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Ossian

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Johann Peter Krafft aus Österreich malte dieses Gemälde im Jahr 1810. Es zeigt den alten Dichter Ossian mit Malvina, der Liebe seines toten Sohnes.

Der „Ossian“ war eine berühmte Fälschung. Angeblich war Ossian der Name eines keltischen Dichters aus dem Altertum. James Macpherson behauptete, er habe Gedichte dieses Dichters gefunden. In Wirklichkeit hat Macpherson sie sich selbst ausgedacht.

Im Jahr 1760 erschien sein Buch mit den Gedichten in Edinburgh, der Hauptstadt von Schottland. Das Buch war auf Englisch. Auf Deutsch würde der Titel heißen: Reste von altertümlicher Dichtkunst, gesammelt in den Bergländern von Schottland. Später nannte man eine neue Sammlung: „Die Gesänge des Ossian“.

Das Werk wurde nach und nach in viele Sprachen übersetzt. In Deutschland war einer der Übersetzer Johann Wolfgang von Goethe. Viele berühmte Leute lasen den „Ossian“ und waren tief beeindruckt. Gelehrte aus Irland und anderen Ländern bemerkten aber schon bald, dass etwas mit dem Werk nicht stimmen konnte. So waren die Namen bei Ossian zum Beispiel keine richtigen keltischen Namen.

Was steht in dem Werk?

Macpherson war ein Schriftsteller und Politiker. Er behauptete, dass er aus alten Quellen die Gedichte von Ossian erhalten habe. Die Gedichte seien in alter gälischer Sprache geschrieben worden. Diese Sprache stammte aus Schottland und Irland, aber damals sprachen viele Leute sie schon nicht mehr. Macpherson hat die Gedichte angeblich ins Englische übersetzt, und dann auch nicht mehr in Gedichtform geschrieben.

Ossian war angeblich blind. Er berichtet von Kämpfen und Liebesgeschichten. Außerdem erwähnt er seinen Vater, seinen toten Sohn und weitere Menschen aus seiner Familie. Ständig klagt Ossian über Schmerz und Trauer.

Allerdings: Wer den „Ossian“ liest, erfährt so gut wie nichts über die Welt, in der Ossian lebte. Es gab dort im Land viel Nebel. Man lernt nichts über die Kultur und Gesellschaft der Figuren bei Ossian.

Warum wurde das Werk so berühmt?

Ein Haus mit einer schönen Aussicht in Schottland. Es wurde kurz vor dem ersten Ossian-Buch gebaut. Später gab man ihm den Namen Ossian-Halle und hängte dort ein Bild über Ossian auf.

Dennoch waren viele Leser begeistert vom „Ossian“. Sie fanden es überhaupt schon großartig, dass so alte Gedichte wieder entdeckt wurden. Damals begann so langsam die Zeit der Romantik: Man las gerne düstere Geschichten und wollte mehr über das Ende des Altertums und das Mittelalter erfahren.

Schriftsteller aus Schottland und anderen Ländern wollten Gälisch lernen. Manche dichteten dann tatsächlich selbst auf Gälisch. Maler zeigten, wie sie sich den traurigen, blinden Ossian vorstellten. Außer aus Schottland und England kamen diese Maler auch aus Deutschland.

Es gab aber noch einen anderen Grund dafür, warum der Ossian so beliebt war. Damals schon war Schottland ein Teil von Großbritannien. Manche Schotten fanden das schlecht, sie wollten wieder ein eigenes Königreich. Mit dem „Ossian“ konnten sie behaupten, dass die Kultur der Kelten schon früh große Dichter gekannt habe - lange, bevor es überhaupt die englische Sprache gab.



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