Stummfilm: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Stummfilm ist ein Film ohne Ton. Man hört in diesem Film also keine Gespräche, keine Geräusche und auch sonst nichts. Meistens denkt man beim Stummfilm an die | [[File:Maria from the film Metropolis, on display at the Robot Hall of Fame.jpg|thumb|Der teuerste deutsche Stummfilm hieß „Metropolis”. In diesem [[Science-Fiction]]-Film erscheint ein „Maschinenmensch”. Später war er Vorbild für viele weitere [[Roboter]] in Filmen. Dies hier ist ein Nachbau in einem [[Museum]].]] | ||
Ein Stummfilm ist ein [[Film]] ohne Ton. Man hört in diesem Film also keine Gespräche, keine Geräusche und auch sonst nichts. Meistens denkt man beim Stummfilm an die frühe Zeit des Films. Damals konnte man bewegte Bilder und Ton noch nicht gut gleichzeitig aufnehmen und präsentieren. | |||
Dennoch gibt es heute noch Menschen, die einen Stummfilm herstellen. Das machen sie als Kunst, um auszuprobieren, wie gut man etwas ohne Ton zeigen kann. Allerdings: So ganz ohne Geräusch ist kaum ein Film. Schon früher hat man zum Stummfilm meist Musik gespielt. | Diese Stummfilm-Zeit endete etwa um das Jahr 1930. Dann setzte sich der Tonfilm rasch durch. Den halten wir heute für selbstverständlich, so dass wir ihn einfach nur Film nennen. | ||
Dennoch gibt es heute noch Menschen, die einen Stummfilm herstellen. Das machen sie als [[Kunst]], um auszuprobieren, wie gut man etwas ohne Ton zeigen kann. Allerdings: So ganz ohne Geräusch ist kaum ein Film. Schon früher hat man zum Stummfilm meist [[Musik]] gespielt. | |||
Fast alle Menschen wollen heutzutage Tonfilme sehen. Doch manche Filmfans gucken sich gern alte Stummfilme an. Sie lernen dabei, wie es früher in der Welt ausgesehen hat und was die Menschen gemacht haben. Außerdem ist ein Stummfilm ein anderes Erlebnis als ein Tonfilm und allein schon deswegen interessant. | Fast alle Menschen wollen heutzutage Tonfilme sehen. Doch manche Filmfans gucken sich gern alte Stummfilme an. Sie lernen dabei, wie es früher in der Welt ausgesehen hat und was die Menschen gemacht haben. Außerdem ist ein Stummfilm ein anderes Erlebnis als ein Tonfilm und allein schon deswegen interessant. | ||
== Warum hatte der Film zunächst keinen Ton? == | == Warum hatte der Film zunächst keinen Ton? == | ||
Das Jahr 1895 gilt als die Geburt des | [[Datei:Institut Lumière - CINEMATOGRAPHE Camera.jpg|Mit einer solchen Kamera drehte man die ersten Filme. Diese gehörten den Brüdern Lumière aus [[Frankreich]]. Man konnte damit keinen Ton aufnehmen.|mini]] | ||
Das Jahr 1895 gilt als die Geburt des [[Kino]]s. Damals wurden Filme erstmals einem Publikum mit Zuschauern gezeigt. Filme waren damals eine neue [[Erfinder|Erfindung]]: Dabei machte man Fotos ganz schnell hintereinander. Wenn man die Fotos ebenso schnell hintereinander zeigt, dann sieht es so aus, als wenn sich etwas bewegt. | |||
Anfangs waren die Filme sehr kurz, höchstens eine oder | Anfangs waren die Filme sehr kurz, höchstens eine oder wenige Minuten lang. Man sah sie zum Beispiel in einem Guckkasten, in den man eine [[Münze]] warf und dann kurz gucken durfte. Einige dieser Kästen hatten schon Kopfhörer, so dass man Ton hören konnte. Das Aufnehmen von Ton hatte man kurz vor dem Film erfunden. | ||
Bilder und Ton nahm man aber getrennt von einander auf, mit verschiedenen Apparaten. Bilder und Ton bewegten sich nicht immer gleich schnell: Am Anfang wurde beides mit einer Handkurbel hergestellt. Da war es schwierig, dafür zu sorgen, dass Bilder und Ton stets zueinander passten. Gerade bei längeren Filmen ging das | Bilder und Ton nahm man aber getrennt von einander auf, mit verschiedenen Apparaten. Bilder und Ton bewegten sich nicht immer gleich schnell: Am Anfang wurde beides mit einer Handkurbel hergestellt. Da war es schwierig, dafür zu sorgen, dass Bilder und Ton stets zueinander passten. Gerade bei längeren Filmen ging das kaum. Man konnte überhaupt Ton nur schlecht aufnehmen, denn dazu mussten die [[Schauspieler]] direkt vor einem [[Mikrofon]] stehen. | ||
== Wie sahen die Stummfilme aus? == | == Wie sahen die Stummfilme aus? == | ||
Nach und nach wurden die Filme länger und erzählten richtige Geschichten. Eine Filmindustrie entstand, es kostete immer mehr Geld, viele Schauspieler einzustellen und teure Kulissen aufzubauen. Um das Jahr 1910 gab es schon Kinofilme, die über eine Stunde oder länger dauerten. Das war wie eine Abendvorstellung im Theater. | [[Datei:Le Voyage dans la lune (black and white, 1902).webm|mini|„Die Reise zum Mond“ ist ein französischer Film aus dem Jahr 1902. Gedreht hat ihn Georges Meliès, der vorher [[Zauberei|Zauberkünstler]] war. Der Film dauerte etwa 16 Minuten und war ein großer Erfolg. Der Film galt als verschollen, später hat man aus verschiedenen Kopien diese Version hergestellt.]] | ||
Nach und nach wurden die Filme länger und erzählten richtige Geschichten. Eine Filmindustrie entstand, denn es kostete immer mehr [[Geld]], viele [[Schauspieler]] einzustellen und teure Kulissen aufzubauen. Um das Jahr 1910 gab es schon Kinofilme, die über eine Stunde oder länger dauerten. Das war wie eine Abendvorstellung im [[Theater]]. | |||
Anfangs erinnerten die Filme noch stark an ein Theaterstück auf einer Bühne. Bald aber erfand man das, was für uns heute typisch am Film ist. Zum Beispiel schneidet man den Film aus vielen kleinen Abschnitten zusammen. Bei einem Gespräch sieht man erst in groß das Gesicht des Menschen, der gerade spricht, und dann das Gesicht des anderen Menschen, wenn der spricht. | Anfangs erinnerten die Filme noch stark an ein Theaterstück auf einer [[Bühne]]. Bald aber erfand man das, was für uns heute typisch am Film ist. Zum Beispiel schneidet man den Film aus vielen kleinen Abschnitten zusammen. Bei einem Gespräch sieht man erst in groß das Gesicht des Menschen, der gerade spricht, und dann das Gesicht des anderen Menschen, wenn der spricht. | ||
Doch hören konnten die Zuschauer die Schauspieler nicht. Man musste erraten, was gemeint war. | Doch hören konnten die Zuschauer die Schauspieler nicht. Man musste erraten, was gemeint war. Darum spielten die Schauspieler [[Gefühl]]e oft übertrieben stark. | ||
Das hatte auch Vorteile: Man konnte einen Film | Außerdem haben die Filmhersteller Zwischentitel eingefügt. Das sind Bilder mit dem [[Text]], den die Schauspieler gerade sagen. Die Zuschauer sahen also zum Beispiel eine Schauspielerin sprechen, und danach sahen sie eine Bildtafel mit einigen wenigen Worten. Dann wurden wieder die Schauspieler gezeigt, und die Handlung ging weiter. | ||
Das hatte auch Vorteile: Man konnte einen Film gut in viele verschiedene [[Länder]] verkaufen. Dazu musste man nur die Zwischentitel austauschen, für die jeweilige [[Sprache]] eines Landes. Außerdem konnten Schauspieler auch im Ausland in Filmen mitspielen: Dafür mussten sie die Sprache des fremden Landes nicht beherrschen. | |||
== Wie stumm war ein Stummfilm? == | == Wie stumm war ein Stummfilm? == | ||
Ein Stummfilm war an sich wirklich | [[Datei:Lucia di Lammermoor (1908).webm|mini|Eine Art Tonfilm aus dem Jahr 1908: Hier hat man einen Film und eine Ton-Aufnahme zusammengefügt. Für den Ton haben Sänger in einem Studio eine [[Schallplatte|Grammofon-Platte]] besungen. Es singt die berühmte Lucia di Lammermoor.]] | ||
Ein Stummfilm war an sich wirklich geräuschlos. Aber bei der Aufführung im Kino konnten die Zuschauer doch etwas hören: Gleichzeitig spielte ein Klavierspieler auf einem [[Klavier]] Musik. Oder der Kinobesitzer hat gleich ein ganzes [[Orchester]] angestellt. Damit übertönte man auch Geräusche des Apparats, auf dem der Film abgespielt wurde. | |||
Anfangs nahm man irgendeine Musik, die ein bisschen zum Film passte. Später dachte man sich die Musik extra für einen bestimmten Film aus. So wurde auch die Filmmusik in der Stummfilmzeit erfunden, die einem Film genau folgt und die gezeigten Gefühle verstärkt. | |||
Es gab auch Apparate, die man heute gar nicht mehr kennt, wie den Photoplayer. So ein Gerät spielte Klaviermusik ab und machte Geräusche auf Knopfdruck. Den bediente jemand, der für das Kino arbeitete. Ein besonderer Beruf in der Stummfilmzeit war auch der Kinoerzähler: In manchen Kinos sprach jemand das, was die Schauspieler sagten. | |||
== Wie endete die Stummfilmzeit? == | == Wie endete die Stummfilmzeit? == | ||
Immer wieder versuchten sich Erfinder an einem Film | [[Datei:Anamorphic lens illustration with stretching.jpg|mini|Ein Beispiel für ein Stück Film mit Tonspur. Man sieht ein Bild aus dem Film. Daneben in grün ist die Tonspur, bei der man die Wellen des Tons erkennt.]] | ||
Immer wieder versuchten sich [[Erfinder]] an einem Film mit Bildern und Tönen. Schließlich siegte die folgende Lösung: Man nahm beim Filmdreh den Ton auf und wandelte ihn in sichtbare Wellen um. Diese Tonspur kam direkt auf die Filmrolle neben die Bilder. So konnte sich beim Abspielen später im Kino nichts mehr verschieben. | |||
Der erste große Film, der heute als Tonfilm gilt, heißt | Der erste große Film, der heute als Tonfilm gilt, heißt „The Jazz Singer“, der [[Jazz]]-Sänger. Dieser amerikanische Film aus dem Jahr 1927 ist aber zum großen Teil noch ein Stummfilm. Nur wenige Gespräche und vor allem Lieder hatten eine Tonspur. Doch bald wechselten alle großen Film-Unternehmen zum Tonfilm. | ||
Für die Filmindustrie war das eine große Veränderung. Die Kinosäle erhielten Lautsprecher. Filme mussten anders produziert werden: Anfangs sprachen die Schauspieler ganz von nahem in Mikrofone, die irgendwie versteckt wurden | Für die Filmindustrie war das eine große Veränderung. Die Kinosäle erhielten Lautsprecher. Filme mussten anders produziert werden: Anfangs sprachen die Schauspieler ganz von nahem in Mikrofone, die irgendwie versteckt wurden – zum Beispiel in einer Blumenvase. Nach und nach wurden die Mikrofone besser und die Schauspieler konnten sich freier bewegen. | ||
Manche Schauspieler bekamen durch den Tonfilm große Probleme. Sie hatten keine gute Stimme oder | Manche Schauspieler bekamen durch den Tonfilm große Probleme. Sie hatten keine gute [[Stimme]], oder sie sprachen mit Akzent, weil sie eine fremde [[Muttersprache]] hatten. Für manche Schauspieler endete die Karriere beim Film. Viele andere aber kamen gut mit dem Tonfilm zurecht, weil sie gutes Sprechen beim Theater gelernt hatten. | ||
== Was für Stummfilme wurden später gedreht? == | == Was für Stummfilme wurden später gedreht? == | ||
Als sich die Menschen an den Tonfilm gewöhnt hatten, wollten sie keine Stummfilme mehr sehen. Manche Stummfilme wurden mit Ton neu gedreht. Ansonsten war der Stummfilm irgendwann eine Sache für [[Wissenschaft]]ler, die sich für die [[Geschichte]] des Films interessierten. | |||
Viele Filme gelten als verschollen, als „verlorene Filme”, von denen man fast nichts mehr weiß. Das sind vor allem kurze, billige Filme gewesen, von denen man ganz viele gedreht hat, um schnell Geld zu verdienen. Oft hat man sich nicht die Mühe gemacht, sie gut aufzubewahren. | |||
Doch ab und zu erscheint ein moderner Stummfilm. Ein Beispiel ist ein [[Komiker|komischer]] Film aus dem Jahr 1976 von Mel Brooks. Darin versucht der [[Held]], einen Stummfilm zu produzieren. Die Stars von heute wollen aber nicht mitspielen, wie der Pantomime Marcel Marceau: Ausgerechnet er, in dessen [[Beruf]] man stumm bleibt, spricht das einzige [[Wort]] im ganzen Film: „Non“, [[Französische Sprache|französisch]] für „nein“. | |||
Dieser Film von Mel Brooks steht im [[Guinness Buch der Rekorde]], weil in ihm so wenig Worte zu hören sind. Allerdings gibt es auch heute Filme, in denen fast nicht gesprochen wird. Ein Beispiel sind einige der Filme oder Fernsehsendungen mit [[Mr. Bean]]. | |||
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File:Edison Studio Bronxbis.jpg|Um das Jahr 1910 in [[New York]]: ein Filmstudio. | |||
File:Chaplin The Kid.jpg|Der Brite [[Charlie Chaplin]] im Jahr 1921. Das Reklamebild zeigt ihn mit dem Kinderstar Jackie Coogan. | |||
File:A quiet street lc.jpg|Ein Reklamefoto für einen Film von 1922. „Die kleinen Strolche“ wurden vor allem Stars, als ihre Filme später Ton hatten. | |||
File:Ende V. Akt Das Cabinet des Dr. Caligari.jpg|Zwischentitel in einem deutschen Film von 1920: „Das Cabinet des Dr. Caligari”. | |||
The Jazz Singer 1927 Poster.jpg|[[Plakat]] für den Film „The Jazz Singer” mit dem Sänger Al Jolson | |||
File:The Cheat LCCN2010649713-restored.jpg|Der Filmstar Pola Negri aus [[Polen]] verließ die [[USA]], als der Tonfilm aufkam. Sie sprach [[Englische Sprache|Englisch]] mit starkem Akzent. | |||
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[[Kategorie:Sprache und Kultur]] |
Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 21:23 Uhr
Ein Stummfilm ist ein Film ohne Ton. Man hört in diesem Film also keine Gespräche, keine Geräusche und auch sonst nichts. Meistens denkt man beim Stummfilm an die frühe Zeit des Films. Damals konnte man bewegte Bilder und Ton noch nicht gut gleichzeitig aufnehmen und präsentieren.
Diese Stummfilm-Zeit endete etwa um das Jahr 1930. Dann setzte sich der Tonfilm rasch durch. Den halten wir heute für selbstverständlich, so dass wir ihn einfach nur Film nennen.
Dennoch gibt es heute noch Menschen, die einen Stummfilm herstellen. Das machen sie als Kunst, um auszuprobieren, wie gut man etwas ohne Ton zeigen kann. Allerdings: So ganz ohne Geräusch ist kaum ein Film. Schon früher hat man zum Stummfilm meist Musik gespielt.
Fast alle Menschen wollen heutzutage Tonfilme sehen. Doch manche Filmfans gucken sich gern alte Stummfilme an. Sie lernen dabei, wie es früher in der Welt ausgesehen hat und was die Menschen gemacht haben. Außerdem ist ein Stummfilm ein anderes Erlebnis als ein Tonfilm und allein schon deswegen interessant.
Warum hatte der Film zunächst keinen Ton?
Das Jahr 1895 gilt als die Geburt des Kinos. Damals wurden Filme erstmals einem Publikum mit Zuschauern gezeigt. Filme waren damals eine neue Erfindung: Dabei machte man Fotos ganz schnell hintereinander. Wenn man die Fotos ebenso schnell hintereinander zeigt, dann sieht es so aus, als wenn sich etwas bewegt.
Anfangs waren die Filme sehr kurz, höchstens eine oder wenige Minuten lang. Man sah sie zum Beispiel in einem Guckkasten, in den man eine Münze warf und dann kurz gucken durfte. Einige dieser Kästen hatten schon Kopfhörer, so dass man Ton hören konnte. Das Aufnehmen von Ton hatte man kurz vor dem Film erfunden.
Bilder und Ton nahm man aber getrennt von einander auf, mit verschiedenen Apparaten. Bilder und Ton bewegten sich nicht immer gleich schnell: Am Anfang wurde beides mit einer Handkurbel hergestellt. Da war es schwierig, dafür zu sorgen, dass Bilder und Ton stets zueinander passten. Gerade bei längeren Filmen ging das kaum. Man konnte überhaupt Ton nur schlecht aufnehmen, denn dazu mussten die Schauspieler direkt vor einem Mikrofon stehen.
Wie sahen die Stummfilme aus?
Nach und nach wurden die Filme länger und erzählten richtige Geschichten. Eine Filmindustrie entstand, denn es kostete immer mehr Geld, viele Schauspieler einzustellen und teure Kulissen aufzubauen. Um das Jahr 1910 gab es schon Kinofilme, die über eine Stunde oder länger dauerten. Das war wie eine Abendvorstellung im Theater.
Anfangs erinnerten die Filme noch stark an ein Theaterstück auf einer Bühne. Bald aber erfand man das, was für uns heute typisch am Film ist. Zum Beispiel schneidet man den Film aus vielen kleinen Abschnitten zusammen. Bei einem Gespräch sieht man erst in groß das Gesicht des Menschen, der gerade spricht, und dann das Gesicht des anderen Menschen, wenn der spricht.
Doch hören konnten die Zuschauer die Schauspieler nicht. Man musste erraten, was gemeint war. Darum spielten die Schauspieler Gefühle oft übertrieben stark.
Außerdem haben die Filmhersteller Zwischentitel eingefügt. Das sind Bilder mit dem Text, den die Schauspieler gerade sagen. Die Zuschauer sahen also zum Beispiel eine Schauspielerin sprechen, und danach sahen sie eine Bildtafel mit einigen wenigen Worten. Dann wurden wieder die Schauspieler gezeigt, und die Handlung ging weiter.
Das hatte auch Vorteile: Man konnte einen Film gut in viele verschiedene Länder verkaufen. Dazu musste man nur die Zwischentitel austauschen, für die jeweilige Sprache eines Landes. Außerdem konnten Schauspieler auch im Ausland in Filmen mitspielen: Dafür mussten sie die Sprache des fremden Landes nicht beherrschen.
Wie stumm war ein Stummfilm?
Ein Stummfilm war an sich wirklich geräuschlos. Aber bei der Aufführung im Kino konnten die Zuschauer doch etwas hören: Gleichzeitig spielte ein Klavierspieler auf einem Klavier Musik. Oder der Kinobesitzer hat gleich ein ganzes Orchester angestellt. Damit übertönte man auch Geräusche des Apparats, auf dem der Film abgespielt wurde.
Anfangs nahm man irgendeine Musik, die ein bisschen zum Film passte. Später dachte man sich die Musik extra für einen bestimmten Film aus. So wurde auch die Filmmusik in der Stummfilmzeit erfunden, die einem Film genau folgt und die gezeigten Gefühle verstärkt.
Es gab auch Apparate, die man heute gar nicht mehr kennt, wie den Photoplayer. So ein Gerät spielte Klaviermusik ab und machte Geräusche auf Knopfdruck. Den bediente jemand, der für das Kino arbeitete. Ein besonderer Beruf in der Stummfilmzeit war auch der Kinoerzähler: In manchen Kinos sprach jemand das, was die Schauspieler sagten.
Wie endete die Stummfilmzeit?
Immer wieder versuchten sich Erfinder an einem Film mit Bildern und Tönen. Schließlich siegte die folgende Lösung: Man nahm beim Filmdreh den Ton auf und wandelte ihn in sichtbare Wellen um. Diese Tonspur kam direkt auf die Filmrolle neben die Bilder. So konnte sich beim Abspielen später im Kino nichts mehr verschieben.
Der erste große Film, der heute als Tonfilm gilt, heißt „The Jazz Singer“, der Jazz-Sänger. Dieser amerikanische Film aus dem Jahr 1927 ist aber zum großen Teil noch ein Stummfilm. Nur wenige Gespräche und vor allem Lieder hatten eine Tonspur. Doch bald wechselten alle großen Film-Unternehmen zum Tonfilm.
Für die Filmindustrie war das eine große Veränderung. Die Kinosäle erhielten Lautsprecher. Filme mussten anders produziert werden: Anfangs sprachen die Schauspieler ganz von nahem in Mikrofone, die irgendwie versteckt wurden – zum Beispiel in einer Blumenvase. Nach und nach wurden die Mikrofone besser und die Schauspieler konnten sich freier bewegen.
Manche Schauspieler bekamen durch den Tonfilm große Probleme. Sie hatten keine gute Stimme, oder sie sprachen mit Akzent, weil sie eine fremde Muttersprache hatten. Für manche Schauspieler endete die Karriere beim Film. Viele andere aber kamen gut mit dem Tonfilm zurecht, weil sie gutes Sprechen beim Theater gelernt hatten.
Was für Stummfilme wurden später gedreht?
Als sich die Menschen an den Tonfilm gewöhnt hatten, wollten sie keine Stummfilme mehr sehen. Manche Stummfilme wurden mit Ton neu gedreht. Ansonsten war der Stummfilm irgendwann eine Sache für Wissenschaftler, die sich für die Geschichte des Films interessierten.
Viele Filme gelten als verschollen, als „verlorene Filme”, von denen man fast nichts mehr weiß. Das sind vor allem kurze, billige Filme gewesen, von denen man ganz viele gedreht hat, um schnell Geld zu verdienen. Oft hat man sich nicht die Mühe gemacht, sie gut aufzubewahren.
Doch ab und zu erscheint ein moderner Stummfilm. Ein Beispiel ist ein komischer Film aus dem Jahr 1976 von Mel Brooks. Darin versucht der Held, einen Stummfilm zu produzieren. Die Stars von heute wollen aber nicht mitspielen, wie der Pantomime Marcel Marceau: Ausgerechnet er, in dessen Beruf man stumm bleibt, spricht das einzige Wort im ganzen Film: „Non“, französisch für „nein“.
Dieser Film von Mel Brooks steht im Guinness Buch der Rekorde, weil in ihm so wenig Worte zu hören sind. Allerdings gibt es auch heute Filme, in denen fast nicht gesprochen wird. Ein Beispiel sind einige der Filme oder Fernsehsendungen mit Mr. Bean.
Um das Jahr 1910 in New York: ein Filmstudio.
Der Brite Charlie Chaplin im Jahr 1921. Das Reklamebild zeigt ihn mit dem Kinderstar Jackie Coogan.
Plakat für den Film „The Jazz Singer” mit dem Sänger Al Jolson
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