Zimmermann
Zimmermann ist ein Beruf, der mit Holz zu tun hat. Man kann den Zimmermann auch Zimmerer nennen oder, wenn es eine Frau ist, Zimmerin. Sollte es sich um eine ganze Gruppe handeln, sagt man Zimmerleute. Der Betrieb ist eine Zimmerei oder ein Holzbau-Unternehmen.
Der Beruf des Zimmermanns ist verwandt mit dem Tischler und dem Dachdecker. Viele Arbeitsgebiete überschneiden sich. Zimmerleute haben aber eher mit Holz-Balken zu tun: Wenn ein Haus gebaut wird, kommt ihre Arbeit als erste dran. Sie errichten ganze Häuser aus Holz oder auch nur den Dachstuhl. Das ist das Gebälk unter dem Schrägdach eines Hauses. Holzhäuser verkleiden sie auch außen, dann ist das Haus gut gegen Regen und sonstige Witterung geschützt.
Zimmerleute bauen auch Balkone, Holzdecken, Fußböden und Holztreppen. Besonders gebraucht wurden Zimmerleute früher bei Fachwerkhäusern. Wenn so gebaut wird, dann kann man zwar Holz sparen. Man muss aber genau wissen, wie man das macht. Nur wenige Zimmerleute haben heute noch das Fachwissen dafür.
Zimmerleute entwerfen die Pläne für die gewünschten Bauteile heute am Computer. Dafür gibt es Programme. Computergesteuerte Maschinen messen und schneiden die Teile dann zu. Manchmal werden in der Werkstatt ganze Bauteile hergestellt. Sogar Fertighäuser können so entstehen. Die einzelnen Holzbauteile werden auf die Baustelle gebracht und werden dort so zusammengebaut, wie man es geplant hat.
Ältere Häuser können von Zimmerleuten auch saniert werden. Die Zimmerleute ersetzen zum Beispiel morsche Teile. Das ist vor allem wichtig bei alten Kirchen, Rathäusern oder anderen alten Gebäuden, die deshalb auch einen hohen Wert haben.
Zimmereien erneuern außerdem Fassaden. Sie dichten Fugen ab, damit dort keine kalte Luft ins Haus dringen kann. Oft versehen sie auch das ganze Haus mit einer dicken Außenschicht, damit es im Haus warm bleibt. Für solche Arbeiten gibt es heute aber auch besondere Unternehmen, die keine eigentlichen Zimmereien mehr sind.
Andere Holzbau-Unternehmen bauen heute vor allem große Dinge, zum Beispiel Brücken oder weit ausladende Dächer für Sport- oder Messehallen. Sie setzen für alles Computer, Maschinen und Krane ein. Zudem braucht es viele Zimmerer, die gut im Team zusammenarbeiten.
Wie wird man heute Zimmermann?
Heutzutage ist Zimmerer und Zimmerin ein Ausbildungsberuf, den man nach der üblichen Schule ergreifen kann. Bei uns arbeitet ein Lehrling in einem Holzbaubetrieb oder in einer Zimmerei. Er wendet dort an, was er in der Berufsschule gelernt hat und sammelt praktische Erfahrungen. In Deutschland und Österreich dauert die Ausbildung drei Jahre, in der Schweiz vier Jahre.
Wer Zimmerer werden will, muss kräftig sein und viel Ausdauer haben. Auch wenn die ganz schweren Holzteile mit dem Kran gehoben werden, bleibt viel Arbeit mit den eigenen Muskeln. Man muss nicht nur geschickt mit den Händen sein, sondern sich auch gut vorstellen, wie ein Gebälk aus dem Plan dann in Wirklichkeit aussieht. Die Arbeit im Freien muss man mögen, auch bei schlechtem Wetter. Und schwindelfrei sollte man dort oben besser auch sein.
Der Zimmermann arbeitet zwar oft für sich allein, etwa an einer Maschine. Beim Aufbau eines Hauses oder eines Dachs ist dann aber Teamarbeit gefragt. Alleine schafft das keiner, da muss man sich gegenseitig verstehen und unterstützen.
Was haben Zimmerleute früher gemacht?
Früher waren die Zimmermeister auch oft Baumeister. Im Mittelalter waren die Zimmermeister besonders wichtig, ohne sie konnte man kein Haus bauen. Selbst bei einem Haus aus Stein waren die Böden und der Dachstuhl aus Holz. Manche Zimmerleute haben sich auf aufwendige Dachstühle für große Gebäude spezialisiert.
Aber auch einfache Zimmerleute wurden auf den einzelnen Dörfern gebraucht. Sie bauten Ställe für Schweine, Hühner oder Kühe. Sie verschönerten Häuser mit leichteren Verzierungen. Sie bauten aber oft auch Möbel, denn früher unterschied man noch nicht zwischen dem Zimmerer und dem Tischler.
Damals gab es noch keinen elektrischen Strom. Zimmerleute kauften ihre Balken und Bretter in der Sägerei, die mit Wasserkraft arbeitete. In ihrer Werkstatt sägten sie diese Teile von Hand zurecht. Eine glatte Oberfläche bekamen sie mit dem Hobel hin. In einzelne Teile bohrten sie von Hand Löcher, natürlich genau am richtigen Ort. Beim Aufbau wurden Holzzapfen in diese Löcher geschlagen um die Teile zu verbinden. Natürlich kamen auch Nägel zum Einsatz. Die besorgte sich der Zimmerer beim Schmied.
Welche Bräuche haben Zimmerleute?
Zimmerleute gehören zu den wenigen Berufen, die noch „auf die Walz“ gehen. Dieser Brauch begann im späten Mittelalter. Heute gibt es nur noch wenige Zimmerleute, die diesen Brauch beibehalten. Wenn jemand „auf der Walz“ ist, dann soll er umherziehen, nach Arbeit suchen und so Erfahrungen sammeln. Er darf sich seinem Wohnort nicht nähern und muss mindestens drei Jahre und einen Tag „auf Wanderschaft“ sein.
Früher trugen Zimmerleute aus Tradition einen goldenen Ohrring im linken Ohr. Dies war einerseits das Erkennungszeichen, dass sie von der Zunft als Fachleute anerkannt wurden. Zudem galt: Sollten sie auf der Walz sterben, konnte der Ohrring verkauft werden, und davon wurde die Beerdigung bezahlt. Viele Zimmerleute tragen heute immer noch einen Ohrring als Erkennungszeichen.
Wie in allen Berufen gab es auch unter den Zimmerleuten solche, die bei ihrer Arbeit allzu sehr mogelten. Das konnte zum Ausschluss aus der Zunft führen. Der Zunftmeister riss dann dem Bösewicht den Ohrring heraus. Dadurch wurde das Ohr aufgeschlitzt. Er war dann ein "Schlitzohr", also einer, der andere betrogen hatte. Den Ausdruck „Schlitzohr“ benutzen wir heute noch für jemanden, der andere betrügt oder "übers Ohr haut".
Zimmerleute beim Bau eines Stalles vor etwa 60 Jahren
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