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[[Datei:Reims Kathedrale.jpg|mini|Die [[Kirche|Kathedrale]] von Reims in [[Frankreich]]: So sieht die Gotik aus dem [[Mittelalter]] aus.]] | |||
Gotik ist der [[Name]] eines Stils in der [[Kunst]] aus [[Europa]]. Die [[Epoche|Zeit]] der Gotik begann im [[Mittelalter]], sie folgte auf die [[Romanik]]. Die Gotik entstand seit dem Jahr 1140 im [[Norden]] [[Frankreich]]s. In [[Deutschland]] verbreitete sie sich aber erst Jahrzehnte später. Diese Kunstepoche endete hier spätestens um 1500, als der Stil der [[Renaissance]] auch in Deutschland beliebt wurde. | |||
Bei der Gotik denkt man vor allem an einen Baustil für [[Kirche]]n. Auf gotische Weise baute man aber auch zum Beispiel [[Burg]]en und [[Rathaus|Rathäuser]]. Außerdem schuf man in der Zeit der Gotik auch [[Statue]]n und [[Gemälde]], auch diese vor allem für Kirchen. | |||
xxxxxxxxxxxx mit gotischen Zügen. Dort sehen die [[Mensch]]en lebendiger und bewegter aus als noch in der Romanik, die vor der Gotik kam. | |||
Im 19. [[Jahrhundert]], also in den Jahren nach 1800, mochte man wieder die gotische Bauweise. So entstand die Neogotik oder Neugotik. Damals baute man die berühmteste gotische Kirche Deutschlands zu Ende, den [[Kölner Dom]]. | |||
== Woran erkennt man gotische Bauwerke? == | == Woran erkennt man gotische Bauwerke? == | ||
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen | [[File:Bebenhausen Window.jpg|mini|[[Fenster|Dies ist ein Spitzbogenfenster]] mit Maßwerk in einem [[Kloster]]. Die drei- und vierblättrigen [[Blüte]]nformen nennt man Dreipass und Vierpass. Sie kommen in der Gotik auch an einfacheren Bauten häufig vor.]] | ||
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen [[Kirche]]n jener Zeit erkennen. Sie haben weite Fensteröffnungen in der Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft [[Farbe|farbige]], durchscheinende Bilder. Sie sind wie ein [[Puzzle]] aus vielen farbigen oder bemalten [[Glas]]stückchen zusammengesetzt. Damit sie nicht vom [[Wind]] eingedrückt werden, sind sie von mehreren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk. | |||
Gotische Kirchen haben Gewölbe anstelle von flachen Decken. Diese sind aus gemauerten, leicht gebogenen [[Dreieck]]en zusammengesetzt. Dazwischen verlaufen Rippen, die die Dreiecke tragen. Seitlich laufen diese Rippen auf die Säulen oder Pfeiler zu und werden dort bis zum Boden verlängert. So kann man gut erkennen, wie die unteren Teile die oberen abstützen. | |||
Ganz Ähnliches kann man beobachten, wenn man von draußen auf die Kirche blickt. Das Gewicht des Daches würde die Wände nach außen drücken. Damit dies nicht geschieht, gibt es draußen zusätzliche Stützen, die dagegenhalten: senkrechte Strebepfeiler und schräge Strebebögen. | |||
<gallery caption="Merkmale gotischer Kirchen"> | <gallery caption="Merkmale gotischer Kirchen"> | ||
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File:Notre-Dame de Paris south facade, 28 April 2009.jpg|Am Chor (rechts im Bild) der Kathedrale Notre-Dame in Paris erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben. | File:Notre-Dame de Paris south facade, 28 April 2009.jpg|Am Chor (rechts im Bild) der Kathedrale Notre-Dame in Paris erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben. | ||
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== Woran erkennt man gotische Bilder und Figuren? == | |||
In der Gotik machten die Bildhauer nicht mehr nur flache Reliefs, sondern auch Statuen, die rundum modelliert sind. Ihr Stil änderte sich auch im Lauf der gotischen Zeit. Am Anfang waren die Figuren noch wenig bewegt, ihre Haltung war steif und feierlich, die Gesichter schön, aber ernst und die Falten waren nur als Linien gemeißelt. Schon bald entwickelte sich der gotische Stil weiter. Die Figuren bewegten sich eleganter, die Gesichter zeigten ein Lächeln, die Gewänder wurden in schwungvolle Kurven gelegt. Gefühle wurden ausgedrückt: Darum wendet sich [[Maria (Mutter von Jesus)|Maria]] dem [[Jesus]]kind zu und [[Jesus|Christus am Kreuz]] ist schmerzvoll leidend dargestellt. | |||
In der Spätgotik machten die Maler und Bildhauer immer genauer das nach, was sie sahen. Und sie stellten nicht mehr nur Einzelfiguren in ihre Altäre, sondern erzählten mit ihren gemalten und geschnitzten Bildern ganze Geschichten. Wie in den heutigen [[Comic]]s, nur ohne Sprechblasen. | |||
== Was nennt man noch gotisch? == | |||
xxxxxxxxxxxxxxx [[File:Oak Hill Cottage cropped.jpg|mini|Das Oak Hill Cottage steht in Ohio in den [[USA]]. Bei dieser „[[Zimmermann]]-Gotik“ sieht man Spitzen und Verzierungen, wie man sie von der Gotik her kennt.]] | |||
Lange Zeit dachten die Menschen bei dem Wort „gotisch“ an ein dunkles Mittelalter, an etwas Unheimliches. Im [[Englische Sprache|Englischen]] kennt man zum Beispiel die „gothic novel“, die „gotische Erzählung“. Gemeint ist ein [[Roman|Schauerroman]], eine Geschichte von unheimlichen Dingen wie [[Geist]]ern oder [[Vampir]]en. Heute nennt man dies wohl eher eine [[Horror]]-Geschichte. | |||
Manche Leute sprechen von der gotischen Schrift und meinen damit eine sogenannte [[Deutsche Druckschrift|gebrochene Schrift]]. Inschriften aus gotischer Zeit sehen so ähnlich aus. Solche Schriftarten verwendet man heute noch, wenn man an alte Zeiten erinnern will. Streng genommen müsste eine gotische Schrift mit den alten Goten zu tun haben. Tatsächlich gibt es ein gotisches [[Alphabet]] aus dem frühen Mittelalter. Das hat aber nichts mit der Gotik als Baustil zu tun. | |||
== Was haben die Goten mit der Gotik zu tun? == | |||
Der Name "Gotik" entstand durch ein Mißverständnis. Die Goten waren ein [[Germanen|germanisches]] [[Volk]]. Sie bildeten mehrere Reiche in [[Europa|Südeuropa]], die aber schon vor dem Mittelalter untergingen. Sie hatten eine eigene gotische [[Sprache]] und gotische [[Schrift]]. Aber mit der späteren gotischen Kunst haben sie nichts zu tun. Denn der Name „Gotik“ wurde zuerst um 1550 von einem [[Italien]]er gebraucht, der von den Goten keine Ahnung hatte. Aber mit dem [[Wort]] „gotisch“ wollte er die deutsche Kunst als grob und unmodern schlechtmachen. | |||
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Eglise des Jacobins toulouse.jpg|In der Jakobiner-Kirche von [[Toulouse]]. Die dunklen Linien an der Decke nennt man Rippen. | |||
SaintVitusCathedralPrague.jpg|Im gotischen Veitsdom von [[Prag]]: Dank hoher [[Fenster]] kommt viel [[Licht]] in die [[Kirche]]. | |||
Tower Bridge seen from the south bank.jpg|Die [[Tower Bridge]] in [[London]] hat gotische Elemente. | |||
Oostende Sint-Petrus-en-Pauluskerk R02.jpg|Die neugotische Petrus-und-Paulus-Kirche steht in Ostende in [[Belgien]]. Sie wurde erst um das Jahr 1900 erbaut. | |||
Notre-Dame de Paris south facade, 28 April 2009.jpg|Rechts an der Kathedrale Notre-Dame in [[Paris]] erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben. | |||
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== Woran erkennt man gotische Bauwerke? == | |||
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen Kirchen jener Zeit erkennen. Sie haben große Fensteröffnungen in Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft farbige, durchscheinende Bilder, die wie ein Puzzle aus vielen farbigen oder bemalten Glasstückchen zusammengesetzt sind. Damit sie nicht vom Wind eingedrückt werden, sind sie von weiteren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk. | |||
Statt flacher Decken haben die gotischen Kirchen Gewölbe. Diese sind aus gemauerten, leicht gebogenen Dreiecken zusammengesetzt, die von den dazwischen verlaufenden Rippen gehalten werden. Seitlich laufen diese Rippen auf die Säulen oder Pfeiler zu und werden dort bis zum Boden verlängert. So kann man gut erkennen, wie die unteren Teile die oberen abstützen. Ganz Ähnliches kann man beobachten, wenn man von draussen auf die Kirche schaut. Würden die Wände nicht durch Stützen gehalten werden, drückte das Gewicht von Dach und Gewölbe die Mauern zur Seite weg. Dann würde der ganze Bau zusammenbrechen. Das verhindern die dagegen haltenden senkrechten Strebepfeiler und schrägen Strebebögen. | |||
Bei einfachen Kirchen und Häusern sind von den beschriebenen Merkmalen oft nur Spitzbogenfenster und Strebepfeiler vorhanden. |
Version vom 22. Januar 2021, 17:27 Uhr
Gotik ist der Name eines Stils in der Kunst aus Europa. Die Zeit der Gotik begann im Mittelalter, sie folgte auf die Romanik. Die Gotik entstand seit dem Jahr 1140 im Norden Frankreichs. In Deutschland verbreitete sie sich aber erst Jahrzehnte später. Diese Kunstepoche endete hier spätestens um 1500, als der Stil der Renaissance auch in Deutschland beliebt wurde.
Bei der Gotik denkt man vor allem an einen Baustil für Kirchen. Auf gotische Weise baute man aber auch zum Beispiel Burgen und Rathäuser. Außerdem schuf man in der Zeit der Gotik auch Statuen und Gemälde, auch diese vor allem für Kirchen.
xxxxxxxxxxxx mit gotischen Zügen. Dort sehen die Menschen lebendiger und bewegter aus als noch in der Romanik, die vor der Gotik kam.
Im 19. Jahrhundert, also in den Jahren nach 1800, mochte man wieder die gotische Bauweise. So entstand die Neogotik oder Neugotik. Damals baute man die berühmteste gotische Kirche Deutschlands zu Ende, den Kölner Dom.
Woran erkennt man gotische Bauwerke?
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen Kirchen jener Zeit erkennen. Sie haben weite Fensteröffnungen in der Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft farbige, durchscheinende Bilder. Sie sind wie ein Puzzle aus vielen farbigen oder bemalten Glasstückchen zusammengesetzt. Damit sie nicht vom Wind eingedrückt werden, sind sie von mehreren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk.
Gotische Kirchen haben Gewölbe anstelle von flachen Decken. Diese sind aus gemauerten, leicht gebogenen Dreiecken zusammengesetzt. Dazwischen verlaufen Rippen, die die Dreiecke tragen. Seitlich laufen diese Rippen auf die Säulen oder Pfeiler zu und werden dort bis zum Boden verlängert. So kann man gut erkennen, wie die unteren Teile die oberen abstützen.
Ganz Ähnliches kann man beobachten, wenn man von draußen auf die Kirche blickt. Das Gewicht des Daches würde die Wände nach außen drücken. Damit dies nicht geschieht, gibt es draußen zusätzliche Stützen, die dagegenhalten: senkrechte Strebepfeiler und schräge Strebebögen.
Woran erkennt man gotische Bilder und Figuren?
In der Gotik machten die Bildhauer nicht mehr nur flache Reliefs, sondern auch Statuen, die rundum modelliert sind. Ihr Stil änderte sich auch im Lauf der gotischen Zeit. Am Anfang waren die Figuren noch wenig bewegt, ihre Haltung war steif und feierlich, die Gesichter schön, aber ernst und die Falten waren nur als Linien gemeißelt. Schon bald entwickelte sich der gotische Stil weiter. Die Figuren bewegten sich eleganter, die Gesichter zeigten ein Lächeln, die Gewänder wurden in schwungvolle Kurven gelegt. Gefühle wurden ausgedrückt: Darum wendet sich Maria dem Jesuskind zu und Christus am Kreuz ist schmerzvoll leidend dargestellt. In der Spätgotik machten die Maler und Bildhauer immer genauer das nach, was sie sahen. Und sie stellten nicht mehr nur Einzelfiguren in ihre Altäre, sondern erzählten mit ihren gemalten und geschnitzten Bildern ganze Geschichten. Wie in den heutigen Comics, nur ohne Sprechblasen.
Was nennt man noch gotisch?
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Lange Zeit dachten die Menschen bei dem Wort „gotisch“ an ein dunkles Mittelalter, an etwas Unheimliches. Im Englischen kennt man zum Beispiel die „gothic novel“, die „gotische Erzählung“. Gemeint ist ein Schauerroman, eine Geschichte von unheimlichen Dingen wie Geistern oder Vampiren. Heute nennt man dies wohl eher eine Horror-Geschichte.
Manche Leute sprechen von der gotischen Schrift und meinen damit eine sogenannte gebrochene Schrift. Inschriften aus gotischer Zeit sehen so ähnlich aus. Solche Schriftarten verwendet man heute noch, wenn man an alte Zeiten erinnern will. Streng genommen müsste eine gotische Schrift mit den alten Goten zu tun haben. Tatsächlich gibt es ein gotisches Alphabet aus dem frühen Mittelalter. Das hat aber nichts mit der Gotik als Baustil zu tun.
Was haben die Goten mit der Gotik zu tun?
Der Name "Gotik" entstand durch ein Mißverständnis. Die Goten waren ein germanisches Volk. Sie bildeten mehrere Reiche in Südeuropa, die aber schon vor dem Mittelalter untergingen. Sie hatten eine eigene gotische Sprache und gotische Schrift. Aber mit der späteren gotischen Kunst haben sie nichts zu tun. Denn der Name „Gotik“ wurde zuerst um 1550 von einem Italiener gebraucht, der von den Goten keine Ahnung hatte. Aber mit dem Wort „gotisch“ wollte er die deutsche Kunst als grob und unmodern schlechtmachen.
In der Jakobiner-Kirche von Toulouse. Die dunklen Linien an der Decke nennt man Rippen.
Die Tower Bridge in London hat gotische Elemente.
Die neugotische Petrus-und-Paulus-Kirche steht in Ostende in Belgien. Sie wurde erst um das Jahr 1900 erbaut.
Rechts an der Kathedrale Notre-Dame in Paris erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben.
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Woran erkennt man gotische Bauwerke?
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen Kirchen jener Zeit erkennen. Sie haben große Fensteröffnungen in Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft farbige, durchscheinende Bilder, die wie ein Puzzle aus vielen farbigen oder bemalten Glasstückchen zusammengesetzt sind. Damit sie nicht vom Wind eingedrückt werden, sind sie von weiteren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk. Statt flacher Decken haben die gotischen Kirchen Gewölbe. Diese sind aus gemauerten, leicht gebogenen Dreiecken zusammengesetzt, die von den dazwischen verlaufenden Rippen gehalten werden. Seitlich laufen diese Rippen auf die Säulen oder Pfeiler zu und werden dort bis zum Boden verlängert. So kann man gut erkennen, wie die unteren Teile die oberen abstützen. Ganz Ähnliches kann man beobachten, wenn man von draussen auf die Kirche schaut. Würden die Wände nicht durch Stützen gehalten werden, drückte das Gewicht von Dach und Gewölbe die Mauern zur Seite weg. Dann würde der ganze Bau zusammenbrechen. Das verhindern die dagegen haltenden senkrechten Strebepfeiler und schrägen Strebebögen. Bei einfachen Kirchen und Häusern sind von den beschriebenen Merkmalen oft nur Spitzbogenfenster und Strebepfeiler vorhanden.