Heiliges Römisches Reich

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Die Krone des römisch-deutschen Kaisers. Sie wurde etwa in der Zeit von Otto dem Großen hergestellt. Heute befindet sie sich in Wien.

Das Heilige Römische Reich war ein Gebiet in der Mitte Europas. Es folgte auf das Fränkische Reich und war ein Vorläufer des heutigen Deutschlands. Auch die Schweiz und Österreich gehörten im Mittelalter und am Beginn der Neuzeit dazu. Weil es im Reich viele mächtige Fürsten gab, war das Reich eher schwach.

Im Jahr 800 wurde Karl der Große zum Kaiser gekrönt. Er sah sich als Nachfolger der römischen Kaiser. Unter seinen Nachfahren wurde sein Fränkisches Reich aufgeteilt. Der Ostteil wurde später zu Deutschland. Viele Geschichtswissenschaftler meinen, dass das Heilige Römische Reich im Jahr 962 begann: Damals ließ Otto der Große sich zum Kaiser krönen.

In England und in Frankreich gelang es den Königen, die mächtigsten Herrscher im Land zu werden. Im Heiligen Römischen Reich aber gab es nicht nur den Kaiser, sondern weitere mächtige und reiche Herrscher. Sie regierten ihre eigenen Länder im Reich. Sie wollten deshalb nicht, dass der Kaiser zu mächtig wurde und ihnen Vorschriften machen konnte. Vor allem seit dem Dreißigjährigen Krieg waren der Kaiser und das Reich besonders schwach.

Die Geschichtswissenschaftler sind sich nicht einig, ob es mehr Vorteile oder Nachteile hatte, dass das Reich wenig Macht hatte. Einerseits war es gut für die Wissenschaft, die Kunst und den Glauben: Wenn etwas in einem deutschen Land verboten war, konnte man in ein anderes Land gehen. Andererseits konnte das Reich schlecht verteidigt werden, und für den Handel ist es schlecht, wenn es ständig irgendwo eine Grenze gibt.

Woher hatte das Reich seinen Namen?

Dies ist ein besonders altes Haus. Es gehört zum Kloster Lorsch in Hessen. Man vermutet, dass es aus der Zeit von Ludwig dem Deutschen stammt. Nachdem das Reich der Franken geteilt wurde, war das der erste König des Ostens. Er lebte vor über 1100 Jahren.

Im Jahr 395 wurde das Römische Reich geteilt. Der Osten wurde als Byzantinisches Reich bekannt. Der Westen hatte noch etwa achtzig Jahre einen Kaiser und dann nicht mehr. Karl der Große vom Reich der Franken ließ sich in Aachen zum Kaiser krönen und behauptete, er habe das Römische Reich im Westen Europas erneuert. Das war ein kluger Trick, um sich Kaiser nennen zu können.

Dieses neue Römische Reich wurde später heilig genannt, denn der Kaiser wollte damit sagen: Kaiser war er, weil es Gott so gefiel. Dazu musste er also nicht den Papst um Erlaubnis bitten.

Das Heilige Römische Reich wurde seit dem Ende des Mittelalters manchmal so genannt: „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“. Wahrscheinlich sollte das bedeuten, dass das Reich vor allem in Deutschland lag. Oft fehlte aber das „Deutscher Nation“. Manchmal sprach man auch vom „römisch-deutschen Reich“ oder „deutschen Reich“.

Wie wurde das Reich regiert?

Ein Bild aus dem Jahr 1341. Es zeigt die Sieben Kurfürsten. Von links nach rechts drei Erzbischöfe, nämlich von Köln, Mainz und Trier. Dann folgen vier Fürsten: der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.

Im Reich gab es außer dem Kaiser noch die Stände. Das waren Fürsten, unwichtigere Herrscher und bestimmte Städte, die Reichsstädte. Sieben der Fürsten wurden „Kurfürsten“ genannt: Sie durften den Kaiser küren, das heißt wählen. Am Ende des Mittelalters wurde es normal, dass immer der Herrscher von Österreich gewählt wurde. Später gab es mehr und andere Kurfürsten.

Die Fürsten trafen sich von Zeit zu Zeit mit dem Kaiser. Seit 1495 gab es den Reichstag: Das war ein Treffen des Kaisers mit den Ständen. Viele wichtige Dinge konnte der Kaiser nur durchsetzen, wenn der Reichstag zustimmte. Auf diese Weise sammelte man zum Beispiel Geld, um das Reich gegen das Osmanische Reich zu verteidigen. Später trafen sich im Reichstag aber nur Vertreter von Kaiser und Ständen, nicht der Kaiser und die anderen mächtigen Leute selbst.

Wie endete das Reich?

Dreißig Jahre nach dem Ende des Reiches wurde dieses Gemälde fertig. Philipp Veit zeigt die „Germania“, eine Frau, die als Symbol für Deutschland steht. Viele der Symbole auf dem Bild haben mit dem früheren Reich zu tun, wie die Krone unten links und das Reichsschwert. Künstler wie Veit wünschten sich das Reich zurück.

Das Heilige Römische Reich endete im Jahr 1806. Damals hatte der französische Kaiser Napoleon Bonaparte schon große Teile von Deutschland erobert. Andere deutsche Staaten ließen das Reich im Stich und halfen stattdessen Napoleon.

Der letzte römisch-deutsche Kaiser war Franz der Zweite. Wie viele seiner Vorgänger war auch er ein Habsburger. Napoleon konnte ihn zwingen, die Kaiserkrone abzulegen. Franz der Zweite blieb aber Kaiser, und zwar Kaiser von Österreich.

Im Jahr 1815 wurde Napoleon endgültig besiegt. Das Reich wurde aber nicht neu gegründet. Stattdessen kam es zum Deutschen Bund, der auf dem Wiener Kongress gegründet wurde. Das war ein Staatenbund, der dafür sorgen sollte, dass Deutschland sich besser verteidigen kann. Insofern war der Deutsche Bund dem Reich etwas ähnlich.

Im Jahr 1867 wurde ein neuer Staat gegründet: der Norddeutsche Bund. Vier Jahre später hat man dieses Land umbenannt, in Deutsches Reich. Damit wollte man so tun, als ob das alte Reich wieder neu erstanden sei, als ob der neue Staat eine lange Vergangenheit hätte. Heute nennen wir dieses Reich auch Deutsches Kaiserreich.

Es gab auch wieder einen Kaiser und einen Reichstag. Der Kaiser war aber ein modernes Staatsoberhaupt. Der Reichstag arbeitete wie ein Parlament von heute mit Abgeordneten aus Parteien, nicht mehr Vertretern von Ständen.




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