Kaiser

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Der Habsburger Franz der Zweite war bis zum Jahr 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Danach war er Kaiser von Österreich, als Franz der Erste.

Kaiser ist der Titel für eine Art König, der noch über den Königen steht. Das Wort kommt vom lateinischen „Caesar“. Das war zunächst der Name des Alleinherrschers Julius Cäsar im Alten Rom. Später war es ein Titel seiner Nachfolger, darunter Augustus.

Das Römische Reich wurde mehrmals geteilt, zum Beispiel im Jahr 395 in einen Westen und einen Osten. Nicht einmal 100 Jahre später gab es den letzten römischen Kaiser im Westen. Im Osten Europas blieb das Römische Reich bestehen: Wir nennen es heute das Byzantinische Reich.

Im Westen entstand das Reich der Franken. Sein König Karl der Große ließ sich im Jahr 800 zum römischen Kaiser krönen. Später, um das Jahr 960, wurde der sächsische Herzog Otto erster Kaiser im Heiligen Römischen Reich. Sein letzter Nachfolger musste erst im Jahr 1806 seine Kaiserkrone ablegen. Aber er wurde sogleich Kaiser von Österreich. In Russland gab es außerdem den Zar. Auch dieses Wort kommt von „Caesar“.

Doch auch in Deutschland kam es wieder zu einem Kaiser: Der König von Preußen, Wilhelm, erhielt den Titel Kaiser im Jahr 1871. Dieses Kaiserreich dauerte bis 1918. Der Deutsche Kaiser durfte zwar den Reichskanzler einsetzen, den Regierungschef. Ansonsten hatte er aber nicht so viel zu bestimmen, wie er es selbst gern gehabt hätte. Der letzte Zar wurde im Jahr 1917 abgesetzt, der Deutsche Kaiser und sein Kollege in Österreich ein Jahr später.

Außerhalb von Europa gab oder gibt es noch weitere Herrscher, deren Titel man mit „Kaiser“ übersetzt hat. Das waren der Kaiser von China, der Schah von Persien und der Kaiser von Äthiopien. Heute gibt es nur noch einen Kaiser, den von Japan.

Warum hat Deutschland keinen Kaiser mehr?

Wilhelm der Zweite war der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen. Diese Statue steht in den Niederlanden. In dem Haus dahinter hat der Ex-Kaiser bis zu seinem Tod gewohnt.

Im Jahr 1918 waren viele Menschen in Deutschland unzufrieden. Der Erste Weltkrieg dauerte schon vier Jahre, und es sah so aus, dass Deutschland verlieren würde. Über Kaiser Wilhelm den Zweiten haben sich schon vorher viele Menschen geärgert. Wilhelm erschien oft überheblich und herrisch, so, wie man sich den Kaiser eigentlich gar nicht wünschte. Gerade im Ausland hatte er Deutschland einen schlechten Ruf gebracht.

Politiker im Reichstag, dem Parlament, wollten seine Abdankung. Das heißt, der Kaiser sollte auf sein Amt verzichten. Die Politiker wollten vieles in Deutschland besser machen, denn sonst könnte es vielleicht zu einer Revolution wie in Russland kommen. Die russische Revolution brachte viel Gewalt und Unterdrückung mit sich. Wilhelm aber lehnte eine Abdankung ab. Reichskanzler Max von Baden, der Chef der deutschen Regierung, forderte ihn immer wieder dazu auf.

Am 9. November 1918 reichte es Max von Baden: Er befürchtete, dass das Volk in Berlin mit Gewalt die Regierung stürzen könnte. Da gab er bekannt, dass der Kaiser abgedankt habe. Das stimmte gar nicht. Aber man glaubte ihm. Deutschland wurde eine Republik. Auch die übrigen Fürsten in Deutschland verloren ihren Thron. Wilhelm lebte noch über 20 Jahre als ehemaliger Kaiser im Ausland, in den Niederlanden. Er war gegen die Weimarer Republik und hoffte auf die Nationalsozialisten. Doch auch diese holten ihn nicht als Staatsoberhaupt zurück.

Warum hat Österreich keinen Kaiser mehr?

Otto Habsburg im Jahr 2004: In Deutschland durfte er sich „von Habsburg“ nennen, in Österreich nicht.

Österreich war lange Zeit das wichtigste Land im Heiligen Römischen Reich. Der römisch-deutsche Kaiser war 400 Jahre lang fast immer ein Österreicher aus dem Haus Habsburg. Im Jahr 1804 begann aber der Herrscher von Österreich, sich auch als Kaiser von Österreich selbst zu sehen. Der damals wichtigste Herrscher in Europa, Napoleon Bonaparte aus Frankreich, erlaubte es ihm. Zwei Jahre später endete das Heilige Römische Reich, das schon länger sehr geschwächt war. Kaiser Franz der Zweite war seitdem nur noch Kaiser von Österreich.

Im Ersten Weltkrieg starb Kaiser Franz Joseph der Erste, der lange Zeit Herrscher von Österreich-Ungarn gewesen war. Karl der Erste war dann noch zwei Jahre lang Kaiser, bis 1918. Damals ging der Krieg zuende. Viele Menschen waren mit Karl unzufrieden. Österreich wurde eine Republik, genau wie Deutschland.

Karl der Erste wollte den Titel Kaiser behalten und starb im Jahr 1922. Sein Sohn Otto Habsburg lehnte es ebenfalls ab, auf den Titel zu verzichten. Darum verbot ihm die Regierung von Österreich, das Land zu betreten. Erst im Jahr 1961 dankte Otto Habsburg ab. Der letzte Kronprinz wurde sehr alt. Er starb im Jahr 2011. Nach seinem Tod wurde er in Wien neben den früheren Habsburger-Kaisern bestattet.




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