Pest übertragen sich auch beim Husten oder Niesen. Die Bakterien in den kleinen Tröpfchen können dann in den Mund oder die Nase eines anderen Menschen gelangen.

Die ältesten Pest-Bakterien fand man bisher in einem Grab im Süden des heutigen Russlands. Seither trat die Pest immer wieder auf, heute nur noch selten. Dies liegt vor allem an der Hygiene: Die Menschen leben sauberer. Sie haben weniger Flöhe und dulden kaum mehr Ratten in ihren Häusern. Auch kann man die Pest heute mit einem besonderen Medikament behandeln, nämlich mit einem Antibiotikum.

Weltweit gab es drei verheerende Pest-Wellen. Die erste war die „Justinianische Pest“ zur Zeit des Kaisers Justinian. Das war vor etwa 1500 Jahren, im 6. Jahrhundert. Sie wütete rund um das Mittelmeer und bis tief in einzelne Länder hinein. Die zweite war der „Schwarze Tod“ im 14. Jahrhundert in Europa. Die „Dritte Pest-Pandemie“ vor etwas über hundert Jahren forderte etwa 15 Millionen Menschenleben, vor allem in China und Indien.

Was richtete der Schwarze Tod an?

Ein Heiler aus dem Mittelalter in seinem Pest-Anzug. Der Anzug sollte ihn gegen die Übertragung schützen. Im Schnabel befand sich ein Luftfilter, zum Beispiel mit Essig.

Der Schwarze Tod begann in der heutigen Mongolei. Durch Handelsleute und Krieger kam er in die Gebiete um das Schwarze Meer und dann zum Mittelmeer. Dann breitete er sich von Süden her über Europa aus und wütete dort etwa von 1346 bis 1353.

Viele Menschen bekamen plötzlich dunkle Beulen in den Achselhöhlen, am Hals und in den Leisten. Diese Beulen schmerzten stark. Wenn sie aufplatzten oder wenn man sie aufschnitt stank es fürchterlich. Deshalb sagt man heute manchmal noch: „Es stinkt wie die Pest.“ Nur wenige Menschen überlebten die Krankheit.

Die Menschen wussten nicht, was mit ihnen geschah. Viele sahen in der Krankheit eine Strafe Gottes. Besonders Gläubige oder Priester in den Dörfern und Städten predigten, die Menschen sollten aufhören, sich gegen Gott zu versündigen und sollten beten. Die meisten taten dies, gerade auch in den Kirchen. Dort gab es weder Bänke noch Stühle, sondern die Menschen standen, oft dicht gedrängt nebeneinander. Daran, dass da auch manchmal ein Floh von einem Menschen zum anderen sprang, war man längst gewohnt.

Die Menschen halfen sich gegenseitig mit ihren Hausmitteln wie Tees und Salben, die aber nichts nützten. Manche banden sich Tücher vor Mund und Nase, weil sie ahnten, dass man sich auf diesem Weg vor einer Ansteckung schützen konnte. Es gab auch besondere Masken, die man „Pestmasken“ nannte. Meist hatten die einen Schnabel, in dem sich ein Filter befand. Oft war dies ein Tuch oder ein Schwamm mit Essig.

Aus heutiger Sicht war das alles nutzlos. Aber damals wusste noch niemand etwas von Bakterien und so kannten die Menschen die wahre Ursache nicht. Oft schoben sie deshalb die Schuld Minderheiten zu, wie zum Beispiel den Juden zu. Sie behaupteten, die hätten die Brunnen vergiftet, was natürlich alles nicht stimmte.

In den schlimmsten Zeiten legte man die Verstorbenen aus der eigenen Familie nachts oder frühmorgens einfach vor das Haus. An manchen Orten gab es nämlich kaum noch Menschen, die die Leichen einsammeln und begraben konnten, weil so viele krank oder gestorben waren.

Man schätzt, dass in Europa etwa 25 Millionen Menschen starben. Mal liest man von einem Zehntel, manchmal von einem Viertel der Bevölkerung. An einzelnen Orten waren es mehr als die Hälfte. Sicher weiß man es aber nicht. Wer damals solche Ereignisse aufschrieb, übertrieb oft um zu zeigen, wie schlimm die Sache war.

Wie war das Leben nach dem Schwarzen Tod?

Unter diesem Grabhügel fand man Opfer der Pest.

Die Menschen waren sehr verwirrt, weil sie keine Erklärung für das viele Leid hatten. Sie waren traurig, weil sie so viele Menschen verloren hatten, die sie geliebt hatten. Viele Kinder hatten die Eltern verloren, waren also Waisen. Viele hatten niemanden, der sich um sie kümmern konnte. Zudem traute kaum mehr einer dem anderen, weil die Angst vor einer Ansteckung immer noch groß war. Es war eine sehr schwierige Zeit, und die Bevölkerung wurde immer weniger, bis etwa zum Jahr 1400.

Viele Bauernhöfe und ganze Dörfer standen leer, weil so viele Menschen gestorben waren. Viele Überlebende zogen weg, zum Beispiel zu den letzten Verwandten. Dafür gaben andere Bauern ihr schlechtes Ackerland auf und suchten sich irgendwo besseres, das verlassen worden war. Auf vielen schlechten Feldern wuchs wieder Wald oder die Sümpfe kehrten zurück.

Weil auf dem Land viele Arbeiter fehlten, wurden die Esswaren teurer. Handwerker konnten mehr für ihre Produkte verlangen, weil es weniger Konkurrenz gab. Zünfte nahmen Mitglieder auf, die ihnen früher nicht genügt hätten. Viele Menschen wurden dadurch reicher, bei anderen war es genau umgekehrt. Um Güter billiger herstellen zu können, tüftelten viele an neuen Techniken herum. So entstanden zum Beispiel erste Ideen und Maschinen für den Buchdruck, schon lange vor Johannes Gutenberg.

Der Kirche ging es besser und schlechter. Besser ging es ihr, weil viele Menschen ein Testament geschrieben hatten und ihr Vermögen bei ihrem Tod der Kirche versprochen hatten. Geschädigt waren jedoch der Ruf und das Ansehen der Kirche, weil sie keine richtige Hilfe leisten konnte. Weder konnte sie die Pandemie erklären, noch konnten die Mönche und Nonnen in den Krankenabteilungen der Klöster echte Hilfe leisten.

Kurz kann man sagen: Die Pandemie hat die Gesellschaft und die Wirtschaft sehr stark verändert. Viel stärker noch als die Coronapandemie, die wir eben erlebt haben oder noch erleben.




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