Sprache
Sprache ist ein Mittel, mit dem sich die Menschen gegenseitig verstehen können. Es gibt auf der Welt viele verschiedene Sprachen, manche Fachleute sagen: 3.000 bis fast 7.000. Wir sprechen aber auch von Sprache allgemein und meinen damit, dass Menschen sprechen können – Tiere können das nicht, zumindest nicht so wie wir. US-amerikanische Forscher unterrichteten Affen in der Gebärdensprache der Gehörlosen und hatten damit Erfolg. Sie konnten Schimpansen und Gorillas mehr als einhundert Gebärden beibringen. Die Unterhaltung lief dann in etwa wie mit einem zweijährigen Kind.
Eine Sprache braucht für jedes Ding ein Wort. In Deutschland hört man beispielsweise „Baum“, in England hört man „tree“. Der Deutsche und der Engländer denkt dann an eine Pflanze mit dickem Stamm und grünen Blättern. „Baum“ oder „tree“ ist also das Zeichen oder das Symbol für die Sache selbst. Dazu braucht man aber nicht unbedingt Wörter. Es können auch Bilder oder Gebärden sein.
Jede Sprache hat ihren Aufbau: Aus Lauten werden Silben zusammengesetzt, aus Silben Wörter, aus Wörtern Satzteile und aus Satzteilen Sätze. Aus mehreren Sätzen entsteht schließlich eine ganze Geschichte oder ein Buch. Die Regeln, welchen der Aufbau einer Sprache folgt, heißen Grammatik. Wie man die Wörter und Sätze aufschreibt, bestimmt die Rechtschreibung.
Die Wissenschaft, die sich mit Sprache beschäftigt, nennt man Sprachwissenschaft oder Linguistik. Sie teilt die Sprachen der Welt in Gruppen ein, die Sprachfamilien. Die deutsche Sprache gehört zur indoeuropäischen Sprachfamilie. Diese Sprachen kommen aus Europa und Indien, werden heute aber auch in anderen Teilen der Welt gesprochen.
Auch wenn Menschen dieselbe Sprache haben, sprechen sie sie oft unterschiedlich aus. In der einen Stadt oder Gegend spricht man Deutsch anders als in der nächsten. Die Art, wie man das macht, nennt man Dialekte. Das Gegenteil von einem Dialekt ist die Standardsprache, die in der Schule unterrichtet wird. Luxemburgisch wird zum Teil als Dialekt der deutschen Sprache betrachtet. Da aber in der Schule auf Luxemburgisch unterrichtet wird, gilt es als Sprache.
Wie lernt man eine Sprache?
Es gibt zwei ganz unterschiedliche Arten, eine Sprache zu lernen. Die erste Art gelingt nur kleinen Kindern. Sie hören, wie die Erwachsenen und Kinder um sie herum sprechen und machen das nach. Am meisten hören sie ihre Mutter. Deshalb nennt man die erste Sprache, die ein Mensch beherrscht, Muttersprache. Ein Kind kann aber auch zwei Sprachen gleichzeitig lernen, zum Beispiel eine von der Mutter und eine vom Vater. Vielleicht gibt es auch noch ein Kindermädchen, das nochmals eine andere Sprache spricht. Dann lernt das Kind eben noch eine dritte Sprache. Auch die nennt man Muttersprache.
Die Fähigkeit, eine Sprache einfach so vom Hören zu lernen, verliert sich jedoch mit zunehmendem Alter. Dann braucht es Sprachunterricht. Es ist dann wie bei der Mathematik. Die lernen wir auch nicht einfach so, sondern wir müssen sie uns erarbeiten.
Wenn also eine Familie zum Beispiel aus der Türkei zu uns kommt, dann haben es die Erwachsenen mit dem Spracherwerb am schwierigsten. Je kleiner die Kinder sind, desto einfacher ist es für sie. Zumindest gilt dies, so lange die Kinder ihre Zeit nicht nur in der Familie verbringen, sondern wenn sie auf dem Spielplatz oder in einer Kindertagesstädte oft und gutes Deutsch hören.
Sprachen, die man in einem besonderen Unterricht lernt, bezeichnen wir auch als Fremdsprachen. Damit ist der Gegensatz zur Muttersprache gemeint. Man kann das aber auch etwas neutraler ansehen und spricht dann nur noch von Erstsprache, Zweitsprache, Drittsprache und so weiter.
Warum gibt es so viele Sprachen?
Die Zahl der Sprachen lässt sich nicht leicht zählen. Oft ist es nicht klar, was noch als Dialekt oder schon als Sprache gilt. Gehen wir von knapp 7.000 Sprachen aus, sind das gar nicht so viele. Vor Tausenden Jahren gab es mehr als 10.000 Sprachen. Niemals in den letzten Jahrtausenden gab es so wenige Sprachen.
In der Bibel wird die Vielzahl der Sprachen als Strafe für den Turmbau zu Babel gesehen. Babel ist der biblische Name für die Stadt Babylon. Dort wollten die Menschen einen Turm bis in den Himmel bauen. Doch Gott wollte das nicht, er zerstörte den Turm. Und damit sich die Menschen nicht zu einem neuen Versuch verabreden konnten, ließ er sie plötzlich in verschiedenen Sprachen sprechen. Wenn heute Menschen so reden, bezeichnet man dies oft als „Babylonisches Sprachengewirr“ oder als „Babylonische Sprachenverwirrung“.
Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es so viele Sprachen gibt, weil die Menschen früher nicht so viel Kontakt zueinander hatten. Ein Beispiel ist das Land Papua-Neuguinea. Dort werden mehr Sprachen als in ganz Europa gesprochen. Die Menschen dort leben in kleinen Dörfern und sprechen ihre eigenen Sprachen. Mit anderen Menschen haben sie nicht viel zu tun. Sie haben alles, was sie brauchen in ihrem Dorf. Auch geht kein Kind in die Schule. Heiratet aber ein Mann eine Frau aus einem Nachbardorf, wachsen die Kinder mit beiden Sprachen auf. In großen Ländern aber, in denen es eine Schulpflicht und eine Wehrpflicht gibt, müssen die Menschen die Amtssprache ihres Staates lernen.
Gibt es bald nur noch eine Sprache?
Englisch ist heute die wichtigste Sprache auf der Erde. Es ist in vielen Staaten die Amtsprache und hat Französisch an vielen Stellen verdrängt. Doch das Beispiel des Lateinischen zeigt, wie sich das Englische weiterentwickeln könnte. Aus dem Latein der Römer entwickelten sich das Französische, das Spanische und das Portugiesische.
Das Internet trägt viel dazu bei, dass die Welt sich mehr und mehr auf Englisch unterhält. Die meisten wissenschaftlichen Schriften erscheinen in dieser Sprache. So sind sie praktisch auf der ganzen Welt lesbar. Dafür drohen andere Sprachen zu verschwinden. Der Kanton Graubünden in der Schweiz beispielsweise kämpft dafür, dass die rätoromanische Sprache nicht ausstirbt.
Zwischen dem Präsidenten der Palästinenser und dem US-Präsidenten Barack Obama sitzt ein Dolmetscher.
Ein altes Straßenschild in Prag: deutsch und tschechisch.
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