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Version vom 26. April 2021, 12:17 Uhr
Sünde ist eine Tat, die Gott nicht gefällt. In drei Religionen gibt es die Sünde: Im Judentum, im Christentum und im Islam. Konkret geht es um die Geschichte von Adam und Eva im Paradies: Gott hatte ihnen verboten die Früchte eines besonderen Baums zu essen. Wer dies tat, würde den Unterschied zwischen Gut und Böse erkennen. Adam und Eva aßen trotz des Verbots von diesem Baum und waren dadurch ungehorsam gegen Gott. Das wird in den späteren biblischen Büchern als „Sünde“ bezeichnet.
Bei der Sünde geht es nicht nur um diese eine Tat, sondern um jede Tat, die Gott nicht gefällt. Durch die Sünde trennt ein Mensch sich von Gott. Nach dem Tod bedeutet dies ein Leben in der Hölle. Die Frage ist also, wie ein Mensch trotz seiner Sünden in den Himmel oder in das Paradies kommen kann.
Die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt und wie dieses aussieht, stellt man sich auch in anderen Religionen. Aber der Begriff „Sünde“ ist nirgends so wichtig wie in den Religionen, bei denen am Anfang die Geschichte von Adam und Eva steht.
In unserem Alltag spricht man oft von einer Sünde, ohne dabei an die Religion zu denken. Es geht oft um kleine Verfehlungen. Zum Beispiel isst jemand ein Stückchen Schokolade, obwohl er eigentlich abnehmen will. Oder jemand gibt sehr viel Geld aus für ein Kleid und nennt es „sündhaft teuer“. Es geht dabei um Dinge, die man sich selbst verboten hat, die man aber trotzdem tut. Sie verstoßen auch nicht gegen ein Gesetz, höchstens über eines, das man sich selbst auferlegt hat.
Wie geht das Judentum mit der Sünde um?
Im Judentum wird in den Zehn Geboten aufgezählt, was man tun soll. Wer dies nicht tut, versündigt sich. Es gibt aber noch weit mehr Gesetze, zum Beispiel in der Tora und im Talmud. Weil es so viele Gebote und Verbote sind, kann sie sich kaum jemand merken, und allein darum schon sündigen die meisten Menschen.
Trotzdem gab es im Judentum einen Weg in den Himmel: Man brachte ein Tier in den Tempel in Jerusalem. Dies konnte ein Ochse, eine Ziege, ein Schaf oder auch nur ein Huhn sein. Der Sünder legte dann seine Sünden auf das Opfertier. Der Priester schlachtete das Tier. So starben die Sünden mit dem Opfertier, der Mensch lebte sündenfrei weiter – bis er sich wieder versündigte.
Es gab also eine Möglichkeit, seine Sünden hinter sich zu lassen und sich wieder mit Gott zu versöhnen. Schwierig wurde es allerdings, als die Römer vor etwa 2.000 Jahren den Tempel in Jerusalem zerstörten. Seither sind keine Opfer mehr möglich.
Schon zu Zeiten des Tempels gab es jedes Jahr ein besonderes Fest, Jom Kippur. Das war der Versöhnungstag, an dem die Menschen ihre Sünden loswerden konnten. Dieses Fest feiern sie heute noch, auch ohne Tempel. Es gibt also für die Juden auch heute noch eine Möglichkeit, ihre Sünden abzustreifen und nach dem Tod ins Paradies zu kommen.
Wie geht das Christentum mit der Sünde um?
Die Christen übernahmen in vielen Teilen den jüdischen Glauben. Jesus war sogar in vielen Dingen noch strenger. Er predigte, dass allein schon der Gedanke zum Beispiel an einen Diebstahl ebenso schlimm sei wie ein Diebstahl selbst. Im Christentum war es deshalb noch schwieriger als im Judentum, ohne Sünde zu leben.
Jesus wurde durch die Römer am Kreuz hingerichtet. Dies geschah am Tag nach dem Pessach-Fest. Dieses Fest erinnert daran, dass die Juden vor dem Auszug aus Ägypten ein Lamm schlachten mussten. So verschonte sie der Rache-Engel vor dem Tod.
Für die Freunde von Jesus war klar, dass Jesus als eine Art Opferlamm in den Tod ging. Verschiedene Briefe der Apostel drücken aus, dass Jesus die Strafe für die Sünden der Menschen auf sich nahm. So ging er selbst in den Tod, erlebte dann aber die Auferstehung. Deshalb sollen alle Menschen in den Himmel kommen, die an Jesus als ihren Erlöser glauben.
Wie konnte man im Christentum mit der Sünde Geld verdienen?
In der Katholischen Kirche entwickelte sich im Mittelalter die Lehre vom Fegefeuer. Sie umfasste folgende Gedanken: Nicht alle Sünden sind so schlimm, dass sie geradewegs in die Hölle führen. Die anderen Menschen können aber auch nicht ungereinigt in den Himmel kommen. Deshalb gibt es eine Art Zwischenstation, einen Ort der Reinigung. Dies ist das Fegefeuer.
Im Fegefeuer büßen die Menschen ihre Sünden ab. Dies ging so weit, dass die Kirche genau sagen konnte, wie viele Wochen, Monate oder Jahre man für eine bestimmte Sünde im Fegefeuer schmoren musste. So wurde fast vergessen, dass die Menschen durch den Opfertod von Jesus erlöst worden sind.
Gegen Ende des Mittelalters waren die meisten Menschen vom Fegefeuer überzeugt. Viele richteten ihr Leben darauf aus, sich möglichst wenig zu versündigen, um keine zu lange Zeit im Fegefeuer verbringen zu müssen. Ein gewisser Nachlass war durch die Teilnahme an einem Kreuzzug oder durch eine Pilgerreise zu erreichen.
Es gab aber noch ein einfacheres Mittel, vor allem für reiche Leute: Geldspenden an die Kirche. Dafür wurden auch Urkunden ausgestellt. Man nannte sie Ablassbriefe. Die hießen so, weil Gott dann von seiner Strafe abließ. Viele Priester oder Mönche jagten den Menschen mit furchtbaren Predigten Angst ein, um danach ihre Ablassbriefe zu verkaufen. Dies nannte man den Ablasshandel.
Dagegen wehrten sich Reformatoren wie Luther oder Zwingli. Sie betonten, dass die Erlösung nur aufgrund des Opfers von Jesus und der Gnade Gottes möglich war. Sie befreiten damit viele Menschen von ihrer Angst vor dem Fegefeuer. Sie machten sich aber die Kirche zum Feind, weil der Kirche damit viele Einnahmen ausblieben.
Wie geht der Islam mit der Sünde um?
Dinge, die im Islam verboten sind nennt man Harām. Auch im Islam beginnt die Geschichte der Sünde mit Adam und Eva. Mohammed soll über fünfzig verschiedene Sünden aufgezählt haben, die es geben soll. Eine davon würde Gott nie vergeben: den Unglauben.
Für alle anderen Sünden gibt es Vergebung durch Allahs Gnade. Voraussetzung dafür ist nur der Glaube. Auch soll es einem wirklich leid tun, dass er die Sünde begangen hat. Im Koran steht: „Wenn ihr Gott liebt, dann folgt mir, so wird Gott euch lieben und euch eure Sünden vergeben. Und Gott ist voller Vergebung und barmherzig.“
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