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Erster Weltkrieg

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Version vom 25. Februar 2021, 05:52 Uhr von Beat Rüst (Diskussion | Beiträge) (überarbeitet - siehe Diskussion)
Russische Soldaten auf dem Weg zur Front, 1917. „Front“ ist die Gegend, wo gekämpft wird.
Diese Landkarte zeigt, wie sich die Grenzen der Staaten verändert haben..

Der Erste Weltkrieg fand in den Jahren 1914 bis 1918 statt. Es starben fast 20 Millionen Menschen. Der Krieg heißt „Weltkrieg“, weil er in mehreren Teilen der Welt stattfand. Vor allem aber waren Länder in Europa betroffen.

Auf der einen Seite standen Deutschland, Österreich und weitere Staaten. Ihre Gegner waren unter anderem Russland, Frankreich und Großbritannien. Die Wissenschaftler waren sich auch viele Jahre später nicht einig, wie es genau zu dem Krieg gekommen war. Man weiß aber sicher, dass damals die Staaten in Europa viele Waffen und große Armeen hatten und einander nicht trauten. Alle wollten so stark und mächtig sein wie möglich.

Deutschland, Österreich und seine befreundeten Staaten verloren den Ersten Weltkrieg. In nur vier Jahren starben über 17 Millionen Menschen. Auch danach litten viele Menschen noch unter den Folgen des Krieges. Viele von ihnen erholten sich nicht von ihren schweren Verletzungen. Viele Häuser, Straßen, Brücken und die Eisenbahn waren zerstört. Zudem überzog die Spanische Grippe die Westliche Welt. Sie kostete mindestens dreimal so viele Menschenleben wie der Krieg selbst. Auch den Siegerstaaten ging es kaum besser als den Verlierern. Die Verlierer mussten überdies den Gewinnern sehr viel Geld als Entschädigung für die Zerstörung bezahlen.

Heute werden immer noch viele Bücher über den Ersten Weltkrieg geschrieben, und es gibt Menschen, die an die Toten von damals denken. Für dieses Gedenken haben manche Staaten sogar eigene Feiertage. Es ist üblich, dass dazu Gäste aus anderen Staaten eingeladen werden, sogar solche, die damals Feinde waren.

Wie kam es zum Krieg?

Soldaten aus Irland, das damals zu Großbritannien gehörte. Das Foto wurde im Sommer 1916 in Frankreich aufgenommen.

Schon seit Jahren hatten viele Staaten in Europa ihre Armeen vergrößert. Sie hatten Angst, dass ein anderer Staat sie überfallen könnte, oder dass er sie zumindest bedroht. Manche Staaten hatten miteinander Bündnisse abgesprochen und sich gegenseitige Hilfe zugesagt.

Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo ein österreichischer Prinz erschossen. Sarajevo gehörte zu Österreich-Ungarn. Die Menschen dort waren sehr wütend. Der Prinzenmörder kam aus Serbien, und es sah so aus, als wenn die Regierung in Serbien ihm geholfen hätte. Österreich-Ungarn wollte seine eigenen Polizisten nach Serbien schicken, um die Sache zu untersuchen. Serbien sagte, es wolle sich selbst darum kümmern.

Österreich-Ungarn hatte Deutschland zum Verbündeten, während Russland hinter Serbien stand. Russland war aber auch Verbündeter von Frankreich. Ende Juli 1914 machte Russland seine Armee bereit für den Fall eines Krieges, das nennt man „Mobilisierung“. Die Regierung von Deutschland bekam Angst und wollte, dass Russland die Mobilisierung einstellte. Als das nicht geschah, erklärte Deutschland den Russen den Krieg. Dies geschah am 1. August.

Wie verlief der Krieg?

Ein deutscher Panzer im Ersten Weltkrieg
Der Wind blies giftiges Gas über das Schlachtfeld.

Deutschland und Österreich-Ungarn, später auch das Osmanische Reich, standen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite standen Russland, Frankreich und Großbritannien, später auch die USA und einige andere Staaten.

Der Erste Weltkrieg fand vor allem auf dem Land und auf dem Meer statt, aber noch nicht in der Luft. Auf dem Meer kämpften Kriegsschiffe gegeneinander, auch die ersten Unterwasserboote, genannt U-Boote. Zum ersten Mal gab es Funkverkehr: Die Schiffskapitäne konnten mit den Offizieren an Land Informationen austauschen.

An Land hoben die Soldaten Schützengräben aus, um sich gegen die Kugeln der feindlichen Maschinengewehre zu schützen. Um den Gegner dort trotzdem zu vernichten, wurden Giftgas und Panzer eingesetzt. Flugzeuge gab es schon, aber sie waren klein, flogen langsam und niedrig. Man konnte sie also leicht vom Boden aus abschießen. Sie waren vor allem dazu wichtig, um zu erkunden, wie es beim Feind aussah.

Zunächst konnte Russland Teile von Deutschland und Österreich-Ungarn erobern. Währenddessen wollte Deutschland schnell Frankreich besiegen, um dann stärker gegen Russland zu kämpfen. Das klappte aber nicht, weil Großbritannien Frankreich unterstützte. Hier im Westen konnten die Armeen oft nur ganz wenig Land erobern. Man spricht von einem Stellungskrieg oder Grabenkrieg. Erst mit Unterstützung der USA gelang es Frankreich und seinen Verbündeten im Sommer 1918 wieder viel von seinem Gebiet zurückzuerobern.

Im Osten hingegen hatte Deutschland mehr Erfolg. Seit 1916 rückten seine Armeen immer weiter in Russland ein. Anfangs 1918 schlossen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland sogar einen Frieden. Russland musste viel Land und Besitz den Deutschen lassen. Dort wurden einige neue Staaten gegründet, wie Finnland und die Ukraine.

Die Führung der deutschen Armee musste einsehen, dass sie den Krieg im Westen nicht gewinnen konnte. Sie empfahl im September 1918 der deutschen Regierung, Frankreich und seine Verbündeten den Frieden anzubieten. Am 11. November 1918 schlossen sie einen Waffenstillstand: Es wurde nicht mehr gekämpft.

Welche Folgen hatte der Krieg?

Sechs Jahre nach dem verlorenen Krieg: Deutsche Nationalisten behaupten mit dieser Karikatur, dass die deutschen Demokraten die Schuld hätten. Die Demokraten hätten die Soldaten nicht genug unterstützt und seien ihnen in den Rücken gefallen.

Von den über siebzig Millionen Soldaten starb jeder siebte. Außerdem starben fast sieben Millionen Menschen, die gar nicht Soldaten waren, also Zivilisten. Viele erholten sich nie von ihren Verletzungen. Frauen hatten ihren Ehemann verloren, oder Kinder ihren Vater. Sie waren meistens arm und brauchten Hilfe vom Staat. Dabei hatten viele Staaten selber fast nichts mehr.

Vor allem in Deutschland, aber auch in anderen Staaten, war ein Großteil der Infrastruktur zerstört. Damit meint man Brücken, Straßen, Häuser, Eisenbahnlinien und solche Dinge. Kurz nach dem Krieg raffte die Spanische Grippe dreimal so viele Menschen dahin wie der Krieg selbst.

In den Jahren von 1919 bis 1922 unterzeichneten die Staaten Friedensverträge. Sie entstanden in der Nähe von Paris. Man nennt sie deshalb die Pariser Vorortverträge. Deutschland, Österreich und Ungarn galten als die Verlierer, vor allem hier lehnten die Menschen die Verträge ab.

Aus großen ehemals deutschen Gebieten wurde der neue Staat Polen gegründet. Dadurch verlor Deutschland auch viele Rohstoffe wie Eisenerz und Kohle. Menschen wurden von Ost nach West umgesiedelt und umgekehrt. Um die Reparationszahlungen an die Siegermächte zu leisten, druckte Deutschland Geld. Das verlor aber dadurch an Wert, es gab eine furchtbare Inflation.

Österreich-Ungarn wurde zu Österreich verkleinert. Dafür wurden die Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien gebildet. Das Osmanische Reich wurde auf die heutige Türkei verkleinert. Es verlor vor allem Gebiete im Süden und im Osten.

In Russland übernahmen im Jahr 1917 die Kommunisten die Macht. Sie versprachen, dass der Krieg und der Hunger aufhören. Es kam zu einem Bürgerkrieg in Russland selbst, zwischen den Kommunisten und ihren Gegnern. Ähnlich war auch in anderen Ländern die Kriegszeit nicht wirklich vorbei.

Auch die Sieger waren oft unzufrieden mit dem Kriegsende: Viele Italiener zum Beispiel glaubten, dass sie nicht genug neues Land bekommen hatten. Manche Menschen in der Welt waren plötzlich gegen alle Kriege, andere hingegen waren gerade für neue Kriege, um sich zu rächen. Wiederum andere wollten zumindest, dass ihr eigenes Land eine starke Armee hatte, um in Zukunft besser geschützt zu sein. Die Unzufriedenheit in Deutschland ermöglichte den Nationalsozialismus und war einer der Gründe für den Zweiten Weltkrieg.

Wie denken die Menschen heute über den Krieg?

Trauerndes Elternpaar. Käthe Kollwitz machte diese Statuen. 1932 wurden sie bei einem Friedhof für deutsche Soldaten in Belgien aufgestellt.

Es gibt in vielen Staaten und Orten Denkmäler, die an den Ersten Weltkrieg erinnern. Auf so einem Denkmal steht zum Beispiel geschrieben, wer aus dem Ort im Krieg gestorben ist. In Deutschland zum Beispiel gibt es den Volkstrauertag. An einem bestimmten Sonntag im November wird der Toten gedacht. In anderen Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Belgien ist der Erinnerungstag am 11. November.

Die Geschichtswissenschaftler wissen sehr viel über den Krieg, aber einige Fragen können sie immer noch nicht ganz beantworten. Lange Zeit meinte man, dass wohl Deutschland am meisten Schuld daran hatte, dass der Krieg ausbrach. Jetzt schaut man auch genauer hin, was andere Staaten falsch gemacht hatten. Es hieß auch: Die Menschen sind 1914 gerne in den Krieg gezogen. Jetzt weiß man, dass das für viele nicht stimmte. Die meisten Leute waren eher aufgeregt anstatt begeistert.

Die Geschichtswissenschaftler sind sich auf jeden Fall einig, dass der Krieg Europa und die Welt sehr stark verändert hat. Es heißt sogar, dass der Erste Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Gemeint ist: Dieser Krieg führte noch zu anderen Unglücken in den Jahren danach, zu Gewaltherrschaft, Mord und weiteren Kriegen.




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