Nibelungensage

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Version vom 19. November 2018, 10:11 Uhr von Beat Rüst (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Wunder“ durch „Wunder“)
Bei den Nibelungen-Festspielen in Worms, in Rheinland-Pfalz: eine Szene während des „Gemetzels“ bei den Hunnen.

Die Nibelungensage ist eine alte deutsche Sage. Ihren Inhalt hat man in verschiedenen Werken gefunden, die im Mittelalter aufgeschrieben wurden. Das bekannteste Werk über die Nibelungen ist das Nibelungenlied, ein anderes die Thidreks-Sage.

Die Nibelungen sollen ein Volk sein, das einen großen Schatz hat. Manchmal sind die Nibelungen ein Volk von Zwergen, die im Bergbau arbeiten und daher an Gold und Silber gelangen. Im Nibelungenlied scheinen die Nibelungen allerdings normale Menschen zu sein. Sie werden auch nur erwähnt, das Werk handelt von ganz anderen Leuten.

Man weiß nicht, was aus der Nibelungensage wahr ist und was jemand erfunden hat. Jedenfalls geht es um das Volk der Burgunder. Das hat es wirklich gegeben, es lebte in der Zeit der Völkerwanderung am Rhein. Das war um das Jahr 436 nach Christus, also vor über 1500 Jahren. Ein römischer Feldherr hat es zusammen mit hunnischen Soldaten bekämpft und alle Burgunder getötet.

Was ist das Nibelungenlied?

Eine der drei wichtigsten Handschriften. Sie beginnt mit: „U N S I S T Inalten maeren wund's vil geseit.“ Uns ist in alten Geschichten viel von Wundern erzählt worden.

Das Nibelungenlied ist ein langer Text, der einem Roman ähnelt. Geschrieben ist er aber in Versen, so wie in einem Gedicht. Aufgeschrieben wurde das Lied um das Jahr 1200, also vor etwa 800 Jahren. Wer sich das Nibelungenlied ausgedacht hat, ist unbekannt. Vielleicht stammt der Schreiber aus der Stadt Passau, die heute in Bayern liegt. Allerdings gab es das Lied nicht nur aufgeschrieben: Vor allem haben Menschen es sich einander weitererzählt.

Man hat das Lied in mehreren Handschriften gefunden. In dreien davon war es vollständig. Diese drei Handschriften unterscheiden sich ein wenig voneinander. Darum ist nicht ganz sicher, wie das Lied „richtig“ geht, wenn man das überhaupt so sagen kann. Den heutigen Namen hat das Nibelungenlied von Wissenschaftlern bekommen: In einer der drei Handschriften endet die Geschichte mit den Worten: „daz ist der Nibelunge liet“. In den anderen beiden heißt es: „daz ist der Nibelunge not“, der Untergang der Nibelungen.

Es ist das erste große Werk in deutscher Sprache. Für die Geschichte der deutschen Sprache ist es so wichtig wie die Werke von Homer für die griechische Sprache. Allerdings ist es für uns heute schwierig, dieses alte Deutsch zu verstehen. Wissenschaftler nennen es Mittelhochdeutsch.

Was steht im Nibelungenlied?

Eine Zeichnung aus dem Jahr 1880: Brünhild und Kriemhild streiten sich, wer zuerst in die Kirche gehen darf. Dieses Recht hat nämlich die wichtigere von beiden.

Das Nibelungenlied beginnt mit Kriemhild und endet auch mit ihr. Sie ist die Schwester des Königs der Burgunder, Gunther. Sie will Siegfried heiraten, den mächtigen Helden, der den Schatz der Nibelungen hat. Aber König Gunther will die Heirat nicht einfach so erlauben: Siegfried soll ihm erst dabei helfen, die stolze und starke Brünhild aus Island zu heiraten.

Wer Brünhild heiraten will, muss schwere Aufgaben überstehen. Siegfried hat eine Tarnkappe: Wenn er unter diesem Mantel ist, kann niemand ihn sehen. So hilft er Gunther bei den Aufgaben, und so kann Gunther Brünhild heiraten. Siegfried wird Kriemhilds Mann. Aber Königin Brünhild und Kriemhild streiten sich darüber, wer am Hof von König Gunther wichtiger ist. Kriemhild ärgert sich so sehr, dass sie verrät: Gunther konnte Kriemhild nur heiraten, weil Siegfried ihm heimlich geholfen hatte.

Brünhild geht daher zu Hagen, dem grimmigen Diener von König Gunther. Sie befiehlt ihm, Siegfried zu töten. Hagen muss seiner Königin gehorchen und bringt Siegfried um, als Siegfried allein im Wald bei der Jagd ist.

Kriemhild trauert um Siegfried und will Rache. Sie heiratet sie ihren zweiten Mann, den König der Hunnen, Attila. Jahre später lädt sie ihre Familie aus Burgund ein, sie zu besuchen. Auf einem großen Fest zettelt Kriemhild Streit an. Es kommt zu einem großen Kampf, am Ende sind fast alle tot.

Was steht in der Thidreks-Sage?

Die Thidreks-Sage ist eigentlich eine Sammlung von Sagen. Sie wurde in Norwegen aufgeschrieben, etwa zur gleichen Zeit wie das Nibelungenlied oder etwas später. Die Sprache ist Altnordisch. Die Geschichten sollen aber aus Norddeutschland stammen.

In einigen dieser Sagen kommen Personen vor, die man auch aus dem Nibelungenlied kennt, wie Brünhild. In der Thidrek-Sage ist sie allerdings nicht die Herrin von Island, sondern über einen Ort in Deutschland. Den Namen hat die Sagen-Sammlung von Thidrek. Das ist der nordische Name von Dietrich von Bern.

Dietrich war ein beliebter Held in vielen Sagen. Im Nibelungenlied lebt er als Gast von Attila bei den Hunnen. In der Thidreks-Sage hingegen wird erzählt, wie er aufwächst. Einige Heldentaten werden nicht Siegfried, sondern ihm zugesprochen.

Was wurde später aus der Sage?

Aus dem Film von Fritz Lang: Siegfried wird ermordet.

Nach dem Mittelalter gab es noch mehrere Werke, die die Sage von den Nibelungen, Siegfried und Brünhild neu erzählt haben. Besonders bekannt und beliebt wurde sie allerdings erst wieder um das Jahr 1800. Johann Wolfgang von Goethe war einer derjenigen, die davon begeistert waren.

Im Jahr 1861 erschien ein trauriges Theaterstück von Friedrich Hebbel. Etwa zur selben Zeit arbeitete Richard Wagner an seiner großen Oper „Der Ring des Nibelungen“. Man hat später auch Filme über die Nibelungen gedreht. Am bekanntesten ist der Stummfilm von Fritz Lang aus dem Jahr 1924. Das Werk aus dem Mittelalter ist sehr lang und für die Menschen von heute schwer zu verstehen. Darum hat man kürzere Fassungen in heutigem Deutsch geschrieben.

Im Nibelungenlied liest man unter anderem von Xanten, wo Siegfried herstammen soll, und von Worms, wo die Burgunder leben. Heute steht in Xanten zum Beispiel eine Mühle, die man Kriemhild-Mühle genannt hat. In Worms finden jedes Jahr die Nibelungen-Festspiele statt: Dabei zeigt man die Sage als Theaterstück unter freiem Himmel.




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