Nationalsozialismus
Der Nationalsozialismus ist eine Sammlung von politischen Gedanken, eine Ideologie. Sie entstand nach 1919 in Deutschland. Wer den Nationalsozialismus gut findet, ist ein Nationalsozialist. Von 1933 bis 1945 regierten die Anhänger des Nationalsozialismus in Deutschland. Dabei haben sie viele Verbrechen begangen und dafür gesorgt, dass viele Millionen Menschen umgekommen sind.
Nationalsozialisten glauben, dass Menschen von Geburt an unterschiedlich viel wert sind. Sie halten sich selbst natürlich für wertvoll. Ihrer Meinung nach hat der Stärkere immer Recht. Darum glauben sie, dass sie das Recht haben, andere Menschen zu unterdrücken oder umzubringen.
Das Wort kommt von Nationalismus und Sozialismus. Das sind Wörter aus der Politik, die sehr viel unterschiedliches bedeuten können. Man hat sie für den Nationalsozialismus ausgesucht, weil sie sich für viele Menschen gut angehört haben. Die Nationalsozialisten wollten damit den Eindruck machen, dass sie „dem Volk“ helfen wollen. Sie meinen aber nicht, dass man das Volk fragen sollte, was es wirklich will. Nationalsozialisten denken, dass sie selber schon wissen, was gut für das Volk ist.
Woran glauben Nationalsozialisten?
Nationalsozialisten sind gegen die Demokratie und gegen freie Wahlen. Sie wollen befehlen, was in einem Land gemacht werden darf und was nicht. Sie wollen alle Menschen töten oder unterdrücken, die eine andere Meinung haben.
Außerdem wollen Nationalsozialisten Menschen töten oder unterdrücken, die zu bestimmten Gruppen gehören. Das sind in erster Linie Juden. Juden sind Menschen mit einer bestimmten Religion und Kultur, dem Judentum. Nationalsozialisten denken aber, dass Juden eine sonderliche, bösartige Menschenart seien. Auch sonst sind Nationalsozialisten Rassisten: Sie glauben, dass zum Beispiel Menschen mit weißer Hautfarbe wertvoller seien als Menschen mit dunkler Hautfarbe.
Schließlich wollen Nationalsozialisten, dass Deutschland größer wird. Sie finden es gut, andere Länder zu erobern und die Menschen dort zu unterdrücken. Ihr Ziel ist es, am Ende die gesamte Welt erobert zu haben.
Woher kommt der Nationalsozialismus?
Der Nationalsozialismus ist ein Rechtsextremismus aus Deutschland. 1919 wurde dafür eine politische Partei gegründet, also eine Gruppe von Menschen, die ähnlich denken. Diese Partei erhielt 1920 den Namen Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NSDAP. Ihr Chef, Adolf Hitler, nannte sich „Führer”.
Die Partei blieb an Anfang eher klein. Viele Nationalsozialisten waren im Ersten Weltkrieg und begannen zu glauben, dass man mit Gewalt alle Probleme lösen kann. Nach dem Krieg fiel es ihnen schwer, wieder ein normales Leben zu führen. Aber viele von ihnen waren sowieso schon der Meinung, dass Juden schlecht sind, Dunkelhäutige dumm und so weiter. Wenn sie davon sprachen, dass das „Volk“ regieren solle, meinten sie in Wirklichkeit sich selbst.
Als es 1929 in Deutschland und anderswo mit der Wirtschaft schlecht ging und viele Menschen arm wurden, haben viele Deutsche Hitler gewählt – ungefähr ein Drittel. Unter den Politikern gab es welche, die glaubten, sie könnten mit Hitler zusammenarbeiten. Darum wurde Hitler 1933 Reichskanzler, Chef der deutschen Regierung.
Was ist in der Zeit des Nationalsozialismus passiert?
Adolf Hitler blieb Chef der deutschen Regierung von 1933 bis 1945, er war der Diktator. Ohne Gewalt wäre es nicht möglich gewesen, einen anderen Regierungschef zu bekommen. Zwar gab es Wahlen, aber Hitler bestimmte, wer überhaupt gewählt werden durfte.
Hitler und seine Anhänger ließen zunächst zehntausende von Menschen einsperren oder umbringen. Außerdem veränderte er viele Gesetze, so dass zum Beispiel Juden nur andere Juden heiraten durften. Hitler begann, andere Länder zu erobern. Das führte 1939 zum Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges wurde Hitlers Diktatur noch viel grausamer. Nicht nur der Krieg selbst hat 50 Millionen Menschen das Leben gekostet: Hitler ließ etwa sechs Millionen Juden ermorden.
Was die Deutschen in dieser Zeit von Hitler gedacht haben, weiß man nicht genau. Freie Wahlen oder Umfragen gab es nicht. Viele haben an seine Lügen geglaubt, oder sie waren ebenso Rassisten. Mit der Wirtschaft ging es von selbst wieder besser, und viele irrten sich, dass das von Hitler gekommen sei. Als der Krieg am Anfang noch gut lief für Deutschland, hat das viele beeindruckt. Andere wiederum waren gegen den Nationalsozialismus, trauten sich aber nicht, etwas dagegen zu tun: Sie hatten Angst, selbst eingesperrt oder getötet zu werden.
Gibt es immer noch Nationalsozialisten?
Der Nationalsozialismus, und mit ihm Deutschland, hat 1945 den Krieg verloren. Deutschland war zerstört und sehr arm, viele Deutsche umgekommen, und fremde Länder bestimmten nun, was mit Deutschland passierte. Viele Deutsche schämten sich wegen der Verbrechen, die im Namen Deutschlands verübt worden waren. Oder sie versuchten, das Schlimme rasch zu vergessen.
Hitler und einige andere wichtige Nationalsozialisten haben sich selbst getötet. Die fremden Länder, die Deutschland erobert hatten, haben andere Nationalsozialisten streng bestraft. Andere wurden von deutschen Richtern bestraft. Allerdings gab es auch viele Verbrecher, die ihrer Strafe entkommen sind. Etwa fünf bis 20 Jahre nach dem Krieg dachten nur noch wenige Deutsche an die Verbrechen. 1965 wollte das deutsche Parlament, dass die letzten Verbrecher doch noch angeklagt wurden. Aber häufig war es zu spät, zum Beispiel, weil Verbrecher oder Zeugen schon gestorben waren.
In Deutschland und in anderen Ländern gibt es immer noch Gruppen, die den Nationalsozialismus gut finden. Man nennt sie normalerweise Neonazis: „Neo“ ist Griechisch und heißt neu, „Nazi“ ist eine Abkürzung für Nationalsozialist. Viele dieser Gruppen sind schon verboten worden. Darum versuchen manche Neonazis, ihre Ideen zu verstecken. Zum Beispiel sagen sie nicht, dass alle Juden getötet werden müssen, aber sie sagen schlimme Sachen über Juden. Oder sie behaupten nicht, dass Adolf Hitler gut gewesen sei, aber manches habe er doch richtig gemacht.