Niederdeutsche Sprache

Aus Klexikon – das Kinderlexikon
In Friedrichsau im Norden von Schleswig-Holstein ist die „Dörpstraat“ auf Niederdeutsch, der „Schulweg“ auf Hochdeutsch beschriftet. „Dörp“ ist das niederdeutsche Wort für „Dorf“.

Niederdeutsch ist die Sprache, die man früher allgemein im Norden von Deutschland gesprochen hat. „Nieder“ bedeutet, dass das Land dort flach ist, also kaum Berge hat. Die heutige deutsche Sprache, die man in der Schule lernt, kommt hingegen aus der Mitte und aus dem Süden und heißt Hochdeutsch.

Schon im frühen Mittelalter kam es dazu, dass die Leute im Süden anders sprachen als im Norden. Im Süden sagte man „machen“, im Norden „maken“. Daran macht man heute die Grenze zwischen Norden und Süden fest. Seit dem späten Mittelalter sprach man auch einige Selbstlaute anders aus: Aus „Hus“ wurde „Haus“. Weiterhin „Hus“ sagten die Leute im Norden, aber auch im Südwesten.

In den Jahrhunderten seit dem Mittelalter sprachen immer weniger Menschen im Norden Niederdeutsch. Sie übernahmen das Hochdeutsche aus dem Süden. Eine wichtige Rolle hatte dabei die Bibel, die Martin Luther übersetzt hatte. Zwar hatten die Norddeutschen eigene Bibeln auf Niederdeutsch. Doch die hochdeutsche Bibel von Luther gefiel ihnen besser.

Im Norden von Europa spricht man Sprachen wie Dänisch und Norwegisch. Im Mittelalter war die Zeit der Hanse. Damals haben viele Niederdeutsche für den Handel Nordeuropa besucht und umgekehrt. Die Nordeuropäer haben viele niederdeutsche Wörter übernommen. Niederdeutsch gibt es auch im Hochdeutschen: So sagen wir heute „Lippe“, das aus dem Norden kommt. Das hochdeutsche Wort wäre eigentlich „Lefze“.

Ist Niederdeutsch eine Sprache oder ein Dialekt?

Ein „Tag op Platt“ in der nordrhein-westfälischen Stadt Rhede.

Manchmal streiten sich die Leute darüber, ob Niederdeutsch eine Sprache oder ein Dialekt ist. Auf jeden Fall gibt es keine einheitliche Sprache, die Niederdeutsch heißt. Man spricht es in jedem Dorf ein wenig anders. Man nennt Niederdeutsch auch Plattdeutsch. Vor allem im Westen heißt es auch Niedersächsisch. „Sachsen“ sagte man im Mittelalter für den Nordwesten von Deutschland.

Wie Hochdeutsch ist Niederdeutsch mit Sprachen wie Englisch, Niederländisch und den skandinavischen Sprachen verwandt. Tatsächlich sieht man das im Niederdeutschen viel mehr. Ein bekannter Merksatz lautet: „Twölf Apen eet Pannkoken“. Im Englischen könnte man sagen „Twelve apes eat pancakes“ und im Schwedischen „Tolv apor äter pannekakor“. Das sieht ähnlich aus und klingt ähnlich.

Im Hochdeutschen sagen wir hingegen: „Zwölf Affen essen Pfannkuchen“. Einige der Mitlaute sind ganz anders. Das liegt daran, dass die Sprachen sich unterschiedlich entwickelt haben. Auch darum kann man heute noch sehen, dass Niederdeutsch deutlich anders ist als Hochdeutsch und eine eigene Sprache.

Allerdings sprechen die meisten Menschen im Norden kein Niederdeutsch. In Wirklichkeit sprechen sie Hochdeutsch, so, wie es im Norden ausgesprochen wird. Ab und zu verwenden sie niederdeutsche Ausdrücke. Sie sagen etwa „praten“ oder „schnacken“, was im Süden „schwätzen“ oder „babbeln“ heißt. Sie sprechen also Dialekte des Hochdeutschen. Ihre Dialekte sind beeinflusst vom früheren Niederdeutschen.




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