Sues-Kanal
Der Sues-Kanal ist eine wichtige Wasserstraße. Dank des Kanals können Schiffe vom Mittelmeer ins Rote Meer fahren. Das Rote Meer ist ein Arm des Indischen Ozeans. Ein Schiff, das von Europa nach Asien fahren will, muss daher nicht den langen Umweg um Afrika herum machen. Damit sparen sie Dutzende von Tagen Fahrzeit.
Den Kanal gibt es seit etwa 150 Jahren. Er liegt in Ägypten, etwa zwischen dem Nil und der Halbinsel Sinai. Über den Kanal führen einige Brücken und auch Leitungen für Öl. Es gibt im Süden einen Tunnel für Autos.
Die Fahrt durch den Kanal ist teuer: Im Durchschnitt muss man für ein Schiff etwa 250.000 Euro zahlen. Das bezahlt man nur, wenn man es mit seiner Fracht eilig hat. Sonst ist es günstiger, doch um Afrika herumzufahren.
Jedes Jahr fahren fast 20.000 Schiffe durch den Kanal. Das ist deutlich mehr als beim anderen großen Kanal der Welt, dem Panamakanal. Der Sues-Kanal ist außerdem 193 Kilometer lang und damit mehr als doppelt so lang wie der Kanal in Mittelamerika.
Weil das Rote Meer etwas höher liegt, fließt Wasser von dort ins Mittelmeer. Das hatte Folgen für Tiere und Pflanzen: Einige Arten kamen so vom Indischen Ozean ins Mittelmeer und verändern jetzt dort das natürliche Gleichgewicht.
Wie kam es zum Bau des Kanals?
Schon im Altertum gab es solche Kanäle für kleinere Schiffe, zum Beispiel bei den Alten Ägyptern. Doch man muss so einen Kanal gut in Stand halten. Oft ist der Kanal wieder versandet.
Mit dem heutigen Kanal hat man im Jahr 1859 begonnen. Ein Franzose, Ferdinand de Lesseps, war mit dem Herrscher von Ägypten gut bekannt. Lesseps gründete ein Unternehmen, das Geld sammelte und mit dem Bau begann. Dieses Unternehmen hieß „Compagnie universelle du canal maritime de Suez“, das ist Französisch für „Weltweites Unternehmen für einen Meeres-Kanal bei Sues“. Sues ist der Name einer Ortschaft am Roten Meer.
Es war schwierig, den Kanal zu bauen, denn die Landschaft dort ist Wüste. Anderthalb Millionenen Menschen haben daran mitgearbeitet. Erst im Laufe der Zeit hat man Maschinen erfunden, die bei beim Graben geholfen haben. Alles musste man mühselig in die Wüste bringen, auch Trinkwasser.
Nach 10 Jahren war der Kanal fertig. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis die Compagnie von Lesseps Geld damit verdient hat. Übrigens war der Kanal noch viel flacher und schmaler als heute: Man hat den Kanal mehrmals vergrößert, damit größere Schiffe durch ihn fahren. Allerdings gibt es heute Schiffe, die für ihn viel zu groß sind.
Welchen Weg nimmt der Kanal durch das Land?
Der Sues-Kanal hat etwas mit dem Panamal-Kanal gemein: Beide Wasserwege musste man nicht vollständig ausgraben, denn auf dem Weg liegen Seen. Diese Seen sind nun ein Teil des Wasserweges.
Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Beim Panamal-Kanal braucht man Schleusen, um die Schiffe auf eine Strecke zu bringen, die höher oder tiefer als die vorige Strecke liegt. Das braucht es beim Sues-Kanal nicht. Das Wasser kann normalerweise frei durch den Kanal fließen.
Wenn ein Schiff vom Norden, vom Mittelmeer kommt, fährt es zunächst an der Stadt Port Said vorbei. Hier legen viele Schiffe an. Man hat auch mehrere Wasserwege, damit Schiffe in beide Richtungen fahren können. Weiter im Süden gibt es lange Strecken, die man nur in eine Richtung gleichzeitig befahren kann. Das sorgt für Wartezeiten.
Wieder weiter südlich kommt man am Timsah-See vorbei. Wenn man in den See hineinfährt, kann man dort an einem Hafen anlegen. Hier haben die Chefs des Kanals übrigens ihre Büros. Danach kommt das Schiff in den Großen Bittersee und später in den Kleinen Bittersee. Diese Seen sind so breit, dass Schiffe aneinander vorbeifahren können. Dann ist man auch schon bald am Hafen von Sues am Roten Meer.
Warum hat man sich um den Kanal gestritten?
Ein solcher Kanal ist wichtig für die Wirtschaft: Waren können besser von Land zu Land gebracht werden. Das gilt aber auch für Soldaten und insbesondere für Kriegsschiffe. Einige Länder hatten daher Angst, das der Kanal schlechte Folgen für sie hätte.
Großbritannien wollte den Kanal verhindern und hat es Lesseps schwer gemacht. Später aber eroberte Großbritannien Ägypten. Großbritannien kaufte auch Anteile der Compagnie, so dass es über den Kanal bestimmen konnte.
Ägypten wurde im Jahr 1922 unabhängig. Dennoch hatte Großbritannien immer noch viel Macht über das Land. Es gab eine Absprache, dass die Compagnie später einmal ägyptisch werden sollte.
Doch im Jahr 1956 gab es Streit zwischen Ägypten und anderen Ländern. Damals herrschte der Kalte Krieg: Auf der einen Seite standen unter anderem die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel. Ägypten hingegen wollte mehr mit der Sowjetunion zusammenarbeiten.
Der ägyptische Herrscher Nasser erklärte, dass der Kanal nicht mehr der Compagnie, sondern dem ägyptischen Staat gehören sollte. Seitdem gibt es eine eigene ägyptische Behörde für den Kanal. Außerdem verbot Nasser, dass israelische Schiffe den Kanal benutzen durften.
Daraufhin schickte Israel seine Soldaten nach Ägypten bis an das Ufer des Sues-Kanals. Großbritannien und Frankreich unterstützten Israel. Die USA und die Sowjetunion bekamen Angst, dass daraus ein großer Krieg entstehen könnte. Darum sorgten sie dafür, dass die fremden Mächte wieder Ägypten verlassen mussten.
Auch später kam es zum Streit zwischen Israel und Ägypten. Soldaten der Vereinten Nationen haben daher eine Zeitlang aufgepasst, dass beide Länder sich an Absprachen hielten. So sollte ein neuer Krieg vermieden werden.
Welche anderen Wege gibt es statt des Kanals?
Der Sues-Kanal wurde gebaut, um den langen Seeweg um Afrika und das Kap Hoorn im Süden Afrikas zu vermeiden. Heute ist die Lage etwas anders als damals: Die Erde ist wärmer geworden. Daher kann man im Sommer oft recht gut am Norden von Asien vorbeifahren, in der Arktis.
Dank dieser „Nord-Ost-Passage“ könnten manche Schiffe auf den Kanal und damit die teuren Gebühren verzichten. Allerdings ist dieser Weg immer noch ein großer Umweg. Er ist auch nur einige Wochen lang eisfrei. Schiffe, die dann dort fahren wollen, müssen auch für die umhertreibenden Eisschollen stabiler gebaut sein.
Eine andere mögliche Konkurrenz für den Sues-Kanal kommt aus Israel. Dieses Land liegt im Osten von Ägypten. Dort überlegt man sich, eine Eisenbahn durch den Süden des Landes zu bauen. Auf diese Weise könnte man einen Hafen am Mittelmeer mit einem Hafen am Roten Meer verbinden. Es wäre dann jedoch aufwändig, die Waren vom Schiff auf die Eisenbahn zu bringen, und später wieder auf ein Schiff.