Polarstern
Der Polarstern ist ein Stern, der immer grade über dem Nordpol der Erde steht. Man sieht ihn in der Nacht und auch nur dann, wenn man auf der nördlichen Halbkugel der Erde wohnt. Es sieht im Laufe der Nacht so aus, als würden alle anderen Sterne am Himmel sich um den Polarstern drehen.
Weil der Polarstern diese Lage hat, war er früher wichtig, um seinen Weg zu finden. Der Polarstern scheint immer im Norden zu stehen. Das war besonders für Seefahrer wichtig: So fanden sie leichter ihren Weg auf dem Meer.
In der Literatur und Kunst steht unser Polarstern für das Ewige und Beständige, weil er scheinbar immer an derselben Stelle steht. Man denkt dabei auch an Menschen, die nicht so leicht ihre Meinung ändern.
Wo scheint der Polarstern zu stehen?
Der Polarstern scheint immer direkt über dem Nordpol der Erde zu stehen. Um zu das zu verstehen, man man sich die Erde wie einen Ball vorstellen. Man könnte einen dünnen Holzstab durch den Ball stechen und den Ball daran drehen. Der Holzstab zeigt zum Beispiel mit einem Ende in eine bestimmte Richtung. Man kann sich den Holzstab wie eine Linie weiterdenken.
Der Holzstab ist wie die Erdachse, um die sich die Erde dreht. Die Löcher im Ball sind wie die Pole der Erde, also der Nordpol und der Südpol. Die Erdachse zeigt im Norden in Richtung des Polarsterns.
Die übrigen Sterne befinden sich woanders, verstreut über den Nachthimmel. Weil die Erde sich um die Erdachse dreht, sieht es für uns auf der Erde so aus, als wenn alle Sterne gemeinsam sich bewegen würden. In ihrer Mitte, um die sie sich drehen, ist das gedachte Ende der Erdachse. Dort sieht man, wie gesagt, den Polarstern.
Der Polarstern war übrigens nicht immer an dieser Stelle. Die Erdachse verschiebt sich langsam, man könnte auch sagen: Die Erde „eiert“ ein wenig. Das ist so, als wenn man den Ball mit dem Holzstäbchen ein wenig um den Mittelpunkt drehen würde. Erst im Mittelalter kam der Polarstern an seine Stelle über dem Nordpol. In der Steinzeit, vor 14.000 Jahren, sah man dort einen anderen Stern, nämlich die Wega.
Warum hilft der Polarstern der Seefahrt?
Menschen wollten schon immer ihren Weg finden. Das war besonders in der Nacht und auf dem Meer schwierig. Auf dem Land tagsüber kann man hingegen Berge, Städte und andere Dinge sehen, die verraten, wo man ist oder in welche Richtung man geht. Auf dem Meer sieht man meist nur den Horizont.
Die Seefahrer haben daher Sonne, Mond und Sterne für die Navigation genutzt. Navigation bedeutet, dass man sein Ziel findet. Der Polarstern hat ihnen in der Nacht gezeigt, wo Norden ist.
Doch der Polarstern verrät noch mehr: Je nördlicher man sich befindet, desto höher steht der Polarstern über dem Horizont. Wer den Winkel zwischen dem Polarstern und dem Horizont misst, kann daraus den Breitenkreis berechnen, auf dem er sich befindet.
Was weiß man heute über den Polarstern?
Dank der Astronomie und guten Teleskopen weiß man heute viel mehr über den Polarstern als die Seefahrer von früher. Wissenschaftler nennen unseren Polarstern über dem Nordpol übrigens Polaris. Sie sagen auch Ursae Minoris, denn unser Polarstern ist ein Teil des Sternbildes Kleiner Bär ist, und der heißt auf Latein Ursae Minoris.
Es gibt verschiedene Schätzungen, wie weit unser Polarstern von der Erde entfernt ist. Manche Wissenschaftler sagen, dass es 323 Lichtjahre sind, andere, dass es 433 Lichtjahre sind. Ein Lichtjahr ist jedenfalls eine sehr lange Strecke. 323 Lichtjahre sind fast 10 Billionen Kilometer. So lang wäre es, wenn man die Erde am Äquator 243 Milliarden Mal umrunden würde.
Der Polarstern ist im Durchmesser 37mal größer als die Sonne. Darum nennen Wissenschaftler ihn einen gelben Überriesen. Obwohl er ziemlich weit weg ist, leuchtet er wegen seiner Größe ziemlich hell an unserem Nachthimmel.
Seit dem Jahr 2006 weiß man dank des Hubble-Teleskops, dass unser Polarstern ein Doppelstern ist. Er besteht aus einem Überriesen, den man von der Erde aus sieht, und einem Zwergstern, der um den Überriesen kreist. Außerdem gibt es noch einen weiteren Teil weiter entfernt.
Gibt es noch andere Polarsterne?
Es ist Zufall, dass über unserem Nordpol unser Polarstern zu stehen scheint, also der Polaris. Früher war dort ein anderer Stern und manchmal auch keiner. Zufällig steht gerade kein Stern über unserem Südpol.
Nicht nur die Erde kann Polarsterne haben, sondern auch andere Himmelskörper. Ein Beispiel ist unser Erdmond oder ein Planet wie der Uranus. Wenn man auf dem Uranus stehen würde, dann sähe man Eta Ophiuchi als den nördlichen Polarstern.
In einem Park in England: Die Scheibe rechts stellt den Polaris dar.