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Neuzeit

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Ein wichtiger Diener des Königs von Frankreich, links, und ein Mann der Kirche. Sie zeigen sich mit Weltkugel, Büchern und wissenschaftlichen Instrumenten. Gemalt hat dieses Bild Hans Holbein der Jüngere im Jahr 1533.

Die Neuzeit ist der neueste Abschnitt in der Geschichte und folgt auf das Mittelalter. Sie ist neben dem Mittelalter und dem Altertum eine der drei großen Epochen der Menschheits-Geschichte und beginnt etwa um das Jahr 1500. Wer die Kultur der Renaissance aus Italien besonders hoch schätzt, sieht den Anfang der Neuzeit lieber etwas früher. Wer vor allem an die Wissenschaft denkt, sagt, dass die Neuzeit eher um 1600 angefangen habe.

Obwohl die Neuzeit nicht so lange andauert wie das Altertum oder das Mittelalter, hat es besonders viele Entdeckungen und Erfindungen gegeben. Vieles ist geschehen, das noch für die Welt heute bedeutsam ist. Auch wir leben in der Neuzeit.

Wie fing die Neuzeit an?

Am Beginn der Neuzeit, um das Jahr 1500, stand die Renaissance. In dieser Zeit haben kluge Leute in Teilen Europas die Wiedergeburt des Altertums gefeiert. In der Kunst, beispielsweise der Malerei, entstanden viele Sachen nach Art der Griechen und Römer.

Wichtige Erfindungen wurden in dieser Zeit gemacht, beispielsweise die Druckpresse. Mit dem Buchdruck wurde es möglich, die Bibel zu vervielfältigen, wie es Martin Luther wollte. Er war ein Reformator, der den alten katholischen Glauben der Kirche umwandelte. Seine Anhänger waren Protestanten, die eine neue Kirche gründeten. Zu Beginn der Neuzeit führten die Protestanten in Deutschland und anderswo häufig Kriege gegen die Katholiken.

Was geschah mit weiteren Erfindungen?

Das Rathaus von Batavia, eine Kolonie der Niederländer. Heute heißt die Stadt Jakarta und ist die Hauptstadt von Indonesien.

Eine andere Erfindung war der Kompass. Er es möglich machte, sehr weite Strecken über die Weltmeere zu segeln und den Weg zu finden. Christoph Kolumbus war ein solcher Seefahrer. Er segelte unter der Flagge Spaniens über die Meere. Spanien und Portugal entdeckten viele Gebiete an den Küsten Amerikas, Afrikas und Asiens und eroberten sie auch. Die Städte und andere Niederlassungen, die sie dort gründeten, nennt man Kolonien. Spanien und Portugal wurden durch die Schätze, die es dort gab, reich und waren schon kurze Zeit nach 1500 die ersten Kolonialmächte.

Später kamen weitere Kolonialmächte hinzu, vor allem Großbritannien und die Niederlande. In diesen Ländern waren die Protestanten in der Mehrheit, von denen viele überzeugt waren, dass man im Leben fleißig arbeiten und zu Reichtum gelangen sollte. Solche Ideen haben zu einer neuen Art geführt, mit Geld umzugehen. Manche Wissenschaftler sagen, daraus sei der Kapitalismus entstanden: Man sammelt Geld an, das man dafür ausgibt, um neue Fabriken zu bauen und mehr Land anzubauen. Auf diese Weise macht man mit Geld immer mehr Geld.

Was ist die neuere Geschichte?

„Ein Experiment mit einem Vogel in einer Luftpumpe“: Das Gemälde von 1768 zeigt einen Wissenschaftler, der Luft aus einem Glas herauspumpt.

Die Zeit bis 1750 nennt man die Frühe Neuzeit. Danach beginnt die neuere oder moderne Geschichte. Durch neue Erfindungen lebten die Menschen länger und es ging zumindest vielen besser. In Europa und Nordamerika lernten mehr und mehr lesen und schreiben. Das führte dazu, dass sie mehr mitbestimmen wollten, was in ihrem Staat passiert – die Könige wehrten sich oft dagegen.

Ein wichtiges Wort in dieser Zeit ist Revolution. Es kommt aus dem Lateinischen und heißt eigentlich Umdrehung. Gemeint ist, dass vieles nicht mehr so ist wie früher, sondern sich ändert. In der Politik sollte das Volk mehr und der König weniger dürfen, so, als wenn sich alles umdreht.

1789 standen in Frankreich viele Menschen gegen den König auf, weil er viele Schulden gemacht hatte, schlecht regierte und die Ernte schlecht gewesen war. Das nennt man die Große Französische Revolution. Viele Wissenschaftler sagen, dass erst mit ihr die eigentliche neuere Geschichte beginnt. Die Revolution sorgte nicht einfach dafür, dass Menschen freier leben konnten – es kam auch zu Gewalt und Krieg. Darum haben viele Leute Angst vor der Revolution gehabt, selbst wenn sie selbst wollten, dass sich etwas im Staat ändert. Im ganzen 19. Jahrhundert hat man viel von Revolutionen gesprochen.

Eine andere Revolution in dieser Zeit war die Industrielle Revolution. Mit Industrie meint man Arbeitsstätten, an denen etwas hergestellt wird, produziert. Dank vieler Erfindungen und einer anderen Art zu arbeiten wurde viel mehr produziert als früher. Mit neuen Verkehrsmitteln wie der Eisenbahn ließen die neuen Waren sich gut woanders hinbringen, wo man sie kaufen wollte.

Was ist die neueste Zeit?

Um 1930: Der italienische Diktator Benito Mussolini spricht zu Soldaten.

Die Welt hat sich immer mehr verändert, und die Geschichtswissenschaft brauchte irgendwann einen neuen Ausdruck für das, was zuletzt geschehen ist. Die neueste Zeit ist der jüngste Teil der neuereren Geschichte. Ein ähnlicher Ausdruck ist Zeitgeschichte: Viele Menschen, die diese Zeit erlebt haben, leben noch.

Wann genau dieser letzte oder jüngste Teil der Geschichte angefangen hat, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Viele finden, dass der Erste Weltkrieg viel verändert hat. Er hat viele Länder in Europa arm gemacht, während die Menschen in den Kolonien mehr Macht gefordert haben. In Russland, Italien, Deutschland und anderen Ländern haben Radikale die Macht übernommen: Sie haben eine Diktatur, eine Gewaltherrschaft, errichtet und viele Menschen getötet, die anderer Meinung waren. Vor allem die Diktatur in Deutschland, der Nationalsozialismus, hat zum Zweiten Weltkrieg geführt.

[[Datei:Innerdeutsche Grenze beim Grenzmuseum Schifflersgrund - Flucht v. Heinz-Josef Große.jpg|mini|Grenze zwischen Hessen und dem Osten Deutschlands. Dieses Stück hat man stehen gelassen, damit die Leute noch sehen können, wie Deutschland geteilt war.]] 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, war die Welt in den Westen und den Osten geteilt. Der Westen wurde von den Vereinigten Staaten von Amerika angeführt, zu ihm gehörten viele Länder in Westeuropa. Russland war als Sowjetunion der Herrscher des Ostblocks, das sind die meisten Länder in Osteuropa und einige andere Länder gewesen. Man spricht von der Zeit des Kalten Krieges: Die USA und die Sowjetunion haben keinen Krieg gegeneinander geführt, aber immer mehr Waffen hergestellt. In einigen Ländern, wie Griechenland, Vietnam oder Angola, wurde der Krieg auch heiß. Wie die Welt und Europa war auch Deutschland geteilt. Für viele Kolonien in Asien und Afrika wurde es aber möglich, unabhängige Länder zu werden.

Der Kalte Krieg endete um 1990, als die Sowjetunion zu arm und zu schwach wurde, um weiterhin so viele Länder zu unterdrücken. Länder in Osteuropa, wie Polen oder Estland, konnten selbst entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten wollten. Es sah so aus, als wenn die Demokratie endgültig gewonnen hätte. Für die Zeit seitdem gibt es noch keinen richtigen Ausdruck. Die Geschichte geht aber weiter: Die Welt verändert sich, mal zum Schlechten, mal zum Guten.

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