Ironie
Ironie heißt: Ich sage das Gegenteil von dem, was ich eigentlich meine. Und damit sage ich auch das Gegenteil von dem, was ich für wahr halte. Auf den ersten Blick wäre das eigentlich eine Lüge. Was aber ist der Unterschied zwischen Lüge und Ironie?
Bei der Lüge weiß nur der Sprechende, dass das, was er sagt, falsch ist. Die Person jedoch, der die Lüge erzählt wird, weiß das nicht. Im Unterschied zur Lüge wissen bei der Ironie beide, die an der Unterhaltung beteiligt sind, dass nicht das, was gesagt wird, gemeint ist, sondern das genaue Gegenteil. Zumindest sollten sie es beide wissen, denn sonst funktioniert die Ironie nicht.
Wenn ein Kind seinen Vater fragt: „Fährst du mich nachher zum Training?“, und der antwortet mit „Nein“, obwohl er es sehr wohl fahren will, dann hat er im Grunde genommen gelogen.
Wenn er dabei die Augen verdreht und „Nein“ sagt, will er damit ausdrücken: „Ich fahre dich jeden Dienstag zum Training. Und das weißt du auch.“ Also ist die „falsche“ Aussage nicht gelogen, sondern eben ironisch, denn er hat sich ein bisschen geärgert über die Frage oder sie zumindest ein bisschen doof gefunden.
Manchmal kann das sogar liebevoll gemeint sein. Fragt zum Beispiel das Kind die Mutter: „Hast du mich eigentlich lieb?“ Und die Mutter antwortet grinsend: „Nein.“ Dann ist das, als würde sie sagen: „Natürlich hab ich dich lieb. Du stellst vielleicht Fragen.“ An diesem Beispiel merkt man, dass dem Gesprächspartner klargemacht werden muss, dass man gerade ironisch ist. Wenn das nicht klar ist, funktioniert die Kommunikation, also, die Verständigung, nicht.
Wie funktioniert Ironie?
Hier ein paar Beispiele, wie Ironie verwendet wird und wie sie funktioniert: Wenn etwa eine Mutter ins unaufgeräumte Kinderzimmer schaut und sagt: „Bei euch sieht's ja mal wieder super aus!“, dann wissen beide, die Mutter und die Kinder, dass das Zimmer NICHT super aussieht.
Oder wenn der Lehrer grantig mit der Mathearbeit in die Klasse kommt und sagt: „Das war eine echte Meisterleistung von euch“, dann wissen alle, dass die Mathearbeit katastrophal ausgefallen ist.
Oder wenn eine Malermeisterin kopfschüttelnd zu ihrem Azubi oder Lehrling, wie man in Österreich und der Schweiz sagt, meint: „Mal doch gleich die ganze Scheibe zu!“ Dann ist beiden klar, dass die Malermeisterin genervt ist, weil ihr Lehrling schlampig den Fensterrahmen angestrichen hat.
Wann kann Ironie ein Problem sein?
Viele Menschen, vorwiegend Erwachsene, verwenden oft Ironie und finden großen Spaß daran. Andere, vor allem Kinder, mögen Ironie oft nicht. Sie sind verunsichert, was sie für wahr halten sollen. Ironie kann ein lustiges Spiel unter Freunden sein, so wie man sich spaßhaft leicht anrempelt. Wenn man zur besten Freundin, die sich nach der Großen Pause auf der gemeinsamen Bank ausgebreitet hat, genervt lachend sagt: „Müll doch gleich den ganzen Tisch mit deinem Krempel zu!“, wird sie wahrscheinlich ebenso lachend antworten: „Ich räum's ja eh gleich wieder weg.“
Aber Ironie kann auch verletzend sein, gerade wenn jemand, der Macht hat, ironisch ist gegenüber jemandem, der weniger Macht hat. Wenn der Chef zu einem neuen Mitarbeiter, der einen Fehler gemacht hat, sagt: „Sie entwickeln sich zu einem meiner wertvollsten Angestellten“, ist das sehr verletzend. Wenn er hingegen ernst sagt: „Herr X, so etwas darf Ihnen wirklich nicht mehr passieren“ , ist das sicher auch hart, aber viel weniger schlimm. Und zu jemandem, der weint, zu sagen „Na, du siehst ja voll gut gelaunt aus“, ist sicher keine gute Idee. Oft hilft die Art, mit welcher Stimme oder welchem Gesichtsausdruck man etwas Ironisches sagt, Missverständnisse zu vermeiden.
Wenn man jemanden mit Ironie bewusst verletzen will, nennt man das Sarkasmus oder Zynismus. Vielleicht muss das in einer sehr harten Auseinandersetzung sogar einmal sein, aber man sollte sich dann zumindest im Klaren darüber sein, dass man gerade etwas sehr Hartes und Schmerzhaftes tut.
Wo wird Ironie noch verwendet?
In der Rhetorik, also in der Kunst eine interessante und überzeugende Rede zu halten, spielt die Ironie als Technik eine wichtige Rolle. Politiker verwenden sie oft. Aber auch Eltern tun das manchmal.
Wenn das Kind bettelt: „Mama, kaufen wir das neue Computerspiel?“ und die Mutter antwortet: „Natürlich kaufen wir das. Das kostet ja auch fast nichts“, dann kann das Kind sicher sein, dass das ironisch gemeint war.
Andere rhetorische Techniken sind die Übertreibung, die auch Hyperbel genannt wird: „In deinem Zimmer sieht es aus wie nach einem Bombenangriff.“ Da weiß jeder, dass das Zimmer nach einem Bombeneinschlag in Wirklichkeit nicht nur unaufgeräumt, sondern zerstört wäre. Oder der Dreischritt namens Trikolon: „Du machst 1. deine Aufgaben, lernst 2. Englischvokabeln, räumst 3. dein Zimmer auf und dann reden wir übers Zocken.“ Aller guten Dinge sind drei.
Hoffentlich sind mit diesem Klexikon-Artikel jetzt alle Klarheiten über Ironie restlos beseitigt. Das war übrigens auch Ironie.
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