Grammatisches Geschlecht

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In der deutschen Sprache gibt es drei Geschlechter: Maskulin wie „der Vater“, feminim wie „die Mutter“ oder sächlich wie „das Kind“

Ein grammatisches Geschlecht ist eine Eigenschaft eines Wortes, genauer gesagt eines Hauptwortes und manch anderer Wörter. In vielen Sprachen gehört jedes dieser Wörter wie „Frau”, „Haus” oder „Mensch” in so eine Gruppe. Man nennt das grammatische Geschlecht auch „Genus”.

Ein grammatisches Geschlecht ist nicht dasselbe wie ein biologisches Geschlecht. In der Biologie, also der Lehre von Lebewesen, kennt man männlich, weiblich und sächlich. Diese Ausdrücke benutzt man auch in der Grammatik, der Lehre von den Sprachformen.

Manchmal stimmen das grammatische und das biologische Geschlecht überein: Man sagt „der Mann”, „die Frau”. Oft aber haben die Dinge, die in der Grammatik ein Geschlecht haben, in Wirklichkeit gar kein Geschlecht. So sagt man „die Sonne” und „der Mond”, obwohl diese Himmelskörper weder weiblich noch männlich sind. Oder man sagt „die Person”, auch wenn sich dies auf einen Mann bezieht.

Die deutsche Sprache kennt drei grammatische Geschlechter. In anderen Sprachen sind es mehr oder weniger als drei. Außerdem kann ein Wort in der einen Sprache ein anderes Geschlecht haben als in der anderen. Auf Französisch zum Beispiel heißt es „la lune” und „le soleil”, also die Mond und der Sonne.

Auf Deutsch und in anderen Sprachen zeigt das grammatische Geschlecht, welche Wörter im Satz zusammengehören. Ein Hauptwort wie „Haus” kann nämlich von einem Eigenschaftwort und von einem Artikel begleitet werden: „ein schönes Haus”. Welchen Artikel man nehmen muss, und wie das Eigenschaftswort endet, das richtet sich nach dem grammatischen Geschlecht von „Haus”.

Wie unterscheiden sich Sprachen?

In der deutschen Sprache ist der Mond maskulin. In romanischen Sprachen ist das jedoch anders. Auf Französisch sagt man „la lune“ und auf Italienisch „la luna“.

Unsere deutsche Sprache stammt vom Indogermanischen ab. Genauso wie das Indogermanische kennt das Deutsche die Geschlechter männlich, weiblich und sächlich. Genauso war es im Latein. Von den Römern und ihrem Latein haben wir die Ausdrücke: Maskulinum, Feminimum und Neutrum. „Neutrum” bedeutet eigentlich: keins von beiden.

In anderen germanischen Sprachen wie Englisch und Niederländisch gibt es nur noch wenige Unterschiede zwischen männlich und weiblich. In den romanischen Sprachen hingegen, wie Spanisch und Französisch, ist das sächliche Geschlecht weggefallen. Die meisten sächlichen Hauptwörter aus dem Lateinischen sind in diesen Sprachen männlich.

Das bedeutet für die niederländische Sprache: Es gibt ein sächliches Geschlecht, wie auf Deutsch, und ein Geschlecht für Männliches oder Weibliches. Das sieht man an den Geschlechtswörtern, den Artikeln. Dort kennt man im Niederländischen nur „de” und „het”: „de man”, „de vrouw” und „het kind”.

Etwas anders aber sieht es schon bei persönlichen Fürwörtern aus, den Pronomen. Wenn man sagt: „Ich habe einen Roller. Er steht vor der Tür,” dann ist das Wort „er” das Fürwort. Im Deutschen ist das „er” das männliche Fürwort. Der Roller heißt auf Niederländisch „de step”. Am Artikel erkennt man nicht, ob man das männliche oder weibliche Fürwort nehmen muss.

Woher weiß man, welches Wort welches Geschlecht hat?

Kinder lernen von selbst, welche Wörter in ihrer Sprache welches Geschlecht haben. So wissen die Niederländer, dass „de step” männlich ist, und darum verwenden sie das richtige Fürwort. So haben sie es immer wieder gehört.

Doch wenn man eine fremde Sprache neu lernt, muss man oft für jedes Hauptwort lernen, wie das grammatische Geschlecht dazu heißt. Normalerweise lernt man deswegen gleich den Artikel mit dazu, denn bei vielen Sprachen verrät der Artikel das Geschlecht: „il tavolo” und „la sedia” ist Italienisch für „der Tisch” und „der Stuhl”. Man sieht am „la”, dass der Stuhl auf Italienisch weiblich ist.

Es gibt aber in vielen Sprachen eine Menge Eselsbrücken, also kleine Hilfen, damit man das Geschlecht auch so erkennt. Bei italienischen Wörtern hilft meist die Endung: männliche Wörter enden auf o, weibliche auf a. Zum Beispiel „la nonna“, die Großmutter, oder „il banco“, die Bank. Aber auch da gibt es Ausnahmen: der Pirat heißt auf Italienisch „il pirata”.

Solche Eselsbrücken lernen Ausländer auch für das Deutsche: Deutsche Wörter, die zum Beispiel auf „heit”, „keit”, „ung” und „ion” enden, sind weiblich. So sind die Wörter Klugheit, Wirklichkeit, Achtung und Sensation allesamt weiblich. Wenn man eine Sprache lange genug gelernt hat, bekommt man mit der Zeit ein Gespür dafür. Man merkt dann am Klang mit welchem Artikel es sich richtiger anhört.

Gibt es Sprachen ohne grammatisches Geschlecht?

Viele Leute glauben, dass das Englische keine Grammatik habe, weil es kaum Wortendungen in dem Sinn hat. Es gibt für die Hauptwörter nur einen einzigen bestimmten Artikel: „the”. Dennoch kennt man zum Beispiel drei Geschlechter bei den Fürwörtern: „he”, „she”, „it”.

Ganz viele Sprachen, etwa die Hälfte, haben gar kein grammatisches Geschlecht. In Europa sind das etwa Baskisch und Finnisch, außerhalb Europas Japanisch und Thai. Dennoch ist in vielen dieser Sprachen das Geschlecht wichtig. Wer sich auf Thai höflich bedanken will, sagt als Frau: „Khob khun ka”. Die Männer hingegen sagen: „Khob khun krab”.




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