Schildkröten
Schildkröten gehören zu den Reptilien. Man unterscheidet zwischen Land- und Wasserschildkröten, von denen manche im Süßwasser und andere im Salzwasser leben. Eine Schildkröte kann bis zu 100 Jahre alt werden, eine Riesenschildkröte noch älter.
Landschildkröten ernähren sich überwiegend von Wiesenkräutern. In Gefangenschaft kann man sie auch mit Salat und gelegentlich auch mit Früchten oder Gemüse füttern. Meeresschildkröten bevorzugen Tintenfische, Krebse oder Quallen als Nahrung. Die im Süßwasser lebenden Arten fressen Pflanzen, kleine Fische oder Larven von Insekten.
Schildkröten sind wechselwarme Tiere und deshalb bei Wärme sehr aktiv. Im Winter halten sie eine Winterstarre von drei bis vier Monaten bei einer Temperatur von vier Grad Celsius. Während dieser Zeit ruhen sie und fressen auch nichts.
Im Sommer legen Schildkröten ihre Eier. Dabei gräbt das Weibchen mit den Hinterfüßen ein Loch, in das es seine Eier legt. Die Eier werden vergraben und im Boden von der Wärme der Sonne ausgebrütet. Die Mutter kümmert sich nicht weiter darum. Bei einigen Arten bestimmt erst die Bruttemperatur, ob daraus männliche oder weibliche Schildkröten schlüpfen. Als Nestflüchter sind die Kleinen dann sofort auf sich allein gestellt. Sie leben auch später allein.
Wie wächst der Panzer?
In der Evolution hat sich der Panzer aus den Rippen entwickelt. Darüber wächst ein Schild aus Horn. Der Schild erneuert sich: Dazu fallen die äußeren Hornplättchen bei einigen Schildkröten nach und nach ab, während darunter neue Plättchen wachsen. Bei anderen Schildkröten entstehen Jahrringe, ähnlich wie bei einem Baumstamm. So oder so, der Panzer wächst mit dem Jungtier mit.
Wegen des Panzers kann eine Schildkröte nicht atmen wie andere Tiere. Es kann nämlich beim Einatmen den Brustkorb nicht ausdehnen und beim Ausatmen wieder in sich zusammen fallen lassen. Die Schildkröte atmet ein, indem sie alle vier Beine nach außen streckt. Dadurch dehnt sich die Lunge aus und sie saugt Luft ein. Zum Ausatmen zieht sie die Beine wieder etwas ein.
Welche Rekorde gibt es bei den Schildkröten?
Schildkröten gehören zu den Tieren, die das höchste Alter erreichen können. Die Griechische Landschildkröte schafft es in der Natur allerdings nur auf durchschnittlich zehn Jahre. Meeresschildkröten kommen oft auf 75 Jahre oder mehr. Am ältesten soll das Männchen Adwaita geworden sein. Es starb mit 256 Jahren in einem Zoo in Indien. Ganz sicher ist es aber nicht, ob es wirklich so viele Jahre waren.
Die verschiedenen Arten erreichen auch sehr verschiedene Körpergrößen. Bei vielen wird der Panzer nur etwa zehn bis fünfzig Zentimeter lang. Die Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln schaffen es auf über einen Meter. Meeresschildkröten werden noch wesentlich länger.
Die längste Art hat einen Panzer von zwei Metern und fünfzig Zentimetern mit 900 Kilogramm Gewicht: An einem Strand in Wales wurde eine solche Lederschildkröte angespült mit einer Panzerlänge von 256 Zentimetern. Sie brachte 916 Kilogramm auf die Waage. Sie war somit länger als ein Bett und schwerer als ein kleines Auto.
Meeresschildkröten können sehr gut tauchen. Sie schaffen es bis in eine Tiefe von 1500 Meter. Normalerweise müssen sie zum Atmen auftauchen. Aber viele Arten haben eine Blase in der Kloake, also in der Po-Öffnung. Damit können sie Sauerstoff aus dem Wasser holen. Noch raffinierter ist es bei den Moschus-Schildkröten. Sie haben besondere Hohlräume im Rachen, mit denen sie Sauerstoff aus dem Wasser holen können. Damit können sie während der Winterruhe über drei Monate lang unter Wasser bleiben.
Sind Schildkröten gefährdet?
Erwachsene Schildkröten sind durch ihren Panzer gut geschützt. Trotzdem werden ihnen Alligatoren und viele andere Panzerechsen gefährlich. Die können den Panzer mit ihren starken Kiefern nämlich problemlos knacken.
Viel stärker gefährdet sind die Eier und die Jungtiere. Füchse plündern die Nester. Vögel und Krabben packen die frisch geschlüpften Schildkröten auf ihrem Weg ins Meer. Aber auch viele Menschen essen gerne die Eier oder lebendige Tiere. Vor allem während der Fastenzeit wurden früher viele Schildkröten verzehrt. Seefahrer füllten ihre Vorräte auf Inseln und an Stränden mit Riesenschildkröten auf. Noch heute werden viele Jungtiere in der Natur gefangen und zu Haustieren gemacht.
Viele Landschildkröten sterben an den Giften, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Menschen nutzen die Orte, an denen die Tiere gern leben, für Äcker. Straßen durchschneiden ihre Lebensräume und behindern ihre Fortpflanzung.
Viele Meeresschildkröten sterben, weil sie Kunststoff verschlucken. Plastiktüten sehen für Schildkröten aus wie Quallen, die sie gerne fressen. Daran ersticken sie oder sie sterben, weil sich das Plastik in ihrem Magen ansammelt. Schlimm daran ist, dass sich eine tote Schildkröte im Wasser zersetzt, wodurch das Plastik wieder frei wird und weitere Schildkröten töten kann.
Hilfe kam im Jahr 1975 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen. Das ist ein Vertrag zwischen vielen Staaten: Sie haben verboten, dass man gefährdete Tierarten kauft oder verkauft. Das hat den Schildkröten schon etwas geholfen.
In vielen Ländern setzen sich Wissenschaftler und Freiwillige für besseren Schutz ein. Sie schützen zum Beispiel die Nester mit Gittern gegen Füchse oder bewachen sie sogar rund um die Uhr gegen tierische und menschliche Plünderer. In Deutschland zum Beispiel haben sie die heimische Sumpfschildkröte wieder angesiedelt.
Galapagos-Riesenschildkröte Harriet in einem Zoo in Australien. Sie wurde 176 Jahre alt.
Ein Schmetterling frisst die Tränen einer Schildkröte.
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