Frankfurter Paulskirche
Die Paulskirche in Frankfurt war eine evangelische Kirche. Sie wurde besonders bekannt, weil sich dort das erste deutsche Parlament getroffen hat. Heute ist das Gebäude ein Ort für allerlei Veranstaltungen, wie Konzerte, Reden und Preisverleihungen. Es ist ein nationales Denkmal, das für ganz Deutschland wichtig ist.
An derselben Stelle stand vorher eine andere Kirche aus dem Mittelalter. Seit der Reformation war sie die wichtigste Kirche für die Evangelischen in Frankfurt. Allerdings war sie zu klein und alt. Bevor sie einzustürzen drohte, riss man sie ab. Danach dauerte der Bau fast 25 Jahre lang: Frankfurt war damals von den französischen Soldaten Napoleon Bonapartes besetzt.
Im Jahr 1833 eröffnete man die neue Kirche. Nach Paulus, einem Anhänger von Jesus Christus, nannte man sie Paulskirche. Das Gebäude wurde nicht nur für Gottesdienste verwendet. Zum Beispiel fand im Jahr 1913 eine große Feier statt, bei der man an die Leipziger Völkerschlacht gegen Napoleon erinnerte.
Die Bomben im Zweiten Weltkrieg haben viele Gebäude in Frankfurt zerstört, auch die Paulskirche. Man baute sie neu auf. Seitdem wird darin nicht mehr gebetet oder Gottesdienst gefeiert.
Warum ist die Kirche so berühmt?
Im Jahr 1848 gab es Deutschland noch nicht als einiges Land. Stattdessen lebten die Deutschen in vielen verschiedenen Staaten wie Preußen oder Österreich. Zusammengehalten wurden diese Staaten durch den Deutschen Bund. Dieser Verein von Staaten kümmerte sich um eine gemeinsame Verteidigung und schickte Soldaten gegen Aufstände.
Doch 1848 wollten viele Deutsche aus Deutschland einen richtigen Staat machen. In dieser Revolution gab der Deutsche Bund nach. Er ließ ein Parlament der Deutschen wählen. Es hieß Deutsche Nationalversammlung und traf sich in Frankfurt, derselben Stadt, in der auch der Deutsche Bund schon seinen Sitz hatte. Das war die erste Wahl für ganz Deutschland: Wählen durften die meisten erwachsenen Männer.
Für das Parlament brauchte man einen großen Raum. Die Kirchengemeinde gab dafür ihre Paulskirche. Man versteckte den Altar und die Orgel hinter Tüchern. Über dem Ort, von wo aus man zur Versammlung sprach, hängte man ein großes Gemälde auf. Es zeigte eine Frau mit Schwert und Fahne in den Farben Schwarz-Rot-Gold.
Die Mitglieder des Parlaments wählten ein Staatsoberhaupt, den Reichsverweser Johann aus Österreich. Der Reichsverweser ernannte eine deutsche Regierung. Außerdem berieten die Mitglieder über eine Verfassung für Deutschland, also Regeln für das Deutsche Reich, das damals entstand. Das dauerte ein knappes Jahr.
Der König von Preußen und einige andere Fürsten waren aber gegen die Verfassung. Sie wollten nichts von ihrer Macht abgeben. Sie verboten die Nationalversammlung, und als es Aufstände gab, ließen sie mit Soldaten dagegen kämpfen. Am Ende sorgten sie dafür, dass alles wieder so wurde wie vorher.
Woran denkt man heute bei der Paulskirche?
Darum dauerte es noch bis zum Jahr 1867, bis der Norddeutsche Bund gegründet wurde. Das war ein Staat wenigstens für ganz Norddeutschland. Einige Jahre kamen die süddeutschen Staaten hinzu. Man benannte den Norddeutschen Staat um in „Deutsches Reich“. Weil der wichtigste Politiker damals Otto von Bismarck war, nennt man es auch Bismarckreich.
Das Parlament in der Paulskirche hatte nicht nur Deutschland einigen wollen. Deutschland sollte auch ein mächtiges Land sein. Die Deutschen sollten ihre Meinung frei sagen dürfen, die gleichen Rechte haben, überall in Deutschland wohnen dürfen und auch sonst frei sein.
Diese „Ideen der Paulskirche“ blieben weiterhin stark. Es dauerte wohl im Bismarckreich etwas länger, bis sie Wirklichkeit wurden. Auch als später in Deutschland wieder über eine neue Verfassung geprochen wurde, dachte man noch an die „Paulskirchenverfassung“ vom 28. März 1849. Heute ist die Paulskirche ein Zeichen für Freiheit und Demokratie in Deutschland.
Wie sieht die Paulskirche heute aus?
Die Paulskirche steht in der Stadtmitte von Frankfurt, an einem kleineren Platz. Sie ist aus rotem Sandstein gebaut und hat von oben betrachtet eine Ei-Form. Auf ihrem einzigen, viereckigen Turm steht ein Kreuz. Früher hatte die Kirche ein rundes gewölbtes Dach. Nach dem Krieg baute man sie mit einem flachen Dach wieder auf.
Den Baustil der Kirche nennt man klassizistisch. So ein Aussehen war um das Jahr 1800 beliebt. Darum hat das Gebäude keine Schnörkel, sondern klare Linien und Formen. Das sollte an die Gebäude der alten Griechen und Römer erinnern. Durch hohe, lange Fenster kommt viel Licht hinein.
Im Gebäude sieht es heute modern aus und fast gar nicht mehr wie eine Kirche. Wohl gibt es noch eine Orgel. An den Wänden hängen siebzehn Fahnen: eine der Stadt Frankfurt, die übrigen sind jeweils eine pro Bundesland.
Um die Kirche herum sieht man einige Denkmäler zur deutschen Geschichte. Eine hohe Tafel außen an der Kirche erzählt über die Nationalversammlung. Eine Figur eines nackten Mannes steht für Friedrich Ebert, den Reichspräsidenten. Ein anderes Denkmal erinnert an die Opfer aus der Zeit, als die Nationalsozialisten in Deutschland regierten.
Etwas weiter weg von der Kirche steht eine Statue von einem Kopf, genauer gesagt eine Büste. Sie zeigt den Reichsverweser Johann, das erste Staatsoberhaupt für alle Deutschen. Auf dem Platz gibt es noch ein Denkmal: Dieser Obelisk, eine hohe Säule, erinnert an den Krieg gegen Dänemark in der Zeit der Nationalversammlung.
Vor einer Feier über die Wiedervereinigung
Bei einem Treffen des Olympischen Sportbundes in der Paulskirche
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