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Frauenbewegung

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Version vom 19. August 2022, 11:18 Uhr von Michael Schulte (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „, und“ durch „ und“)
Eine Statue von Olympe de Gouges mit dem Text ihrer Erklärung der Frauenrechte

Frauenbewegung nennt man die Menschen und Organisationen, die sich in der Politik für die Gleichheit von Frauen und Männern einsetzen. Es geht darum, dass alle die gleichen Rechte haben sollen. In der Geschichte der meisten Gesellschaften auf der Welt hatten Männer die Macht. Vieles durften nur Männer tun und bestimmen. Frauen waren in den Familien für den Haushalt und die Kinder zuständig. Sie durften nicht für sich entscheiden und waren den Männern unterworfen.

Die Frauenbewegung hat viel erreicht. Zum Beispiel dürfen in den meisten Ländern der Welt auch Frauen wählen und Politik machen. Aber im Alltag haben viele Frauen immer noch nicht dieselben Möglichkeiten und Chancen wie Männer. Darum gibt es immer noch Menschen und Organisationen, die das Leben von Frauen verbessern wollen.

Wie kam es zur Frauenbewegung?

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Olympe de Gouges

In der Zeit der Aufklärung machten sich einige Frauen, die damals lesen und schreiben konnten, Gedanken über die Gleichwertigkeit aller Menschen. In der Französischen Revolution sahen sie die Möglichkeit, an der Ungleichheit etwas zu ändern. So forderte im Jahr 1791 die französische Schriftstellerin Olympe de Gouges gleiche Rechte für die Frauen. Denn in der berühmten Menschenrechtserklärung von 1789 wurde nur an die Männer gedacht. Zwei Jahre später wurde Olympe de Gouges jedoch unter Robespierre als Aufrührerin zum Tod verurteilt und hingerichtet.

Etwa seit dem Jahr 1850 gab es immer wieder neue Wellen der Frauenbewegung. In der ersten Welle ging es um die politischen und bürgerlichen Rechte der Frauen. Damit war vor allem ihre Teilnahme an den Wahlen gemeint. Ein anderes Ziel war das Recht auf eine bezahlte Arbeit und gute Arbeitsbedingungen für die Frauen in den Fabriken. Für die Mädchen wurden ein guter Schulunterricht und für junge Frauen die Zulassung zu den Universitäten gefordert. Dies alles war um das Jahr 1900 noch längst nicht erreicht.

Frauenorganisationen kämpften überall in Europa und in den USA für solche Rechte. Sie taten dies jedoch nicht gemeinsam, sondern hatten unterschiedliche politische Ansichten. Einige traten als bürgerliche Frauen für den Liberalismus ein, andere gehörten zur Arbeiterbewegung und waren somit für den Sozialismus. Die bürgerliche Frauenbewegung wollte vor allem das Wahlrecht erreichen und die Bildung stärken. Den Frauen auf der linken, sozialistischen Seite ging es mehr um den gleichen Lohn für Mann und Frau.

In Großbritannien und in den USA marschierten am Beginn des 20. Jahrhunderts sogenannte Suffragetten auf den Straßen. An ihren Demonstrationen forderten diese bürgerlichen Frauen lautstark das Wahlrecht. Manche gingen sogar in den Hungerstreik. Sie drohten also damit, sich zu Tode zu hungern, um ihr Ziel zu erreichen. Mit der Zeit waren sie erfolgreich: Im Ersten Weltkrieg fehlten Männer an ihren Arbeitsplätzen. So waren Frauen für die Wirtschaft der verschiedenen Länder sehr wichtig. Dies erzeugte einen Druck, der in mehreren Ländern nach diesem Krieg den Frauen das Wahlrecht einbrachte. Um das Jahr 1920 wurde es in den USA, aber auch in Deutschland und Österreich eingeführt.

In Frankreich, dem Land der Revolution von 1789, wurde das Frauenwahlrecht erst im Jahr 1944 eingeführt. Beschlossen wurde es von einer Regierung, die wegen der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg ins Ausland geflohen ist und von dort aus den Widerstand unterstützte. In der Schweiz dauerte es bis ins Jahr 1971 und in Liechtenstein sogar bis 1984, bis Frauen in der Demokratie mitbestimmen durften. In diesen beiden Ländern musste zuerst eine Mehrheit der Männer in einer Volksabstimmung dafür sein.

Wozu gab es eine zweite Welle?

Diese Amerikanerinnen feierten im Jahr 1963 mit Präsident Kennedy dessen Gesetz zur Lohngleichheit.
Frauen dürfen stark sein und anziehen, was sie wollen: Forderungen an einer Demonstration der dritten Welle, im Jahr 2011.

Mit dem Wahlrecht war es nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht getan. In der Politik sowie an den Universitäten blieben Frauen weiterhin eine kleine Minderheit. Zudem wollten Männer in den Ländern Westeuropas nach dem Krieg die alleinigen Versorger sein. Die Rolle der Hausfrau nahm wieder zu. Paare mussten verheiratet sein, um zusammen Kinder zu kriegen. Mit der Hochzeit gab eine Frau ihren Beruf auf.

Um das Jahr 1968 bildete sich dagegen eine neue Frauenbewegung. Sie wurde von Sozialdemokratinnen und Sozialistinnen geprägt. Was die zweiten Welle forderte, nannte man bald Emanzipation und Feminismus. Es ging etwa um eine wirtschaftliche Besserstellung der Frauen oder um den Schwangerschaftsabbruch.

Mit vielen Forderungen hatte die zweite Welle in der Zeit nach etwa 1980 Erfolg. So können heute mehr Frauen als zuvor Karriere in Unternehmen, in der Wissenschaft und Kultur oder in der Politik machen. Eine Frau kann sich zudem gegen die Ehe und Kinder entscheiden. Auch Scheidungen wurden üblicher. Andere Themen gerieten mit der Zeit etwas in Vergessenheit. Weiterhin erhalten Frauen weniger Lohn für gleiche Arbeit und die sozialen Berufe, etwa in der Pflege, gelten weniger als solche in der Industrie.

Wie sieht die Frauenbewegung heute aus?

So kam es in den 1990er-Jahren zu einer dritten Welle. Diese Frauenbewegung ist politisch gesehen hauptsächlich links oder grün. Es geht ihr darum, dass Frauen genauso laut oder stark wie Männer sein dürfen und dass sie sich gegen Gewalt in der Sexualität wehren sollen.

Neu ist auch: Die Frauenbewegung ist offen für Homosexuelle und Transgender-Menschen, die ähnliche Forderungen an die Politik stellen. Hinzu kommen Menschen, die ausländische Wurzeln oder eine Behinderung haben.

Genau wie früher geht es darum, nicht nur in der Politik etwas zu verändern. Auch im Alltag sollen Frauen mehr Freiheit erleben, findet die Frauenbewegung. Ein Thema ist zum Beispiel die Sprache: Je nach dem, wie man spricht, kann man Frauen sichtbar oder unsichtbar machen. Darum wollen manche Frauen und Männer, dass man immer sowohl männliche als auch weibliche Formen verwendet: „Lehrerinnen und Lehrer“, weil beim Wort „Lehrer“ die Frauen nur mitgemeint seien.

Der Weltfrauentag ist bis heute der 8. März. In Berlin ist das sogar ein Feiertag. Der Frauentag geht zurück auf einen Brand in einer Fabrik in den USA. Am 8. März 1908 sind dabei 129 Arbeiterinnen gestorben. Sie hatten für mehr Rechte für Frauen gestreikt. Drei Jahre gab es den ersten Weltfrauentag. Damit wurde an den schrecklichen Brand erinnert und gleichzeitig wurde damit mehr Gleichberechtigung und ein Wahlrecht für Frauen gefordert.

Gibt es auch eine Männerbewegung?

Als Antwort auf die Frauenbewegung der zweiten Welle wollten einige Männer die Vormachtstellung bewahren und organisierten sich zu einer Art Männerbewegung, die sie auch als Maskulinismus bezeichnen. Sie meinen, dass der Feminismus den Männern geschadet habe und dass Vätern nach einer Scheidung oft die Kinder entzogen würden. Auch seien Jungen an den Schulen benachteiligt, wenn es zu viele Lehrerinnen gibt.

Andererseits gibt es auch Männergruppen, welche die Gleichstellung der Geschlechter gut finden. Sie wollen, dass Männer nicht schräg angeguckt werden, wenn sie etwas machen, das früher nur Frauen gemacht haben. Sie wollen zum Beispiel, dass Frauen und Männer sich die Hausarbeit teilen.




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