Deutscher Bund

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Ein Spottbild aus der Zeit des Deutschen Bundes. Damals bestand Deutschland aus vielen einzelnen Staaten, die oft ziemlich klein waren. Der Zeichner hat es noch übertrieben: Ein Wagen hat Waren geladen und fährt durch Deutschland. Der Staat Schaumburg-Lippe ist angeblich so klein, dass der Wagen nicht hineinpasst.

Der Deutsche Bund war ein Verein von Staaten, ein Staatenbund. Gegründet wurde er im Jahr 1815. Damals fand der Wiener Kongress statt. Dort sprach man darüber, wie es in Europa weitergehen sollte: Der französische Kaiser Napoleon hatte halb Europa erobert und war nun besiegt.

In Deutschland gab es nicht einen Staat, sondern viele. Österreich und Preußen waren die größten. Vorher arbeiteten sie zusammen im Heiligen Römischen Reich. Man konnte sich in Wien nicht einigen, das alte Reich neu zu erschaffen. Zum Beispiel wollte Preußen nicht, dass der Kaiser von Österreich wieder deutscher Kaiser wurde.

Darum bildeten die deutschen Staaten den Deutschen Bund. Er hatte nur zwei Aufgaben: Wenn ein anderes Land einen deutschen Staat angreift, sollen die anderen deutschen Staaten dem angegriffenen Staat helfen. Außerdem konnte es passieren, dass in einem Staat das Volk die Regierung nicht mehr will und einen Aufstand macht. Dann sollten ebenfalls die anderen Staaten der Regierung helfen. Der Deutsche Bund war also für die Sicherheit da.

Viele Deutsche wollten aber keinen Staatenbund mehr: Sie glaubten nicht, dass der Deutsche Bund sie wirklich gut verteidigen könnte. Der Deutsche Bund half den Staaten außerdem dabei, Leute zu verfolgen, wenn sie mehr Freiheit wollten.

Der Deutsche Bund zerbrach schließlich daran, dass Österreich und Preußen Streit bekamen. Daher kam es im Jahr 1866 zum sogenannten Deutschen Krieg. Preußen besiegte Österreich und andere Staaten. Österreich musste danach anerkennen, dass es den Deutschen Bund nicht mehr gab.

Wer gehörte zum Deutschen Bund?

Eine Landkarte mit den Staaten, die Mitglied im Deutschen Bund waren. Österreich ist orange, Preußen blau.

Als der Deutsche Bund anfing, hatte er fast 40 Mitglieder. Ein Mitglied war an sich jeder Staat, der vorher zum Heiligen Deutschen Reich gehört hatte. Österreich und Preußen waren sehr große, mächtige Staaten, ähnlich wie Frankreich, Russland und Großbritannien.

Dann gab es noch einige mittelgroße Staaten. Das gilt vor allem für diejenigen, die einen König hatten: Bayern, Hannover, Sachsen und Württemberg. Man zählt oft noch Baden dazu und vielleicht noch Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel. Diese mittelgroßen Staaten fanden es meistens wichtig, dass sie mehr oder weniger unabhängig bleiben. Sie wollten nicht, dass Österreich oder Preußen Chef von Deutschland wurde.

Die übrigen deutschen Staaten waren meist sehr klein. Zum Beispiel in Hamburg oder Braunschweig lebten nur etwa 200.000 Einwohner, also so viele wie heute in einer großen Stadt. Die kleinen Staaten hatten Angst, dass die größeren Staaten etwas entscheiden, ohne sie zu fragen.

Einige Staaten hatten einen König, der kein Deutscher war: Der König der Niederlande war gleichzeitig Großherzog von Luxemburg. Weil Luxemburg ein Mitglied im Deutschen Bund war, durfte der König der Niederlande mitentscheiden im Deutschen Bund. Genauso war der König von Dänemark der Herzog von Holstein und Lauenburg. Einige Zeit lang war der König von Großbritannien auch König von Hannover.

Was machte der Deutsche Bund?

Diese Gebäude waren Teil der Bundesfestung von Ulm. Das ist eine Stadt, die heute in Baden-Württemberg liegt. In der Bundesfestung befanden sich Soldaten des Königreichs Württemberg.

Der Deutsche Bund hatte ein Organ, das die Entscheidungen getroffen hat: den Bundestag. Die Regierungen der Staaten schickten Vertreter in den Bundestag, die dort abstimmten. Der Bundestag damals war also nicht dasselbe wie der Bundestag heute.

Es gab Regeln für die Armeen der deutschen Staaten: Die Staaten mussten dafür sorgen, dass sie mindestens eine bestimmte Anzahl von Soldaten hatten. Diese Soldaten waren zusammen das Bundesheer. Wenn der Deutsche Bund feststellte, dass es Krieg gab, mussten die Staaten ihre Soldaten dem Deutschen Bund überlassen. Einen solchen Krieg gab es ein einziges Mal: Ab dem Jahr 1848 kämpfte Deutschland gegen Dänemark, drei Jahre lang.

Allerdings schickte der Deutsche Bund Soldaten auch in deutsche Staaten. Zum Beispiel waren die Menschen in Hessen-Kassel wütend über ihren Fürsten, weil der sich nicht an die Verfassung hielt. Der Deutsche Bund ließ bayerische Soldaten den Staat besetzen, um dem Fürsten zu helfen.

Der Deutsche Bund kümmerte sich um die Bundesfestungen. Das waren große Anlagen bei einigen Städten, mit Mauern und Gräben, so dass die Stadt sich gut verteidigen konnte. Wenn Frankreich den Deutschen Bund überfallen hätte, wären die Bundesfestungen sehr wichtig gewesen. Solche Bundesfestungen gab es in Luxemburg, Mainz, Rastatt und Ulm.

Warum waren viele Deutsche gegen den Deutschen Bund?

Das Hambacher Fest fand im Jahr 1832 statt. Es war eine Demonstration für mehr Freiheit in Deutschland.

In der Zeit des Deutschen Bundes veränderte sich viel in Europa. Die Menschen wollten, dass sich ein Staat gut um die Menschen kümmerte und vernünftige Regeln aufstellte. Zum Beispiel gab es in Deutschland viele verschiedene Maße und Gewichte. Das war sehr verwirrend: Man wollte lieber, dass es einen einzigen großen deutschen Staat gab, der bestimmte, welches Maß und welches Gewicht galt.

Der Deutsche Bund erließ Gesetze, an die sich die Staaten halten mussten. Meistens ging es darum, dass die Deutschen weniger Rechte haben sollten. Die Menschen durften nicht einfach Vereine gründen oder ihre Meinung sagen. Selbst wenn ein Staat weniger streng sein wollte, musste er es sein, der Gesetze des Deutschen Bundes wegen.

Trotzdem haben sich Menschen gegen den Deutschen Bund gewehrt. Sehr weit sind sie damit im Jahr 1848 gekommen: In Deutschland kam es zu einer Revolution, wie auch in anderen Ländern. Man nannte sie die Märzrevolution. Die Deutschen wählten das erste gemeinsame deutsche Parlament, die Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main. Ihre Mitglieder trafen sich in der Paulskirche in Frankfurt. Die Nationalversammlung wählte eine deutsche Regierung und stellte auch eine Verfassung für ganz Deutschland vor. Man sprach nicht mehr vom Deutschen Bund, sondern vom Deutschen Reich.

Die Nationalversammlung wählte den preußischen König zum deutschen Kaiser. Der König aber, Friedrich Wilhelm der Vierte, wollte das gar nicht. Er verachtete die Nationalversammlung und die Demokratie. Mit Soldaten bekämpfte er die Revolution und die Nationalversammlung. Schließlich machte der Deutsche Bund weiter wie bisher. Aber viele Deutsche wollten immer noch einen deutschen Staat und mehr Freiheit.

Warum stritten sich Österreich und Preußen?

Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1863. Der Kaiser von Österreich hat alle Fürsten Deutschlands eingeladen, um den Deutschen Bund zu verbessern. Einer aber fehlte: der König von Preußen. Preußen wollte den Deutschen Bund durch einen Nationalstaat ersetzen.

Österreich war viel größer als Preußen und hatte auch mehr Einwohner. Darum hielt Österreich sich für wichtiger. Österreich wurde immer als Erstes genannt. Im Bundestag, dem Organ des Deutschen Bundes, galt der Vertreter Österreichs als der Vorsitzende.

Jedoch: Österreich bestand aus mehreren Ländern, von denen einige gar nicht zum Deutschen Bund gehörten. Ein Beispiel war Ungarn. Preußen wollte deshalb nicht anerkennen, dass Österreich etwas Besseres sein sollte. Wenn man nur die Einwohner zählte, die im Deutschen Bund lebten, waren Österreich und Preußen etwa gleich stark.

Viele Deutsche wollten einen gemeinsamen deutschen Staat, einen Nationalstaat. Preußen fand die Idee nicht völlig schlecht. Es wollte aber Chef im Nationalstaat sein. Das gelang nur, wenn Österreich nicht dazu gehören würde.

Österreich aber wollte keinen Nationalstaat. In Österreich lebten viele verschiedene Völker, zum Beispiel Tschechen und Italiener. Daher wehrte es sich, wenn Preußen versuchte, es aus Deutschland herauszudrängen. Die mittelgroßen Staaten waren oft auf der Seite Österreichs. Sie wollten nicht, dass Preußen ihr Chef wurde.

Österreich wollte aber auch keine Veränderungen im Deutschen Bund: kein gemeinsames Recht, keine neuen Aufgaben, keine bessere Verteidigung. Damit waren die mittelgroßen und kleinen Staaten nicht zufrieden. Auf diese Weise änderte sich der Deutsche Bund nicht.

Österreich und Preußen machten aber auch vieles gemeinsam. Im Jahr 1864 gab es wieder Krieg gegen Dänemark. Dabei eroberten Österreich und Preußen das heutige Schleswig-Holstein. Sie konnten sich aber nicht einigen, was aus diesem Land werden sollte. Preußen wollte es sich einverleiben. Darüber kam es im Jahr 1866 wieder zum Krieg: Österreich und die anderen mittelgroßen Staaten kämpften gegen Preußen.

Was kam an die Stelle des Deutschen Bundes?

Ein Gemälde über den Krieg zwischen Österreich und Preußen. Es zeigt die wichtigste Schlacht, die von Königgrätz, bei der Preußen siegte.

Preußen gewann den Krieg gegen die Staaten des Deutschen Bundes. Es wollte einen Nationalstaat errichten. Das gelang aber nur im Norden von Deutschland. Dort lagen Preußen und die Staaten, die Preußen im Krieg geholfen haben. Außerdem zwang Preußen einige andere Staaten wie Sachsen dazu, mitzumachen.

Die Staaten in Norddeutschland ließen ein norddeutsches Parlament wählen: den Norddeutschen Reichstag. Alle Männer in Norddeutschland durften wählen, wenn sie mindestens 25 Jahre alt waren. Die Staaten und der Norddeutsche Reichstag einigten sich auf eine Verfassung. Der neue Staat hatte auch eine Regierung: Bundeskanzler wurde Otto von Bismarck, der auch schon Chef der preußischen Regierung war.

Der Nationalstaat bekam den Namen: „Norddeutscher Bund“. Das ist derselbe deutsche Staat, den es heute auch gibt. Er hat aber mehrmals eine neue Verfassung und einen neuen Namen bekommen. Im Jahr 1871 traten die deutschen Staaten aus Süddeutschland bei. Der Staat hieß seitdem „Deutsches Reich“. Seit dem Jahr 1949 ist der Name „Bundesrepublik Deutschland“.




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