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Bei der Gotik denkt man vor allem an einen Baustil für [[Kirche]]n. Auf gotische Weise baute man aber auch zum Beispiel [[Burg]]en und [[Rathaus|Rathäuser]]. Außerdem schuf man in der Zeit der Gotik auch [[Statue]]n und [[Gemälde]], auch diese vor allem für Kirchen. | Bei der Gotik denkt man vor allem an einen Baustil für [[Kirche]]n. Auf gotische Weise baute man aber auch zum Beispiel [[Burg]]en und [[Rathaus|Rathäuser]]. Außerdem schuf man in der Zeit der Gotik auch [[Statue]]n und [[Gemälde]], auch diese vor allem für Kirchen. | ||
== Woran erkennt man gotische Bauwerke? == | == Woran erkennt man gotische Bauwerke? == | ||
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen [[Kirche]]n jener Zeit erkennen. Sie haben weite Fensteröffnungen in der Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft [[Farbe|farbige]], durchscheinende Bilder. Sie sind wie ein [[Puzzle]] aus vielen farbigen oder bemalten [[Glas]]stückchen zusammengesetzt. Damit sie nicht vom [[Wind]] eingedrückt werden, sind sie von mehreren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk. | Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen [[Kirche]]n jener Zeit erkennen. Sie haben weite Fensteröffnungen in der Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft [[Farbe|farbige]], durchscheinende Bilder. Sie sind wie ein [[Puzzle]] aus vielen farbigen oder bemalten [[Glas]]stückchen zusammengesetzt. Damit sie nicht vom [[Wind]] eingedrückt werden, sind sie von mehreren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk. | ||
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File:Bebenhausen Window.jpg|Spitzbogenfenster mit Maßwerk | File:Bebenhausen Window.jpg|[[Fenster|Dies ist ein Spitzbogenfenster]] mit Maßwerk in einem [[Kloster]]. Die drei- und vierblättrigen [[Blüte]]nformen nennt man Dreipass und Vierpass. Sie kommen in der Gotik auch an einfacheren Bauten häufig vor. | ||
SaintVitusCathedralPrague.jpg|Im gotischen Veitsdom von [[Prag]]: Dank hoher [[Fenster]] kommt viel [[Licht]] in die [[Kirche]]. | |||
Datei:20121007_Beauvais_CathedralStPierre_DSC00756_PtrQs_a.jpg|Blick von unten senkrecht nach oben in das Gewölbe über dem Altarraum der Kathedrale in Beauvais (Frankreich). Weil die Rippen sich überkreuzen, nennt man das hier ein Kreuzrippengewölbe. | Datei:20121007_Beauvais_CathedralStPierre_DSC00756_PtrQs_a.jpg|Blick von unten senkrecht nach oben in das Gewölbe über dem Altarraum der Kathedrale in Beauvais (Frankreich). Weil die Rippen sich überkreuzen, nennt man das hier ein Kreuzrippengewölbe. | ||
File:Notre-Dame de Paris south facade, 28 April 2009.jpg| | File:Notre-Dame de Paris south facade, 28 April 2009.jpg|Rechts an der Kathedrale Notre-Dame in [[Paris]] erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben | ||
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== Woran erkennt man gotische Bilder und Figuren? == | == Woran erkennt man gotische Bilder und Figuren? == | ||
In der Gotik machten die Bildhauer nicht mehr nur flache Reliefs, sondern auch | In der Gotik machten die Bildhauer nicht mehr nur flache Reliefs, sondern auch [[Statue]]n, die rundum modelliert sind. Ihr Stil änderte sich auch im Lauf der gotischen Zeit. Am Anfang waren die Figuren noch wenig bewegt, ihre Haltung war steif und feierlich, die Gesichter schön, aber ernst und die Falten waren nur als Linien gemeißelt. | ||
In der Spätgotik | |||
Schon bald entwickelte sich der gotische Stil weiter. Die Figuren bewegten sich eleganter, die Gesichter zeigten ein Lächeln, die Gewänder wurden in schwungvolle Kurven gelegt. Gefühle wurden ausgedrückt: Darum schaut [[Maria (Mutter von Jesus)|Maria]] das [[Jesus]]kind an und [[Jesus|Christus am Kreuz]] ist schmerzvoll leidend dargestellt. | |||
In der Spätgotik stellten die Maler und Bildhauer nicht mehr nur Einzelfiguren in ihre Altäre. Sondern sie erzählten mit ihren gemalten und geschnitzten Bildern ganze Geschichten. Wie in den heutigen [[Comic]]s, aber ohne Sprechblasen. Doch es wurden im Mittelalter fast nur Geschichten aus der [[Bibel]] und von [[Heiliger|Heiligen]] dargestellt. | |||
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File:Chartres2006 077.jpg|Frühgotik: Starr wie Säulen stehen seit 1145 die biblischen Könige an der [[Kirche|Kathedrale]] von Chartres. | |||
File:Ange du sourire mai 2015.JPG|Hochgotik: Lächelnder Engel vom 1240 geschaffenen Westportal der Kathedrale in Reims | |||
File:Neuss StQuirin Gabelkruzifix2.jpg|Die Qualen des gekreuzigten Christus sollten um 1360 Mitleid und Reue bei den Gläubigen erregen. | |||
File:Horb Stiftskirche Horber Madonna.jpg|Der steinernen Madonna hat um das Jahr 1400 der Bildhauer ein elegant schwingendes Gewand gegeben. | |||
File:Kolumbanaltar.JPG|Spätgotik: Um 1455 malte Rogier van der Weyden die Heiligen Drei Könige vor dem Jesuskind. Ganz genau hat er dabei auch alle Nebensachen wiedergegeben. | |||
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== Was nennt man noch gotisch? == | == Was nennt man noch gotisch? == | ||
Lange Zeit dachten die Menschen bei dem Wort „gotisch“ an ein dunkles Mittelalter, an etwas Unheimliches. Im [[Englische Sprache|Englischen]] kennt man zum Beispiel die „gothic novel“, die „gotische Erzählung“. Gemeint ist ein [[Roman|Schauerroman]], eine Geschichte von unheimlichen Dingen wie [[Geist]]ern oder [[Vampir]]en. Heute nennt man dies wohl eher eine [[Horror]]-Geschichte.[[File:Schriftzug_Fraktur.svg|mini|90px|Schriftzug "Fraktur"]] | |||
== | Manche Leute sprechen von der gotischen Schrift und meinen damit eine sogenannte [[Deutsche Druckschrift|gebrochene Schrift]]. Inschriften aus gotischer Zeit sehen so ähnlich aus. Solche Schriftarten verwendet man heute noch, wenn man an alte Zeiten erinnern will. | ||
== Und was ist "neugotisch"? == | |||
Im 19. [[Jahrhundert]], also in den Jahren nach 1800, mochte man wieder die gotische Bauweise. So entstand die Neogotik oder Neugotik. In diesem Stil baute man auch gern Schulen und Privathäuser. An ihnen sieht man oft treppenförmige Giebel. Damals baute man auch die berühmteste gotische Kirche Deutschlands zu Ende, den [[Kölner Dom]]. | |||
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Tower Bridge seen from the south bank.jpg|Die [[Tower Bridge]] in [[London]] hat gotische Elemente. | Tower Bridge seen from the south bank.jpg|Die [[Tower Bridge]] in [[London]] hat gotische Elemente. | ||
Oostende Sint-Petrus-en-Pauluskerk R02.jpg|Die neugotische Petrus-und-Paulus-Kirche steht in Ostende in [[Belgien]]. Sie wurde erst um das Jahr 1900 erbaut. | Oostende Sint-Petrus-en-Pauluskerk R02.jpg|Die neugotische Petrus-und-Paulus-Kirche steht in Ostende in [[Belgien]]. Sie wurde erst um das Jahr 1900 erbaut. | ||
File:School at Am Hulsberg 136 and 138 and Stader Straße, Bremen, Germany - 20110905.jpg|Ehemaliges Schulgebäude in Bremen, gebaut um 1880, ein Beispiel für einfache neugotische Bauweise mit Treppengiebel. | |||
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== Was haben die Goten mit der Gotik zu tun? == | |||
Der Name "Gotik" entstand durch ein Mißverständnis. Die Goten waren ein [[Germanen|germanisches]] [[Volk]]. Sie bildeten mehrere Reiche in [[Europa|Südeuropa]], die aber schon lange vor dem Mittelalter untergingen. Sie hatten eine eigene gotische [[Sprache]] und gotische [[Schrift]]. Aber mit der späteren gotischen Kunst haben sie nichts zu tun. Denn der Name „Gotik“ wurde zum ersten Mal um 1550 von einem [[Italien]]er gebraucht, der von den Goten keine Ahnung hatte. Aber mit dem [[Wort]] „gotisch“ wollte er die deutsche Kunst als grob und unmodern schlechtmachen. | |||
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Aktuelle Version vom 19. Februar 2021, 17:44 Uhr
Gotik ist der Name eines Stils in der Kunst aus Europa. Die Zeit der Gotik begann im Mittelalter, sie folgte auf die Romanik. Die Gotik entstand seit dem Jahr 1140 im Norden Frankreichs. In Deutschland verbreitete sie sich aber erst Jahrzehnte später. Diese Kunstepoche endete hier spätestens um 1500, als der Stil der Renaissance auch in Deutschland beliebt wurde.
Bei der Gotik denkt man vor allem an einen Baustil für Kirchen. Auf gotische Weise baute man aber auch zum Beispiel Burgen und Rathäuser. Außerdem schuf man in der Zeit der Gotik auch Statuen und Gemälde, auch diese vor allem für Kirchen.
Woran erkennt man gotische Bauwerke?
Den gotischen Stil kann man besonders gut an den großen Kirchen jener Zeit erkennen. Sie haben weite Fensteröffnungen in der Form von Spitzbogen. Die Glasfenster selbst zeigen oft farbige, durchscheinende Bilder. Sie sind wie ein Puzzle aus vielen farbigen oder bemalten Glasstückchen zusammengesetzt. Damit sie nicht vom Wind eingedrückt werden, sind sie von mehreren Spitzbogen und anderen Formen unterteilt. Diese Gliederung nennt man Maßwerk.
Gotische Kirchen haben Gewölbe anstelle von flachen Decken. Diese sind aus gemauerten, leicht gebogenen Dreiecken zusammengesetzt. Dazwischen verlaufen Rippen, die die Dreiecke tragen. Seitlich laufen diese Rippen auf die Säulen oder Pfeiler zu und werden dort bis zum Boden verlängert. So kann man gut erkennen, wie die unteren Teile die oberen abstützen.
Ganz Ähnliches kann man beobachten, wenn man von draußen auf die Kirche blickt. Das Gewicht des Daches würde die Wände nach außen drücken. Damit dies nicht geschieht, gibt es draußen zusätzliche Stützen, die dagegenhalten: senkrechte Strebepfeiler und schräge Strebebögen.
Dies ist ein Spitzbogenfenster mit Maßwerk in einem Kloster. Die drei- und vierblättrigen Blütenformen nennt man Dreipass und Vierpass. Sie kommen in der Gotik auch an einfacheren Bauten häufig vor.
Rechts an der Kathedrale Notre-Dame in Paris erkennt man die senkrechten Strebepfeiler und die schrägen Strebebögen. Das riesige runde Fenster in der Mitte besteht aus Maßwerk und farbigen Scheiben
Woran erkennt man gotische Bilder und Figuren?
In der Gotik machten die Bildhauer nicht mehr nur flache Reliefs, sondern auch Statuen, die rundum modelliert sind. Ihr Stil änderte sich auch im Lauf der gotischen Zeit. Am Anfang waren die Figuren noch wenig bewegt, ihre Haltung war steif und feierlich, die Gesichter schön, aber ernst und die Falten waren nur als Linien gemeißelt.
Schon bald entwickelte sich der gotische Stil weiter. Die Figuren bewegten sich eleganter, die Gesichter zeigten ein Lächeln, die Gewänder wurden in schwungvolle Kurven gelegt. Gefühle wurden ausgedrückt: Darum schaut Maria das Jesuskind an und Christus am Kreuz ist schmerzvoll leidend dargestellt.
In der Spätgotik stellten die Maler und Bildhauer nicht mehr nur Einzelfiguren in ihre Altäre. Sondern sie erzählten mit ihren gemalten und geschnitzten Bildern ganze Geschichten. Wie in den heutigen Comics, aber ohne Sprechblasen. Doch es wurden im Mittelalter fast nur Geschichten aus der Bibel und von Heiligen dargestellt.
Frühgotik: Starr wie Säulen stehen seit 1145 die biblischen Könige an der Kathedrale von Chartres.
Was nennt man noch gotisch?
Lange Zeit dachten die Menschen bei dem Wort „gotisch“ an ein dunkles Mittelalter, an etwas Unheimliches. Im Englischen kennt man zum Beispiel die „gothic novel“, die „gotische Erzählung“. Gemeint ist ein Schauerroman, eine Geschichte von unheimlichen Dingen wie Geistern oder Vampiren. Heute nennt man dies wohl eher eine Horror-Geschichte.
Manche Leute sprechen von der gotischen Schrift und meinen damit eine sogenannte gebrochene Schrift. Inschriften aus gotischer Zeit sehen so ähnlich aus. Solche Schriftarten verwendet man heute noch, wenn man an alte Zeiten erinnern will.
Und was ist "neugotisch"?
Im 19. Jahrhundert, also in den Jahren nach 1800, mochte man wieder die gotische Bauweise. So entstand die Neogotik oder Neugotik. In diesem Stil baute man auch gern Schulen und Privathäuser. An ihnen sieht man oft treppenförmige Giebel. Damals baute man auch die berühmteste gotische Kirche Deutschlands zu Ende, den Kölner Dom.
Die Tower Bridge in London hat gotische Elemente.
Die neugotische Petrus-und-Paulus-Kirche steht in Ostende in Belgien. Sie wurde erst um das Jahr 1900 erbaut.
Was haben die Goten mit der Gotik zu tun?
Der Name "Gotik" entstand durch ein Mißverständnis. Die Goten waren ein germanisches Volk. Sie bildeten mehrere Reiche in Südeuropa, die aber schon lange vor dem Mittelalter untergingen. Sie hatten eine eigene gotische Sprache und gotische Schrift. Aber mit der späteren gotischen Kunst haben sie nichts zu tun. Denn der Name „Gotik“ wurde zum ersten Mal um 1550 von einem Italiener gebraucht, der von den Goten keine Ahnung hatte. Aber mit dem Wort „gotisch“ wollte er die deutsche Kunst als grob und unmodern schlechtmachen.