Französisches Kolonialreich
Das Französische Kolonialreich bestand aus den Kolonien, die Frankreich seit der Frühen Neuzeit erobert hatte. Neben dem Spanischen Kolonialreich und dem Britischen Weltreich war es eines der größten in der Geschichte. In vielen Gebieten, die dazu gehörten, ist Französisch noch heute eine wichtige Sprache. Auch andere Dinge der französischen Kultur sind dort erhalten geblieben.
Aber auch auf Frankreich selbst hatten die Kolonien Auswirkungen. So gibt es heute viele Franzosen, die von Arabern und Afrikanern abstammen. Diese Einwanderer brachten ihre Kultur mit und vermischten sie mit der französischen.
Manche Gebiete gehören noch heute zu Frankreich. Man benutzt jedoch nicht mehr das Wort Kolonie. Stattdessen redet man von Überseegebieten oder auf Französisch „Départments d’outre mer“. Diese liegen meistens auf Inseln, etwa in der Karibik, im Indischen Ozean und im Pazifik.
Frankreich hatte eigentlich zwei Kolonialreiche. Das erste begann um das Jahr 1530 und bestand vor allem aus Gebieten in Nordamerika. Es endete im Jahr 1763 mit dem Siebenjährigen Krieg. Damals verlor Frankreich fast alle seine Kolonien an Großbritannien.
Das zweite französische Kolonialreich begann im 19. Jahrhundert in der Zeit nach der Herrschaft von Napoleon und endete einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Zeit dauerte etwa von 1830 bis 1960. Dieses Kolonialreich befand sich vor allem in Afrika, im Nahen Osten und in Asien.
Wie entstand und endete das erste Kolonialreich?
Im Jahr 1534 schickte der französische König den Entdecker Jacques Cartier nach Nordamerika. Er sollte den neuen Kontinent erforschen und einen nordwestlichen Seeweg nach China finden. Auf diese Weise landete er am Sankt-Lorenz-Strom im Süden des heutigen Kanada. Dort errichtete Cartier Handelsposten und nahm das Land schließlich in Besitz.
Der König wollte zunächst nicht beim Kolonialismus der anderen Europäer mitmachen, also bei der Eroberung von Kolonien. Er änderte jedoch seine Meinung, als er erkannte, wie gut sich damit Geld verdienen lässt. Vor allem an den Pelztieren in dieser Gegend Amerikas waren die französischen Kaufleute interessiert. In Europa waren die heimischen Biber nämlich schon so gut wie ausgerottet.
Besonders im 17. Jahrhundert begannen die Franzosen, ihr Kolonialreich stark zu vergrößern. Es umfasste bald schon weite Teile des heutigen Ostens von Kanada. Auch im Gebiet um den Fluss Mississippi siedelten sich Franzosen an. So geht die Gründung der Stadt New Orleans auf die Franzosen zurück. Der heutige US-Bundesstaat Louisiana, in dem New Orleans liegt, wurde nach König Ludwig dem Vierzehnten benannt, der auf französisch Louis hieß. Auch in der Karibik und in Indien nahmen die Franzosen Land in Besitz. Neben dem Pelzhandel im hohen Norden bauten die Franzosen in Louisiana Baumwolle an. Aus Indien importierten sie Tee und teure Gewürze. Die Arbeit für die Franzosen mussten meist Sklaven verrichten, die gegen ihren Willen aus Afrika verschleppt wurden.
Für den Zusammenbruch des ersten französischen Kolonialreichs sorgte vor allem der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763. Damals kämpften die mächtigsten Länder Europas gegeneinander, auch in den Kolonien. Die Franzosen mussten dabei eine schmerzliche Niederlage gegen die Briten hinnehmen. Sie verloren ganz Kanada und all ihre Kolonien in Indien. Damit die Briten nicht auch noch die Kolonien um den Mississippi bekommen würden, gab der französische König diese einfach dem König von Spanien.
In der Zeit von Napoleon verloren die Franzosen auch noch ihre wichtigste Kolonie in der Karibik: Saint-Domingue, das heutige Haiti. Damals wehrten sich afrikanische Sklaven gegen ihre französischen Unterdrücker und gründeten eine eigene Republik. Die Sklaven sagten sich: Wenn in Frankreich nun von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Rede ist, sollte dies auch für uns gelten.
Wie entstand und endete das zweite Kolonialreich?
In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wollte Frankreich erneut ein großes Kolonialreich haben. Damals war die Zeit des Imperialismus und die Europäer begannen damit, in großem Umfang den Rest der Welt unter sich aufzuteilen.
Frankreich eroberte nun vor allem Gebiete in Norden und Westen von Afrika sowie in Indochina. Das sind heute die Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha. Um das Jahr 1900 hatte Frankreich nach Großbritannien das größte Kolonialreich der Welt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es sogar noch größer. Frankreich erhielt Gebiete im Nahen Osten, die zuvor dem Osmanischen Reich gehörten.
Die ersten Länder, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg von Frankreichs Herrschaft befreiten, lagen in Asien und im Nahen Osten. Später folgten die Länder in Afrika. Allein im „Afrikanischen Jahr“ 1960 wurden 14 Kolonien wieder unabhängig von Frankreich. Viele der Kolonien des zweiten französischen Kolonialreichs sind heute Entwicklungsländer. Oft steht es dort auch schlecht um die Demokratie.
Die Gebiete, die heute noch Überseegebiete sind, wollen weiterhin zu Frankreich gehören und unterscheiden sich nicht mehr sehr stark von Europa. Es wird dort die gleiche Politik wie überall in Frankreich und der Europäischen Union gemacht. Allerdings gibt es einige Unterschiede in der Kultur und der Wirtschaft. Diese stammen noch aus der Kolonialzeit. Und es herrscht dort meist ein tropisches Klima. Viele Menschen, die aus den Überseegebieten stammen, wohnen und arbeiten heute im europäischen Frankreich und umgekehrt gibt es Europäer in den Überseegebieten.
In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso: Dieses Land ist seit dem Jahr 1960 unabhängig.
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