Fluch des Pharao

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Howard Carter vor der Grabkammer von Pharao Tutenchamun

„Fluch des Pharao“ nennt man den Glauben, dass man stirbt, wenn man das Grab eines Pharao öffnet. Die Alten Ägypter haben ihre Könige, die Pharaonen, in prächtigen Gräbern bestattet. Angeblich sollte so eine Verwünschung Diebe abschrecken.

Im November des Jahres 1922 wurde das Grab von Pharao Tutenchamun gefunden: Ein Wasserträger war über etwas gestolpert, das sich als Stufe erwies. Der Archäologe Howard Carter, sein Geldgeber Lord Carnarvon und dessen Tochter Evelyn waren dann dabei, als das Grab geöffnet wurde.

Sagen und Romane über solche Flüche hat es schon vorher gegeben. Außerdem haben damals die Zeitungen groß über die Öffnung und die Todesfälle berichtet. Auch bei anderen Gräbern soll so etwas vorgekommen sein. Alle diese Geschichten haben sich vermischt, und so ist der Glaube an den „Fluch des Pharao“ entstanden.

Wie hat man sich die Todesfälle erklärt?

Forscher haben sich gefragt, ob es vielleicht einen natürlichen Grund für die Todesfälle gegeben hat. Einige vermuteten: Die alten Ägypter könnten das Grab absichtlich vergiftet haben. Auf diese Weise wollten sie sich an Grabräubern rächen.

Andere Forscher oder Schriftsteller meinten: Ein bestimmter Schimmelpilz könnte die Ursache sein. Andere Forscher haben das verneint: Solche Pilze überleben so lange Zeit im Grab nicht, und außerdem findet man sie mehr oder weniger überall.

Überhaupt muss man bedenken: Für Europäer war eine Reise nach Ägypten sowieso gefährlich. Dort gibt es Krankheitserreger, an die ein europäischer Körper nicht gewöhnt ist. Außerdem ist es für Europäer ziemlich heiß. Manche der Menschen bei Tutenchamuns Grab waren schon recht alt.

Starb tatsächlich jemand, nachdem das Grab geöffnet wurde?

George Herbert aus England hatte den Adelstitel Lord Carnarvon. Er hatte eine reiche Frau geheiratet und interessierte sich für Rennpferde und schnelle Autos.

Lord Carnarvon war ein reicher Engländer. Er hatte die Reise der Archäologen bezahlt. Im November 1922 wurde das Grab entdeckt und betreten. Die eigentliche Grabkammer wurde am 16. Februar 1923 geöffnet. Lord Carnarvon war dabei.

Sechs Wochen später, am 5. April 1923, starb er in Kairo. Man glaubt heute, dass er sich beim Rasieren in eine Stelle geschnitten hat, die vorher von einer Mücke gebissen worden ist. Dadurch erhielt er eine Blutvergiftung. Er wurde 56 Jahre alt. Der Lord war bereits seit vielen Jahren krank gewesen. Unter anderem hatte er einen Autounfall gehabt.

Etwa anderthalb Monate später starb ein amerikanischer Freund des Lords, George Jay Gould. Auch dieser war schon länger krank gewesen und immerhin 59 Jahre alt. Im Jahr 1928, also mehrere Jahre später, starb der Archäologe Arthur Cruttenden Mace, an Lungenentzündung. Er hatte zum Team von Carter gehört.

Andere Menschen, die angeblich durch den Fluch gestorben sind, lebten tatsächlich meist noch Jahre nach der Öffnung. Ihr Chef, Howard Carter, starb erst siebzehn Jahre später an einer Form von Krebs. Die Witwe des Lords, Lady Almina, war ebenfalls in Ägypten gewesen und bezahlte die Arbeit der Archäologen weiter. Sie starb im Jahr 1969 mit 93 Jahren.

Warum glaubte man gern an einen Fluch?

Dies ist kein Museum, sondern ein Kino in Paris: Le Louxor. Es wurde im Jahr 1921 eröffnet. Damals machte man gern ägyptische Statuen und Malereien nach.

Schon in den Jahren nach 1800 war das Alte Ägypten in Europa sehr beliebt. Auch um das Jahr 1920 mochte man die Zeit. Das lag unter anderem an Reisen von Archäologen. Manche Leute richteten sich sogar ihr Wohnzimmer im ägyptischen Stil ein.

Außerdem glaubten viele Leute in Europa gern an Geister und daran, dass man mit Verstorbenen sprechen könnte. Sie verstanden den Glauben der Alten Ägypter schlecht. Sowieso dachten sie sich gern aus, wie damals wohl gezaubert und verflucht worden ist.

Viele Menschen mochten Geistergeschichten, bei denen man sich schön gruseln konnte. Romane über das Alte Ägypten und Mumien waren beliebt. Schon im Jahr 1828 hatte Jane C. Loudon einen Roman geschrieben, in dem ein Pharao wieder zum Leben erweckt wird. Zehn Jahre nach Öffnung des Grabes von Tutenchamun erschien der berühmte Horrorfilm „Die Mumie“ mit Boris Karloff.

Die Zeitungen schrieben begeistert von den Ausgrabungen in Ägypten. Sie sehnten sich nach spannenden, unheimlichen Abenteuern und stellten sich gern vor, wie wertvoll die entdeckten Schätze waren. Noch interessanter fanden sie die Todesfälle und den angeblichen Fluch.

Hatten die Alten Ägypter überhaupt solche Flüche?

Statue des Khentika. Sie ist etwa 3600 Jahre alt. Auf die Statue sind Gebete an einen Totengott und an einen vergöttlichten Pharao geschrieben.

Im Alten Ägypten gab es durchaus das Verwünschen. Man hat zum Beispiel die Namen von Feinden des Landes auf Tontafeln geschrieben und diese dann zerstört. Man hat auch Flüche bei Gräbern gefunden, die sich gegen Grabräuber richten, jedoch nicht beim Grab des Tutenchamun.

Man kennt sie heute vor allem aus dem frühen Ägypten. Beim Grab von Khentika, der kein Pharao war, hieß es: „Alle Menschen, die dieses mein Grab betreten... unrein... werden gerichtet werden... es wird ein Ende für sie geben... Ich werde ihn am Hals packen wie einen Vogel ...“

Solche Flüche richteten sich nicht unbedingt gegen Grabräuber, sondern vielleicht gegen einen Herrscher oder gegen die Priester, damit sie das Grab ja gut bewachten. Flüche gegen Grabräuber sind sowieso sehr selten. Denn dass jemand ein Grab ausrauben würde, gar das Grab eines Königs – die Alten Ägypter konnten sich nicht gut vorstellen, dass Leute so etwas Schlimmes tun.




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