Sudetenland
Die Sudeten sind ein Gebirge, das heute an der Grenze zwischen Polen und Tschechien liegt. Wenn man Sudetenland sagt, meint man ein viel größeres Gebiet in Tschechien. In diesem Gebiet lebten früher vor allem Menschen, die Deutsch sprachen. In den Jahren nach 1945 wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben. Die meisten flüchteten nach Bayern.
Heute leben noch Menschen, die im Sudetenland geboren sind. Sie und ihre Familien sind in Deutschland groß geworden. Manche dieser Menschen nennen sich Sudetendeutsche und sind auch Mitglieder in Vereinen für Sudetendeutsche. Sie wollen mehr über die Geschichte und Kultur der Sudentendeutschen lernen und auch anderen Menschen davon erzählen.
Wo lebten die Sudentendeutschen?
Seit dem Mittelalter lebten in Böhmen und Mähren deutschsprachige Menschen. Diese Gebiete gehörten lange Zeit zu Österreich-Ungarn. Dieser Staat endete im Jahr 1918: Die übrigen Völker gründeten eigene Staaten. Böhmen, Mähren, die Slowakei und kleinere andere Gebiete bildeten die neue Tschechoslowakei.
Im Jahr 1921 lebten in der Tschechoslowakei fast 12 Millionen Menschen. Knapp ein Viertel davon, nämlich drei Millionen, sprachen Deutsch als Muttersprache. Man begann, sie die Sudetendeutschen zu nennen.
Die Sudetendeutschen wohnten recht nahe der Grenze zu Deutschland und Österreich. Ihr Gebiet war wie ein Kranz um Böhmen und Mähren. Auch in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag und vielen anderen Städten lebten deutsche Minderheiten. Die größte Stadt der Sudetendeutschen war Reichenberg. Heute heißt diese Stadt Liberec.
Was hielten die Sudetendeutschen von der Tschechoslowakei?
Die Sudetendeutschen wollten zu Deutschland gehören. Das aber haben die Tschechen, Slowaken und die Sieger des Ersten Weltkrieges abgelehnt. In der Tschechoslowakei wurden die Deutschen und andere Minderheiten schlechter behandelt als die Tschechen und Slowaken: Zum Beispiel gab es weniger Schulen, in denen man Deutsch sprach. So wuchs bei den Sudetendeutschen der Hass auf die Tschechoslowakei.
Nachdem in Deutschland Adolf Hitler der Chef der Regierung geworden war, fanden immer mehr Sudetendeutsche die Nationalsozialisten gut. Sie wählten oft die Sudetendeutsche Partei von Konrad Heinlein. Diese Partei wollte, dass das Sudetenland zu Hitlers Deutschland kam.
Im Jahr 1938 drohte Hitler der Tschechoslowakei mit Krieg. Frankreich und Großbritannien versuchten, den Krieg zu verhindern. Sie trafen sich mit Hitler in München und einigten sich auf ein Abkommen. Darin stand, dass das Sudentenland zu Deutschland kam. Hitler sollte den Rest der Tschechoslowakei in Ruhe lassen. Die Tschechen und Slowaken wurden nicht gefragt.
Das war im Oktober 1938. Etwa ein halbes Jahr später, im März 1939, schickte Hitler seine Soldaten dennoch in den Rest der Tschechoslowakei. Frankreich und Großbritannien waren empört. Als Hitler ein halbes Jahr später auch noch Polen eroberte, erklärten diese beiden Länder Deutschland den Krieg. Damit war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen.
Was ist im Zweiten Weltkrieg passiert, und was danach?
Die alte Tschechoslowakei war nun geteilt. Ihre Gebiete gehörten entweder zu Deutschland oder wurden von Deutschland unterdrückt. Viele Sudetendeutsche kämpften in Hitlers Armee, manche kämpften im Widerstand gegen Hitler. Tschechen hingegen mussten oft unter Zwang für Deutschland arbeiten, viele wurden auch ermordet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden die Siegermächte, wie es mit Europa weiterging. Das waren die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion. Sie entschlossen sich, dass es wieder eine Tschechoslowakei geben sollte. Sie ließen es zu, dass die Menschen, die Deutsch sprachen, vertrieben wurden. Man nahm ihnen die Häuser und alles andere weg. Arm mussten sie Zuflucht in Deutschland und Österreich suchen.