Schnecken
Schnecken sind die einzigen Weichtiere, die nicht nur im Wasser, sondern auch an Land leben. An Land kriechen sie langsam und hinterlassen eine Spur aus Schleim, auf der sie rutschen. Die Landschnecken kann man grob unterteilen in Nacktschnecken und Gehäuseschnecken. In der Schweiz nennt man sie Häuschenschnecken, weil sie ein kleines Haus mit sich herumtragen.
Schnecken gibt es auf der ganzen Welt, sogar in den Meeren der Arktis und der Antarktis. Sie können kleiner als einen Millimeter sein, aber auch sehr groß: Eine Schneckenart im Indischen Ozean erreicht sogar eine Länge von bis zu 90 Zentimetern.
Die einzelnen Schneckenarten unterscheiden sich sehr voneinander. Für alle gilt: Der Körper besteht wie bei allen Weichtieren aus dem Kopf, dem Fuß, dem Eingeweidesack und dem Mantel. Alles andere kann sehr verschieden sein. Deshalb beschreibt dieser Artikel vor allem Beispiele.
Wie sehen Schneckenkörper aus?
Gehäuseschnecken tragen ein Gehäuse auf dem Rücken. Es entspricht der Schale bei den Muscheln. Der Eingeweidesack bleibt immer in der Schale. Dort hinein können sie auch den Fuß zurückziehen. Sie tun dies, wenn sie am Trockenen liegen und verschließen die Öffnung mit einer dicken Schicht aus Schleim. Die Landschnecken tun dies auch, um den Winter besser zu überstehen.
Bei den Nacktschnecken ist das Gehäuse im Laufe der Evolution verschwunden. Es blieb nur noch so etwas wie eine starke Haut übrig, die man „Mantel“ nennt. Der Eingeweidesack liegt unter dem Mantel.
Kopf und Fuß sehen aus wie aus einem Stück. Alle Schnecken haben Fühler, aber nur einige haben Augen. Die Wissenschaftler nennen sie „Becheraugen“. Das sind Vertiefungen in der Haut in der Form eines Bechers. Auf dessen Oberfläche befinden sich bis zu 30 Seh-Zellen. Das Licht fällt immer nur auf einen Teil dieser Sehzellen. So kann die Schnecke erkennen, wo es heller oder dunkler ist. Die Augen sitzen wie schwarze Punkte oben auf den Fühlern.
Alle Schnecken sind taub, aber zumindest die Landschnecken können sehr gut riechen. Sie haben jedoch keine Nase, sondern einzelne Zellen, mit denen sie riechen können. Sie sitzen vor allem an der vorderen Hälfte des Körpers.
Schnecken haben ein Herz und einige Adern. Ihr Blut vermischt sich zusammen mit einer anderen Körperflüssigkeit zur Hämolymphe. Man sagt „Hämolümfe“. Sie fließt frei durch den Körper. Die meisten Landschnecken atmen mit einer einfachen Lunge. Alle Meeresschnecken atmen mit Kiemen. Schnecken haben eine Speiseröhre, einen Magen, einen Darm mit Ausgang, eine Leber und Nieren.
Wie leben Schnecken?
Landschnecken bewegen sich sehr langsam. Sie legen einen Schleimteppich unter den Fuß, auf dem sie gleiten können. Dieser Schleimteppich schützt sie auch vor scharfen Untergründen. Um vorwärts zu kommen, heben sie hinten den Fuß etwas an, so dass eine Falte entsteht wie bei einem Teppich. Diese Falte lassen sie dann nach vorne wandern bis zum Kopf. Dann folgt die nächste Falte. Das kann man sehr schön beobachten, indem man eine Schnecke über eine Glasplatte kriechen lässt.
Landschnecken ertragen keine Trockenheit oder gar Sonne. Sie sind deshalb besonders in der Dämmerung, nachts oder bei Regen aktiv. Bei Sonnenschein ziehen sie sich an den Schatten zurück, damit sie nicht vertrocknen.
Den Winter verbringen die Landschnecken in Erdspalten. Sie gehen möglichst tief, weil dort der Boden wenig gefriert. Gehäuseschnecken ziehen sich in ihr Gehäuse zurück und verschließen den Eingang mit einer dicken Schleimschicht, die dann hart wird.
Schnecken können weder fliehen noch sich wehren, deshalb haben sie viele Feinde: Igel, Maulwürfe, Spitzmäuse, Frösche, Kröten, Blindschleichen, Salamander, Ringelnattern und viele Vögel essen gerne Schnecken. Sie liefern viel Eiweiß, ähnlich wie die Fische. In Hungerzeiten gibt es noch viel mehr Tiere, die lieber Schnecken fressen als gar nichts, beispielsweise die Füchse.
Wie ernähren sich Schnecken?
Keine Schnecke hat richtige Zähne, aber alle haben eine Raspelzunge. Die Landschnecken schaben damit Pflanzenteile ab wie mit einer Feile. Was sie so in den Mund bekommen, ist fein genug, dass sie es herunterschlucken und verdauen können.
Schnecken sind der Schrecken der Gärtner. Sie fressen zuerst alles an den Pflanzen, was zart ist. Anschließend machen sie sich auch über die Stiele her. So können in einer Nacht ganze Salate verschwinden. Es gibt auch Blumen, welche sie sehr lieben, beispielsweise die Tagetes, welche auch Studentenblumen heißen. Sie riechen stark und ziehen die Schnecken magisch an.
Es gibt auch Schnecken, die Aas fressen, also tote Tiere. Diese Schnecken haben kleine Raspelzähnchen. Die Kegelschnecke aus dem Meer beispielsweise hat wenige kleine Zähnchen wie Harpunen, mit denen sie ein Gift in ihre Beute spritzt. Die Beutetiere werden dadurch gelähmt und die Schnecke kann sie verzehren.
Wie vermehren sich Schnecken?
Die meisten Schnecken sind zweigeschlechtlich, es gibt also Männchen und Weibchen. So sind alle Meerschnecken und einige Süßwasserschnecken. Ihre Jungtiere entwickeln sich als Larven, die frei im Wasser schwimmen.
Die Landlungenschnecken sind Zwitter. Zu ihnen gehören die Weinbergschnecken und die Rote Wegschnecke, die in der Schweiz auch Rossschnecke heißt. Bei diesen Schnecken ist jedes Tier zugleich Männchen und Weibchen.
Zwitter nennt man in der Wissenschaft „Hermaphroditen“. Bei der Paarung gleitet zuerst das eine Tier mit dem Penis in die Vagina des andern und gibt seine Samenzellen ab, dann wechseln sie die Rollen. Beide Schnecken tragen dann befruchtete Eizellen in sich, welche sich zu Eiern entwickeln.
Jedes Tier gräbt sich dann eine kleine Höhle in die Erde und legt die Eier hinein. Diese entwickeln sich selbständig, bis die kleinen Schnecken ausschlüpfen. Sie sind sofort selbständig und suchen sich ihre Nahrung selber.
Schaden oder nützen die Schnecken der Natur und den Menschen?
Die Natur kennt keine Schädlinge. Alles nützt dem Kreislauf des Lebens. Schnecken und ihre Eier dienen vielen Lebewesen als Nahrung. Deshalb sind auch die Schnecken wichtig für die Natur.
Wenn Menschen Äcker oder Gärten anlegen, greifen sie in die Natur ein. Dort vermehren sich die Schnecken sehr schnell, weil sie viel Nahrung finden. Zudem fehlen in großen Plantagen oft die Feinde der Schnecken, weil sie keine natürlichen Lebensräume mehr finden. Dann nehmen die Schnecken überhand und fressen alles kahl.
Bauern und Gärtner müssen deshalb etwas gegen Schneckenplagen unternehmen. Einige Gärtner machen sich zunutze, dass Schnecken Feuchtigkeit brauchen: Sie legen Bretter oder Ziegel aus, darunter verkriechen sich die Schnecken. Die Gärtner sammeln sie dann dort ein.
Man kann sich auch gezielt Tiere zulegen, welche die Schnecken fressen: Verschiedene Wachteln oder Laufenten haben sich bisher bewährt. Es nützt aber auch schon, den Garten so zu gestalten, dass sich beispielsweise Igel oder Blindschleichen darin wohl fühlen.
Sehr wirkungsvoll ist Schneckengift. Das Problem ist dabei, dass das Gift auch sonst in die Umwelt gelangt oder dass beispielsweise Blindschleichen Schnecken fressen, die erst gerade Schneckengift geschluckt haben. Daran können dann auch die Blindschleichen sterben, und die Schneckenplage wird sogar noch größer.
Wer isst Schnecken?
Schon im Alten Rom gab es Rezepte für Schnecken. Sie galten als Delikatesse, als ein besonderer Leckerbissen. Im Mittelalter hat ein Papst erklärt, dass Schneckenfleisch mager sei: Das bedeutete, dass die Mönche sie auch in der Fastenzeit essen durften. Später galten Schnecken als ein Essen für arme Leute.
Das änderte sich wieder in den Jahren nach 1800. Vor allem in Frankreich sind Schnecken sehr beliebt. Sie sind ein sehr gesundes Essen, da sie kaum Fett, aber wertvolle Eiweiße und Mineralstoffe beinhalten. Weniger gesund werden sie jedoch, wenn sie gekocht werden und etwa Butter hinzukommt.
Heute verspeist man normalerweise die Weinbergschnecken als Delikatesse. Diese Schneckenart ist zwar geschützt und darf nicht in der Freiheit eingesammelt werden. Es ist jedoch erlaubt, sie in Schneckenfarmen zu züchten.
Eine Große Achatschnecke in Guinea
Mittelmeer-Sandschnecken an einer Pflanze, Frankreich
Auch Sternschnecken leben im Meer.
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