Frauenbewegung
Zur Frauenbewegung gehören Organisationen, die sich in der Politik für die Gleichheit von Frauen einsetzen. Es geht darum, dass Frauen gleiche Rechte wie Männer haben sollen. In der Geschichte der meisten Gesellschaften auf der Welt hatten Männer die Macht und viele Dinge im Alltag waren ihnen vorbehalten. Frauen waren in den Familien für den Haushalt und die Kinder zuständig. Sie konnten nicht für sich entscheiden und waren den Männer unterworfen.
In der Zeit der Aufklärung machten sich die ersten Frauen, die damals lesen und schreiben konnten, Gedanken über die Gleichwertigkeit aller Menschen. In der Französischen Revolution sahen sie die Möglichkeit, an der Ungleichheit etwas zu ändern. So forderte im Jahr 1791 die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges, sprich: Oläämp dö Guusch, gleiche Rechte für die Frauen wie sie die Menschenrechtserklärung von 1789 den Männern zugestanden hat. Zwei Jahre später wurde Olympe de Gouges jedoch unter Robespierre als Aufrührerin zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Wie ging es mit der Frauenbewegung weiter?
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder neue Wellen der Frauenbewegung. In der ersten Welle ging es um die politischen und bürgerlichen Rechte der Frauen. Damit war vor allem ihre Teilnahme an den Wahlen gemeint, aber auch das Recht auf eine bezahlte Arbeit und gute Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Für die Mädchen wurden ein guter Schulunterricht und für junge Frauen die Zulassung zu den Universitäten gefordert. Dies alles war um das Jahr 1900 noch längst nicht erreicht.
Verschiedene Frauenorganisationen kämpften überall in Europa und in den USA für solche Rechte. Sie taten dies jedoch nicht gemeinsam, sondern hatten unterschiedliche politische Ansichten. Einige traten als bürgerliche Frauen für den Liberalismus ein, die anderen waren zudem Teil der Arbeiterbewegung und somit sozialistisch. Die bürgerliche Frauenbewegung wollte vor allem das Wahlrecht erreichen und die Bildung stärken. Den Frauen auf der linken, sozialistischen Seite ging es mehr um den gleichen Lohn für Mann und Frau.
In Großbritannien und in den USA marschierten am Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Suffragetten auf den Straßen. An ihren Demonstrationen forderten diese bürgerlichen Frauen lautstark das Wahlrecht. Manche gingen sogar in den Hungerstreik. Sie drohten also damit, sich zu Tode zu hungern, um ihr Ziel zu erreichen. Mit der Zeit waren sie erfolgreich: Im Ersten Weltkrieg fehlten Männer an ihren Arbeitsplätzen und so waren Frauen für die Wirtschaft der verschiedenen Länder sehr wichtig. Dies erzeugte einen Druck, der in mehreren Ländern nach diesem Krieg den Frauen das Wahlrecht einbrachte. Um das Jahr 1920 wurde es in den USA, aber auch in Deutschland und Österreich eingeführt.
In Frankreich, dem Land der Revolution von 1789, wurde das Frauenwahlrecht erst im Jahr 1944 eingeführt. Beschlossen wurde es von einer Regierung, die wegen der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg ins Ausland geflohen ist und von dort aus den Widerstand unterstützte. In der Schweiz dauerte es bis ins Jahr 1971 und in Liechtenstein sogar bis 1984, bis Frauen in der Politik mitbestimmen durfte. In diesen beiden Ländern musste sich eine Mehrheit der Männer an einer Volksabstimmung dafür aussprechen.
Wozu gab es eine zweite und dritte Welle?
Mit dem Wahlrecht war es nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht getan. In der Politik sowie an den Universitäten blieben Frauen weiterhin eine kleine Minderheit. Zudem wollten Männer in den Ländern Westeuropas nach dem Krieg die alleinigen Versorger sein. Die Rolle der Hausfrau nahm wieder zu. Paare mussten verheiratet sein, um zusammen Kinder zu kriegen. Mit der Hochzeit gab eine Frau ihren Beruf auf.
Um das Jahr 1968 bildete sich dagegen eine neue Frauenbewegung. Sie wurde von Sozialdemokratinnen und Sozialistinnen geprägt. Begriffe wie Emanzipation und Feminismus kamen für die Forderungen dieser zweiten Welle in Mode. So ging es etwa um eine wirtschaftliche Besserstellung der Frauen oder um den Schwangerschaftsabbruch.
Mit vielen Forderungen hatte die zweite Welle in der Zeit nach etwa 1980 Erfolg. So können heute mehr Frauen als zuvor Karriere in Unternehmen, in der Wissenschaft und Kultur oder in der Politik machen. Eine Frau kann sich zudem gegen die Ehe und Kinder entscheiden und auch Scheidungen wurden üblicher. Andere Themen gingen mit der Zeit etwas in Vergessenheit. Weiterhin erhalten Frauen weniger Lohn für gleiche Arbeit und die sozialen Berufe, etwa in der Pflege, gelten weniger als solche in der Industrie.
So kam es in den 1990er-Jahren zu einer dritten Welle. Diese Frauenbewegung ist politisch gesehen hauptsächlich links oder grün. Es geht ihr darum, dass Frauen genauso laut oder stark wie Männer sein dürfen, und dass sie sich gegen Gewalt in der Sexualität wehren sollen. Neu ist die Frauenbewegung auch offen für Homosexuelle und Transgender, die ähnliche Forderungen an die Politik stellen.
Gibt es auch eine Männerbewegung?
Als Antwort auf die Frauenbewegung der zweiten Welle wollten einige Männer die Vormachtstellung bewahren und organisierten sich zu einer Art Männerbewegung, die sie auch als Maskulinismus bezeichneten. Sie beklagen, dass der Feminismus den Männern geschadet habe und dass Vätern nach einer Scheidung oft die Kinder entzogen würden. Auch seien Jungen an den Schulen benachteiligt, wenn es zu viele Lehrerinnen gäbe. Andererseits gibt es auch Männergruppen, welche die Gleichstellung der Geschlechter gut finden und wie die Frauenbewegung mehr Ausgleich zwischen Haushalts- und Berufsarbeit haben möchten.
Eine Suffragetten-Demonstration in New York im Jahr 1912
Clara Zetkin und Rosa Luxemburg waren 1910 in der SPD aktiv. Zetkin schlug in jenem Jahr einen Internationalen Frauentag vor. Er wird weltweit am 8. März gefeiert.
Diese Zeitschrift belächelte die Frauen, als sie 1919 in der Weimarer Republik erstmals wählen gehen durften.
Ein Foto aus dem Jahr 1954: Kochunterricht für künftige Hausfrauen an einer Schule in Bonn