Schiefer Turm

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Der Schiefe Turm mit seinen acht Stockwerken. Der Baustil ist romanisch.

Mit dem Schiefen Turm meint man meistens einen Turm in Pisa. Diese Stadt war im Mittelalter ein eigener, reicher Staat und gehört heute zu Italien. Der Turm ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt und zieht viele Besucher aus der ganzen Welt an.

Der Turm ist 56 Meter hoch, obwohl er eigentlich 100 Meter haben sollte. Er ist so schief, dass die Spitze fast vier Meter von der Turmmitte entfernt ist. Oben im Turm hängen sieben Glocken. Außerdem diente der Turm früher als Zufluchtsort: Wenn Feinde in die Stadt kamen, flohen die Angehörigen der Kirche in den Turm.

Seit dem Jahr 1987 ist der Turm ein Weltkulturerbe der UNESCO. Das gilt aber nicht nur für den Turm, sondern auch für seine Umgebung. Dort befinden sich eine Kathedrale, also eine große Kirche, ein Haus für die Taufe und ein Friedhof.

Warum ist der Turm schief?

Im Mittelalter, im Jahr 1173, wollten die Einwohner von Pisa einen Campanile bauen. Das ist ein Glockenturm für eine Kirche. So ein Turm ist kein Teil der Kirche, sondern steht ein wenig weiter von ihr weg. Die Kirche, nämlich eine große Kathedrale, hatten sie schon. Einen anderen bekannten Campanile findet man zum Beispiel auf der Piazza San Marco in Venedig.

Allerdings hatten die Erbauer nicht damit gerechnet, dass der Boden zu lehmig und sandig war. Als sie beim dritten Stock angekommen waren, neigte der unfertige Turm sich schon zur Seite. Weil man andere Sorgen hatte, ließ man ihn erst einmal so stehen. Nach 100 Jahren baute man weiter, und zwar ein wenig krumm, um die Schiefe auszugleichen.

Insgesamt hat man an diesem Turm fast 200 Jahre lang gebaut. Das hat vor allem wegen jahrelanger Pausen so lange gedauert. Auch später wurde am Turm gebaut, um zu verhindern, dass er einstürzt oder umfällt. Eine Zeitlang durften Besucher nicht hinauf. Im Jahr 2008 konnten Fachleute aber verkünden: Der Turm ist jetzt so gefestigt, dass er nicht schiefer wird.

Aus welchen Gründen kann ein Turm schief sein?

Normalerweise soll ein Turm gerade nach oben zeigen, man baut ihn nicht mit Absicht schief. Aber manchmal trägt der Boden unter ihm nicht genügend. Am sichersten ist das Bauen auf Fels. Auf Sand oder Lehm muss man zuerst ein breites Fundament errichten, das wegen seiner großen Fläche nicht einsinken kann. Das hat man in Pisa verpasst.

Es gibt aber auch andere Gründe. Beim Bauen können Fehler passieren. Wenn die Steine nicht genau gleich hoch oder die Fugen aus Mörtel dazwischen nicht genau gleich dick sind, bekommt der Turm eine leichte Krümmung. Dadurch ist auch das Gewicht nicht genau gleich verteilt und der Turm kann auf der einen Seite einsinken. So neigt sich der Turm im Laufe von vielen Jahren immer mehr zur Seite. Außerdem können Naturereignisse wie Erdbeben oder Überschwemmungen den Boden bewegen und den Turm in Schieflage bringen. Auch wenn Häuser oder Straßen neben dem Turm gebaut werden, kann sich der Boden verändern. So wird ein Turm manchmal nach und nach schief, ohne dass die Menschen das gleich merken.

Ist der Turm von Pisa der schiefste auf der Welt?

Der Gemeindeturm in Gau-Weinheim

Weil der Turm von Pisa so bekannt ist, glauben viele Menschen, er sei der schiefste Turm von allen. Das stimmt aber nicht. Von Zeit zu Zeit gibt es andere Türme, die noch stärker geneigt sind. Manche dieser Türme stehen in kleinen Städten und werden weniger beachtet, weil sie nicht so berühmt sind. Wenn ein Turm zu schief wird, kann er auch einstürzen und ist dann kein schiefer Turm mehr. Andere Türme werden etwas gerade gerückt, und dann sind sie nicht mehr so schief.

Der berühmte Turm in Pisa hat eine Neigung von etwa 3,97 Grad. Um so viel weicht also die Achse des Turms von der Senkrechten ab. Doch in Gau-Weinheim in Rheinland-Pfalz steht ein anderer Turm mit einer Neigung von 5,4 Grad. Das ist ein alter Verteidigungsturm.




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