Otto von Bismarck

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Reichskanzler Otto von Bismarck, etwa im Jahr 1880

Otto von Bismarck war ein deutscher Politiker. Er leitete die Regierung von Preußen, einem großen deutschen Staat, den es heute nicht mehr gibt. Durch Preußen wurde Deutschland ein einziger, gemeinsamer Staat. Bismarck selbst war der erste Regierungschef dieses neuen Deutschen Reiches.

Eigentlich mochte Bismarck vor allem Preußen. Er war konservativ, das heißt, er wollte, dass sich die Welt möglichst wenig ändert. Aber er verstand, dass man auch mit der Zeit gehen muss. Darum arbeitete er auch mit Politikern zusammen, deren Ideen er schlecht fand. Bei der Vereinigung von Deutschland führte er mehrere Kriege. Als er aber deutscher Kanzler war, versuchte er, Deutschland aus Streit herauszuhalten.

Wie ist Bismarck aufgewachsen?

Otto von Bismarck wurde auf Schloss Schönhausen geboren.

Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen wurde im Jahr 1815 geboren. Damals wurde in Deutschland der Deutsche Bund gegründet: Das war ein Verein von Staaten, um sich besser verteidigen konnten. Preußen, woher Bismarck kam, war einer dieser Staaten.

Sein Vater war Adliger, seine Mutter nicht. Sie sorgte dafür, dass der Junge eine gute Bildung erhielt. Das war bei Adligen nicht so selbstverständlich. Zuerst lebten seine Eltern mit ihm auf dem Lande. Als er sechs Jahre alt war, kam er in ein Internat, eine Schule, in der die Schüler auch wohnen. Besonders fleißig war er als Schüler nicht.

Bismarck studierte Recht und machte dann eine Ausbildung für Beamte. Aber er interessierte sich viel für Frauen und las gern. Er kümmerte sich schließlich sehr erfolgreich um den Bauernhof seiner Eltern. Im Jahr 1844 heiratete er Johanna von Puttkamer.

Wie kam Bismarck zur Politik?

In Preußen hatten die Provinzen damals schon eine Art Parlamente. Bismarck wurde Mitglied in so einem Parlament, weil er meinte, dass der König noch zu viel allein bestimmen konnte. Er wollte aber nicht mehr Mitsprache für alle Einwohner, sondern vor allem für Adlige wie ihn. Auch Juden sollten nicht dieselben Rechte haben wie Christen.

Im Jahr 1848 waren immer mehr Menschen auf die deutschen Staaten wütend: Es kam zur Märzrevolution. Bismarck war völlig gegen die Revolution und arbeitete bei einer konservativen Zeitung mit, der Kreuzzeitung. Er hasste die Liberalen genauso wie sie ihn. Auf diese Weise vertrauten ihm der König und andere konservative Leute.

Wie wurde Bismarck ein wichtiger Politiker?

Der preußische König Friedrich Wilhelm der Vierte steht hier links. Rechts sieht man Bismarck.

Nach der Revolution war Bismarck wieder Mitglied in Parlamenten. Er konnte gut reden und zeigte, dass er auch vernünftig abwägen und nachdenken konnte, nicht nur schimpfen. Die preußische Regierung machte ihn zum Gesandten beim Deutschen Bund. Dort vertrat er Preußen in der Runde der anderen deutschen Staaten.

Bismarck wollte eigentlich gut mit Österreich zusammenarbeiten, denn auch in Österreich regierten die Konservativen. Allerdings ärgerte er sich oft über den hochmütigen Gesandten von Österreich. Österreich hielt sich für die wichtigste Macht in Deutschland. Preußen wollte aber mindestens ebenso ernst genommen werden.

Im Jahr 1862 gab es in Preußen viel Streit. Der König wollte mehr Geld für die Armee ausgeben. Das preußische Parlament, der Landtag, war eigentlich dafür. Es wollte aber gefragt werden und nicht einfach den König alles bestimmen lassen. In diesem Streit machte der König Bismarck zum Chef der Regierung, weil Bismarck als streng und mutig galt.

Bismarck gab schließlich das Geld aus, ohne das Parlament zu fragen. In der Verfassung von Preußen stand zwar, dass das Parlament mitentscheiden darf. Bismarck meinte aber: In der Verfassung steht eben nicht, was man tun muss, wenn Regierung und Parlament sich nicht einig sind.

Was tat Bismarck für die deutsche Einheit?

Eine Karikatur aus dem Jahr 1867. Bismarck ist hier ein Hirte, der Schafe hütet, die deutschen Staaten. „Schütze meine Herde“, sagt die Frau Germania, die für Deutschland steht. Links sieht man den verschlagenen französischen Kaiser Napoleon den Dritten. Wie ein hungriger Löwe schielt er auf die Schafe.

Viele Menschen in Deutschland fanden, dass es einen einzigen deutschen Staat geben sollte. In Deutschland sollten dieselben Gesetze und dieselbe Währung gelten. Bismarck war nicht völlig dagegen, aber der deutsche Staat sollte nicht zu liberal werden.

Vor allem Österreich war gegen einen deutschen Staat. In Österreich lebten damals viele andere Völker, wie Tschechen, Ungarn und Rumänen. Die hätten schlecht zu einem deutschen Staat gepasst, sondern wollten eigene Staaten. Österreich hätte es höchstens erlaubt, dass der Deutsche Bund etwas mehr tun durfte als bisher.

Im Jahr 1866 kam es deshalb zum Krieg zwischen Österreich und Preußen. Überraschend siegte Preußen. Bismarck gründete im Norden von Deutschland deshalb den Norddeutschen Bund. Das war bereits ein vereinter deutscher Staat, aber eben nur im Norden. Bismarck wurde norddeutscher Bundeskanzler, der Chef der Regierung.

Zwischen dem Norddeutschen Bund und Frankreich kam es im Jahr 1870 zum Krieg. Während des Krieges schlossen sich die süddeutschen Staaten wie Bayern dem Norden an. Der Norddeutsche Bund wurde umbenannt in Deutsches Reich. Bismarck wurde Reichskanzler.

Was hat Bismarck als Reichskanzler gemacht?

Bismarck mit preußischem Helm, der Pickelhaube

Das Deutsche Kaiserreich war eines der mächtigsten Länder der Welt. Bismarck meinte, dass es nun aufpassen müsse, damit die anderen Länder keine Angst vor ihm bekommen. Darum schloss er Bündnisse mit den anderen Ländern.

Das gelang ihm aber nur zum Teil. Manchmal dauerten die Bündnisse nur kurz. Oder Bismarck versprach einem Land etwas, das gegen andere Bündnisse verstieß. So sagte er Russland zu: Wenn Österreich Russland angreift, kommt Deutschland Russland zu Hilfe. Davor aber hatte er schon den Österreichern Hilfe gegen Russland versprochen.

Eigentlich war Bismarck gegen Kolonien. Für ihn war Deutschlands Lage in Europa schon schwierig genug. Kolonien würden sich nicht lohnen, und könnten zu Streit mit anderen Ländern führen. Aber weil einige Kaufleute im Jahr 1884 deutsche Kolonien gründeten, gab Bismarck nach. Deutschland gab diesen Kolonien Schutz und übernahm sie später.

In Deutschland gab es noch viel Armut. Die sozialdemokratische Partei wurde stärker und forderte viele Änderungen im Staat. Bismarck ließ die Partei verbieten. Gleichzeitig hat er Geld für die Armen ausgegeben, damit sie die Sozialdemokraten nicht mehr für nötig hielten. Das gelang allerdings nicht. Es wählten immer mehr Menschen die Sozialdemokraten.

Wie hat man später über Bismarck gedacht?

Vor allem in den Jahren nach 1900 hat man viele Denkmäler für Bismarck gebaut. Dieses steht in Hamburg und ist 35 Meter hoch.

Im Jahr 1890 endete die Zeit, in der Bismarck Reichskanzler war. Der neue Kaiser, Wilhelm der Zweite, fand Bismarck zu eigenwillig. Bismarck zog sich verbittert auf seinen Bauernhof zurück. Er schrieb seine Lebenserinnerungen auf, in denen er sich selbst viel lobte. Es zeigte sich, dass Bismarck noch viele Fans im Lande hatte. Im Jahr 1898 starb Bismarck mit 83 Jahren.

Manche Politiker mochten Bismarck nicht, weil sie noch viel mehr Kolonien für Deutschland wünschten. Andere hassten ihn, weil er gegen Liberale und Sozialdemokraten war. Auch die katholische Partei stritt sich oft mit ihm. Bismarck war außerdem als Mensch nicht immer angenehm, sondern rachsüchtig und böswillig.

Doch viele Leute bewunderten Bismarck, weil er Deutschland vereint hatte. Das war sehr schwierig gewesen: Die Norddeutschen waren gegen die Süddeutschen, die Liberalen gegen die Konservativen, die Katholiken gegen die Protestanten und so weiter. Bismarck wurde ein „eiserner Kanzler“ genannt, der sich durchsetzt. Aber er konnte auch Kompromisse eingehen, also Vereinbarungen, die für beide Seiten gut waren.




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