Varusschlacht

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
Ein Gemälde aus dem Jahre 1909, gemalt von Otto Albert Koch. Es soll die Varusschlacht zeigen. Tatsächlich aber war das kein Kampf auf einem offenen Feld: Die Germanen haben aus dem Hinterhalt angegriffen. Sonst hätten sie gegen die Römer wohl kaum eine Chance gehabt.

Die Varusschlacht war ein Kampf in der Zeit des Altertums. Römische Soldaten kämpften gegen Germanen. Die germanischen Soldaten siegten unter ihrem Anführer Arminius. Das war eine der größten Schlachten, die im Altertum im Norden Europas stattgefunden haben. Die römische Armee verlor ein Achtel ihrer Soldaten.

Benannt ist die Schlacht nach dem Anführer der Römer, Publius Quinctilius Varus. Man nennt sie auch die „Schlacht im Teutoburger Wald“. Damals, im Jahr 9 nach Christus, gab es noch kein Deutschland. Ein Teil des Südens des heutigen Deutschlands gehörte zum Römischen Reich. Das übrige Gebiet, weiter im Norden, nannte man Großgermanien oder Freies Germanien. Dort hatten die Römer schon einige Soldaten-Lager und andere Orte aufgebaut.

Varus hatte wohl die Aufgabe, die römische Macht auch in Großgermanien durchzusetzen. Auch die Germanen dort sollten Steuern an den römischen Kaiser zahlen. Angeblich hat Varus zu plötzlich versucht, die Germanen als Untertanen zu behandeln. Darum kam es zu dem Aufstand von Arminius, der eigentlich als Freund der Römer galt.

Arminius war ein Fürst des Stammes der Cherusker. Er hatte ein Bündnis mit mehreren anderen Stämmen gebildet. Später haben die Deutschen in Arminius einen wichtigen Helden in der deutschen Geschichte gesehen. Das war vor allem in den Jahren nach 1800: Für Arminius wurde sogar ein riesiges Denkmal gebaut, das Hermannsdenkmal.

Heute ist es schwierig, die wichtigsten Fragen zur Varusschlacht zu beantworten. Die Forscher sind sich nicht einmal völlig sicher, wo sie stattgefunden hat. Die Römer haben nicht besonders viel über die Schlacht aufgeschrieben. Das lag zum Teil daran, weil sie sich für die Niederlage geschämt haben. Die Schuld gaben sie Varus.

Was ist in der Schlacht passiert?

Der Hermannsweg im Teutoburger Wald, mit Nebel im Herbst. So ähnlich dürfte man sich vorgestellt haben, wie es bei der Schlacht aussah.

Varus war ein angesehener und erfahrener Feldherr. Der römische Kaiser Augustus hatte ihn im Jahr 7 nach Christus an den Rhein geschickt. Dort sollte Varus die Grenze gegen die Germanen bewachen. Dabei verschanzten sich die Römer nicht einfach am Rhein: Sie hatten schon Orte auf der anderen Seite des Flusses gebaut und Freunde unter den Germanen gefunden.

Zwei Jahre später hörte Varus, dass es einen kleinen Aufstand bei den Germanen gab. Er zog deshalb mit drei Legionen los, fast 20.000 Soldaten. Angeblich hielt er die Gefahr für nicht so groß und nahm einen Umweg durch ein Gebiet, das die Römer noch nicht so gut kannten.

Den Tipp zu diesem Umweg hatten die Römer von Arminius bekommen. Arminius hatte auch das Gerücht von einem Aufstand erfunden, um Varus durch unbekanntes Gebiet zu locken. Als Varus mit seinen Truppen dort war, griffen die Germanen aus dem Hinterhalt an. Die Römer konnten sich in den Wäldern und wegen der Hügel und Schluchten schlecht verteidigen.

Nach drei Tagen von Kämpfen waren fast alle Römer tot. Varus war verwundet worden und tötete sich selbst. Nur wenige Römer gelangten an den Rhein und konnten von der Niederlage erzählen. Als später Kaiser Augustus davon erfuhr, soll er geklagt haben: „Varus, gib mir meine Legionen zurück!“

Warum war die Schlacht so wichtig?

Grabstein für einen römischen Soldaten. Unter der Statue steht geschrieben, dass er im Krieg des Varus umgekommen ist. Das ist ein Beweis dafür, dass es die Schlacht wirklich gab.

Heute sind sich die Forscher nicht einig, was genau die Römer in Großgermanien wollten. Zumindest sollten die römischen Soldaten für Ruhe und Ordnung sorgen. Man wollte verhindern, dass Germanen die römische Grenze am Rhein angreifen konnten. Außerdem sollten einige Anführer aus der Familie des Augustus über die Germanen siegen, um damit mehr Ansehen in Rom zu gewinnen.

Die Niederlage im Teutoburger Wald war ein großer Schock für die Römer. Dennoch gaben sie das Land nicht auf. Augustus behauptete später noch, er habe Europa bis zur Ostsee befriedet. Sein Großneffe Nero Claudius Germanicus hat einige Jahre nach der Niederlage das Schlachtfeld aufgesucht und dort die Überreste der getöteten Römer begraben lassen.

Man kann nur vermuten, was ohne die Varusschlacht passiert wäre. Vielleicht hätten die Römer aus Großgermanien einen Teil des Römischen Reiches gemacht, wie zum Beispiel aus Gallien. Dann gäbe es heute wohl kein Deutschland, so wie wir es kennen, und auch keine deutsche Sprache. Die Menschen hätten eine Art Latein gesprochen, ähnlich wie die Menschen im heutigen Frankreich oder Spanien.

Wo fand die Schlacht statt?

Hier bei Kalkriese in Niedersachsen könnte die Schlacht gewesen sein, oder wenigstens einige Kämpfe.

Die römischen Geschichtsschreiber haben immer wieder geschrieben, die Schlacht habe bei feuchtem und kaltem Wetter stattgefunden. Die Gegend sei waldreich und sumpfig gewesen. So haben sie sich Germanien eben vorgestellt. In Wirklichkeit wusste man in Rom nicht besonders gut, wie es in Germanien aussah.

Einer der Geschichtsschreiber behauptete, die Schlacht sei im „Teutoburger Wald“ gewesen. Niemand wusste aber, welche Gegend damit gemeint war. Viel später hat man ein Gebirge in Westfalen in „Teutoburger Wald“ umbenannt: Man glaubte, die Schlacht habe dort stattgefunden.

Heute gehen die meisten Forscher davon aus, dass der Ort der Schlacht tatsächlich bei Osnabrück liegt. In der Nähe, beim Dorf Kalkriese, haben Archäologen die Überreste eines großen Kampfes gefunden. Man vermutet, dass dort wenigstens ein Teil der Varusschlacht stattgefunden hat.




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