Jiddische Sprache

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Jiddisch lebt ist ein Projekt von der Universität Warschau in Polen. Die Studenten wollen wieder mehr mit der jiddischen Sprache anfangen.

Jiddisch heißt eine Sprache, die von manchen Gruppen von Juden gesprochen wird. Sie ist sehr mit der deutschen Sprache verwandt. Man schreibt Jiddisch mit hebräischen Buchstaben und von rechts nach links, so wie die hebräische Sprache. „Jiddisch“ bedeutet „jüdisch“ und stand früher für jüdisches Deutsch.

Die ersten Menschen, die Jiddisch gesprochen haben, lebten im Mittelalter im Südwesten von Deutschland. Dort liegt heute zum Beispiel Baden-Württemberg. Sie sprachen also bestimmte deutsche Dialekte. Weil Hebräisch für die jüdische Religion wichtig ist, kamen auch hebräische Wörter in die neue Sprache.

Die Juden aus der Mitte von Europa nennt man auch die aschkenasischen Juden. Aschkenas war jemand im Alten Testament, dessen Namen man heute auch für Deutschland verwendet. Die aschkenasischen Juden wurden verfolgt und flüchteten am Ende des Mittelalters in den Osten von Europa.

Im Osten von Europa spricht man meist slawische Sprachen wie Polnisch oder Russisch und auch Litauisch. Darum kamen auch Wörter aus diesen Sprachen ins Jiddische. Später lebten jiddischsprachige Menschen auch in weiteren Ländern und haben Wörter aus anderen Sprachen übernommen. Es gab zwei große Gruppen von Jiddisch: das Westjiddische in Deutschland und westlich davon, und das Ostjiddische in den Ländern im Osten von Deutschland.

Seit wann ist Jiddisch eine eigene Sprache?

Auf einer Demonstration in den USA im Jahr 1909. An einem Maifeiertag sprechen sich diese Mädchen gegen Kinderarbeit aus. Das Mädchen links trägt eine Schärpe mit Jiddisch, das Mädchen rechts eine mit Englisch.

Lange Zeit galt Jiddisch als eine Art Deutsch oder ein deutscher Dialekt. Doch im Laufe der Zeit wurde Deutsch eine einheitliche Sprache, und auch die Sprecher des Jiddischen fanden nach und nach, dass sie eine eigene Sprache sprechen.

Aber viele Juden lernten auch die Sprachen in den Ländern, in denen sie lebten, wie Deutsch, Polnisch oder Russisch. Man sagt, dass sie sich assimiliert haben. Sie haben sich also an die Kultur und Sprachen dieser Länder angenähert und angeglichen, auch wenn sie ihre jüdische Religion behalten haben. Dieses Angleichen nennt man Assimilation.

In der Zeit um das Jahr 1900 wurden wieder Juden im Osten von Europa verfolgt. Einige von ihnen begannen, sich als ein eigenes jüdisches Volk zu verstehen. Jiddisch sollte ihre Sprache sein, und zwar eine richtige, einheitliche Sprache, in der man auch Bücher und Zeitungen schreibt.

Wie viele Menschen sprechen Jiddisch?

Im Jahr 1939 gab es etwa 11 bis 13 Millionen Menschen, die Jiddisch sprachen. Sie lebten in Europa oder in Nordamerika, denn viele Juden waren dorthin ausgewandert. Noch recht wenige lebten auch in dem Gebiet, wo heute Israel liegt.

Doch die Nationalsozialisten haben im Holocaust sechs Millionen Juden in Europa ermordet. Viele von ihnen hatten Jiddisch gesprochen. Von denen, die überlebt haben, haben später nicht alle Jiddisch beibehalten. Sie waren geflüchtet und lernten die Sprachen im neuen Land: In den USA etwa war das Englisch.

Im Jahr 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Die Amtssprache wurde Hebräisch. Für die Gründer des Staates war Hebräisch die gemeinsame Sprache aller Juden. Jiddisch fanden sie genauso fremd wie Polnisch oder Arabisch.

Heute leben etwa eine bis zwei Millionen Menschen, die Jiddisch sprechen. Man findet sie vor allem in New York und in Jerusalem. Meist sind sie streng religiös. Für sie ist Hebräisch eine heilige Sprache, die sie nicht im Alltag verwenden möchten. Dafür gibt es Jiddisch.

Außerdem gibt es die Jiddistik, die Wissenschaft von der jiddischen Sprache. Die Jiddisten sprechen ebenfalls Jiddisch. Sie sind nicht alle sehr gläubig, manche sind auch keine Juden. Viele Menschen interessieren sich für Jiddisch, weil sie es wichtig für ihre Kultur oder die Geschichte ihres Landes finden.

Wie sieht Jiddisch aus?

Wer Deutsch kann, versteht ziemlich viel vom Jiddischen. Es erinnert an die Dialekte aus dem Süden von Deutschland. Aber es gibt auch Wörter aus dem Hebräischen oder anderen Sprachen, die man nicht versteht, wenn man nicht wirklich Jiddisch gelernt hat.

Einige Wörter aus dem Jiddischen sind ins Deutsche gelangt. Das deutsche Wort „betucht“ bedeutet so viel wie wohlhabend. Es hat aber nichts mit einem Tuch zu tun, sondern kommt vom jiddischen „batuah“, vertrauenswert. „Hals- und Beinbruch“ hat ebenso nichts mit Hälsen oder Beinen zu tun, sondern mit „hazloche und broche“. Damit sagt man auf Jiddisch: „Glückwunsch!“

Jiddisch wird mit hebräischen Buchstaben geschrieben. Dieses Alphabet hat man aber ein wenig geändert, so dass man auch gut Vokale schreiben können: Die Selbstlaute gibt es eigentlich nicht im hebräischen Alphabet.




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