Eidgenossenschaft
Die Eidgenossenschaft war ein Bündnis von Kantonen, aus dem die heutige Schweiz entstand. Der Kern der Eidgenossenschaft entstand im 14. Jahrhundert. Die Bündnisse zwischen den Kantonen wurden über lange Zeit immer wieder erneuert, und weitere Kantone stießen dazu. In der ursprünglichen Form bestand die Eidgenossenschaft bis zur Zeit der Französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts.
Im Jahr 1815 hatte die Eidgenossenschaft die Ausdehnung der heutigen Schweiz erreicht. Im Jahr 1848 organisierte sich die Eidgenossenschaft von Grund auf neu. Das wurde in einer Verfassung festgehalten. Seither ist die Schweiz ein moderner Bundesstaat. Ihr vollständiger Name ist „Schweizerische Eidgenossenschaft“. Meist spricht man aber einfach von der Schweiz.
Wie ist die Eidgenossenschaft entstanden?
Ursprünglich gehörte das Gebiet zum Heiligen Römischen Reich. Die Innerschweiz hatten die Bauern mit den Freiheitsbriefen im 13. Jahrhundert einige Sonderrechte bekommen, sie durften beispielsweise ihre eigenen Richter wählen. Mit der Zeit wurden in den Talschaften der Waldstätte, also in Uri, Schwyz und Unterwalden, wenige Bauern mächtig. Zuvor gab es mächtige Adligen, etwa die Habsburger, die in Burgen wohnten. Mit oder ohne die Anwesenheit von Adligen, die meist über viel Land verfügten, wollten die Anführer der drei Waldstätte für den Landfrieden sorgen. Dafür schlossen sie Bündnisse.
Eine Urkunde, auf denen sie ihr Bündnis für den Landfrieden mit Siegeln bekräftigten, war etwa der Bundesbrief von 1291. Sie legten einen Eid ab und versprachen, sich gegenseitig beizustehen, falls Krieg von außen drohte. Auch sollte ein Verbrecher nicht nur in einem, sondern in allen Kantonen verfolgt werden. Gegen fremde Richter wollten sie sich wehren. Wegen diesem Eid nannten sie sich Eidgenossen.
Solche Bündnisse wurden nur zum Teil und erst später schriftlich festgelegt. Es gab im Mittelalter viele Bündnisse und Eidgenossenschaften. Nur jene, aus der später die Schweiz hervorgegangen ist, hat dafür gesorgt, dass Landgebiete und Städte zusammen.
Die Eidgenossen haben im 15. Jahrhundert teilweise begonnen, gemeinsam Politik zu machen. Dazu gab es die Tagsatzung, einen Rat der Anführer aus den verschiedenen Kantonen. So bildete sich der Glaube, dass die Eidgenossenschaft eine besonderen Ursprung habe. Man erzählte sich, der erste Schwur sei auf der Rütliwiese oberhalb dem Urnersee abgelegt worden. Man nennt den Anlass deshalb heute noch den Rütlischwur. Auch die Geschichte von Wilhelm Tell, der sich als Held gegen böse Habsburger aufgelehnt habe, wurde damals aufgeschrieben.
Wie kam es zur 8-örtigen Eidgenossenschaft?
Bald darauf kam es zu einem Streit zwischen dem Kloster Einsiedeln, das zu Habsburg gehörte und Schwyz. Das führte zur Schlacht bei Morgarten, die die Eidgenossen gewannen. Darauf trat zuerst Luzern dem Bündnis bei. Nun waren es vier Waldstätte, deshalb heißt der See, der sie verbindet, Vierwaldstättersee. Kurz darauf traten weitere Orte dem Bund bei: Zürich, Zug und Bern. Etwas später kam Glarus dazu.
Den „Acht alten Orten“ wendeten sich weitere Gebiete zu. Man nannte sie die Zugewandten Orte. Ihre Verbindung zur Eidgenossenschaft war jedoch lockerer als die der acht Orte untereinander.
Einige eidgenössische Städte eroberten Landgebiete, die in der Nähe lagen. Besonders tat dies die Stadt Luzern. Damit provozierten sie die Habsburger. So kam es zu den Schlachten bei Sempach und bei Näfels. Die Eidgenossen gewannen beide Kriege und vergrößerten damit ihr Gebiet.
Auch Bern eroberte weitere Gebiete. Das führte zu den Burgunderkriegen. Die Eidgenossen besiegten Karl den Kühnen zuerst bei Grandson am Neuenburgersee, dann bei Murten und dann in Nancy, das heute in Frankreich liegt.
Die Eidgenossen wurden dabei so gefürchtet, dass viele fremde Heerführer solche Soldaten einstellen wollten. Weil sie Lohn dafür erhielten, also Sold, waren sie Söldner. Man nannte sie auch „Reisläufer“. Viele junge Männer taten dies, weil sie viele Brüder hatten und deshalb von ihrem Vater kein Land bekamen, von dem sie sich ernähren konnten. Später wurde die Reisläuferei verboten.
Wie kam es zur 13-örtigen Eidgenossenschaft?
Als nächstes wurden Freiburg und Solothurn, in den Bund aufgenommen. Doch daraus ergab sich ein neues Problem: Es gab inzwischen mehr Stadt-Kantone als Land-Kantone. Die Eidgenossenschaft drohte daran zu zerfallen. Das Unheil konnte aber mit einer Abmachung abgewendet werden, dem „Stanser Verkommnis“. Niklaus von Flüe soll dort vermittelt und den Frieden gerettet haben.
Später traten Basel und Schaffhausen dem Bund bei, dann Appenzell. So sollte es lange bleiben, deshalb nennt man das die 13-örtigen Eidgenossenschaft oder die „Dreizehn alten Orte“. Die Eidgenossenschaft hatte damit auch ihre heutige Nordgrenze erreicht.
Wie kam die Eidgenossenschaft zu ihrer heutigen Größe?
Viele weitere Gebiete, die heute zur Schweiz gehören, waren damals Zugewandte Orte. Andere Gebiete wurden erobert und dann gemeinsam regiert. Man nannte sie die „Gemeine Herrschaft“. Fast 300 Jahre lang blieb die Eidgenossenschaft so bestehen.
Zur Zeit der Reformation und der Gegenreformation kam es zu großen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Kantonen. Zwischen Zürich und der Innerschweiz kam es sogar zum Kappelerkrieg. In diesem Krieg wurde der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli getötet.
Man bezeichnet die Eidgenossenschaft in dieser Zeit als Staatenbund. Die einzelnen Kantone konnten das Meiste selber bestimmen. Für gemeinsame Abmachungen trafen sie sich an der Tagsatzung. Da waren aber nicht alle Kantone gleichberechtigt.
Im Jahr 1798 eroberten Napoleons Truppen die Eidgenossenschaft. Sie machten daraus die Helvetische Republik. Etliche Gebiete wurden zu neuen Kantonen zusammengefasst, die es heute nicht mehr gibt, zum Beispiel Säntis, Linth oder Baden.
Im Jahr 1803 wurde vieles davon wieder rückgängig gemacht. Alte Kantone wurden wiederhergestellt. Neu gegründet wurden St. Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt. Im Jahr 1815 wurden auch das Wallis, Neuenburg und Genf angeschlossen. Fortan hieß das Bündnis die „Schweizerische Eidgenossenschaft“. Ihre Grenzen waren dieselben wie heute.
Im 19. Jahrhundert waren viele Schweizer stolz, dass ihr neuer Staat alte Wurzeln hatte. Wieder einmal wurden die Geschichten von Wilhelm Tell und vom Rütlischwur sehr bedeutend. Weil der Bundesbrief von 1291 als älteste Urkunde bekannt war, wurde er besonders wichtig. Darauf steht „anfangs August 1291“ als Datum des Bundes. Genau 600 Jahre später, im Jahr 1891, wurde der 1. August zum Nationalfeiertag, der in der ganzen Schweiz jedes Jahr gefeiert wird.