Nikolaus Kopernikus
Nikolaus Kopernikus war ein Astronom am Beginn der Neuzeit. Er hat sich einen neuen Weg ausgedacht, um das Weltall zu erklären. Damals glaubte man, dass die Sonne, der Mond und alle Planeten sich um die Sonne drehen. Kopernikus sagte, es sei andersherum: In der Mitte sei die Sonne.
Die Lehre von Kopernikus hat sich zuerst nicht durchgesetzt. Sie konnte die Bewegungen der Planeten nicht wirklich besser erklären. Aber man konnte damit besser rechnen. Erst etwa hundert Jahre später haben die meisten Astronomen genug Hinweise dafür gehabt, dass Kopernikus tatsächlich recht hatte.
War Kopernikus Deutscher oder Pole?
Als Kopernikus schon lange tot war, wurde seine Entdeckung berühmt. Schließlich haben Deutsche und Polen sich gestritten, wohin Kopernikus gehörte. Kopernikus kam aus einer deutschsprachigen Familie. Er konnte außer Deutsch auch Polnisch und Latein und hat seinen Namen oft unterschiedlich geschrieben, je nach dem, wo er wohnte. Das war damals so üblich. Eine Schreibweise ist Niklas Koppernigk. In seiner Zeit war es Mode für Gelehrte, dass sie ihren Namen Lateinisch haben aussehen lassen, also Nicolaus Copernicus oder Nikolaus Kopernikus. Die Polen schreiben Mikołaj Kopernik.
Die längste Zeit seines Lebens hat Kopernikus in Torn und später in Frauenburg gewohnt. Diese Städte lagen zwar damals noch nicht in Polen, aber der polnische König war der Schutzherr. Heute wird Kopernikus in Polen als großer Sohn des Landes verehrt. In der Domburg von Frauenburg hat man ein Museum für ihn eingerichtet.
Was war Kopernikus von Beruf?
Als Nikolaus ein kleiner Junge war, starb sein Vater. Ein Onkel von Nikolaus wurde sein Vormund, der über ihn bestimmen durfte. Der Onkel war ein reicher Bischof und sorgte dafür, dass Nikolaus sehr gute Schulen besuchen konnte. Nikolaus Kopernikus lernte in Polen und Italien an Universitäten mehrere Fächer. Darunter war vor allem Recht und auch Medizin, außerdem Mathematik und vielleicht auch Astronomie.
Er arbeitete erst für seinen Onkel, auch als Arzt. Als er schon fast vierzig Jahre alt war, wurde Nikolaus ein Domherr in der Stadt Frauenburg. Das war eine Art Beamter für die Kirche. XXX
Auf dem Dom von Frauenburg, der großen Kirche des Bischofs, konnte Kopernikus gut nachts den Himmel beobachten. Seine Vorliebe für die Astronomie ließ sich damit rechtfertigen, dass die Astronomie half, wenn man Kalender machte. Für die Kirche war es wichtig, dass der Anfang von Ostern richtig berechnet wurde, der jedes Jahr auf einen anderen Tag fällt.
Was dachte man damals über die Erde und die Sonne?
Im Mittelalter war immer noch wichtig, was schon im Altertum geschrieben wurde. Die griechischen Philosophen Aristoteles und Ptolemäus haben gesagt, dass die Erde in der Mitte des Weltalls steht. Um die Erde drehten sich der Mond, dann die Sonne und schließlich die fünf Planeten, die man damals kannte. Man glaubte, dass die Wege solcher Himmelskörper um die Erde perfekte Kreise seien.
Die Erde war in der Mitte von allem, weil man damals von vier Elementen ausging: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Die Erde war am schwersten und daher um den Mittelpunkt des Weltalls. Auf der Erde schwimmt dann das Wasser, in Meeren, Seen oder Flüssen. Über dem Wasser ist die Luft, die wir atmen. Wenn wir eine Flamme anmachen, dann zeigt sie nach oben, zu dem natürlichen Ort des Feuers.
Die Erde aber stand fest an ihrem Platz und bewegte sich nicht. Das nennt man das geozentrische Weltbild: geo- steht für „Erde“ und zentrisch für „in der Mitte“. Nur so konnte man sich erklären, dass zum Beispiel die Menschen auf der Erde nicht herunterfallen. Auch die Körper der Menschen waren schwer und strebten zum Mittelpunkt mittendrin in der Erde.
Im Altertum gab es auch Philosophen, die meinten, dass die Sonne in der Mitte ist, zum Beispiel Aristarch. Dieses heliozentrische Weltbild – helios ist Griechisch für Sonne – konnte sich aber nicht durchsetzen. Kopernikus hatte wohl davon gehört, kannte aber nicht das Werk von Aristarch.
Was war das Problem mit dem alten Weltbild?
Die griechischen Philosophen konnten eigentlich alles gut erklären – bis auf die Bewegung der Planeten. Wenn man auf der Erde steht und sich den Himmel ansieht, ziehen Sonne und Mond ganz normal ihre Bahnen. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter. Aber die Planeten wie der Mars laufen anscheinend erst in die eine Richtung und dann in eine andere. Dabei bewegt er sich so, dass seine Bahn wie eine Schleife aussieht.
Ptolemäus schrieb sein großes Werk „Geografia“ XXX um das Jahr 150 nach Christus. Er versuchte, das was er am Himmel sah, mit der Mathematik zu beschreiben. Damit das einigermaßen klappte, hat er sich einige seltsame Dinge einfallen lassen oder von anderen Philosophen übernommen.
Demnach bewegen sich die Planeten zwar um die Erde, aber nicht einfach auf einer Kreisbahn. Auf der Bahn des Planeten bewegte der Planet sich wiederum auf einer eigenen Kreisbahn, deren Mittelpunkt auf der Bahn des Planeten lag. Das ist so, als wenn man auf einem Karussell eine Gondel hat, auf der ein eigenes Karussell mit einer weiteren Gondel stünde. Diese weitere Gondel wäre dann der Planet selbst. Ptolemäus brauchte auch noch andere Tricks, damit man die Bewegungen der Planeten vorhersagen konnte. Wer das alles ausrechnen wollte, musste viel Zeit, Können und Geduld mitbringen. Was man dann als Planeten-Kreisbahn ausrechnete, stimmte aber immer noch nicht richtig mit dem überein, was man später am Himmel sah.
Was ist Kopernikus aufgefallen?
Kopernikus beobachtete nachts die Sterne und Planeten und schrieb auf, was er sah. Das machten auch andere Astronomen, so dass immer genauer wusste, wie die Planeten scheinbar um die Erde liefen. Die Zahlen dazu hielt man in Tafeln fest, heute würde man sagen: Tabellen. Die Beobachtungen von Kopernikus sorgten dafür, dass er nach seinem Tod ein angesehener Astronom war.
Schon um 1514 hatte Kopernikus mal ausprobiert, wie es wäre, wenn die Sonne in der Mitte wäre, nicht die Erde. Dann könnte man auf einige Tricks von Ptolemäus verzichten und die Bewegungen der Planeten viel einfacher ausrechnen. Allerdings rechnete auch Kopernikus immer noch mit Kreisbahnen auf den Kreisbahnen der Planeten.
Er traute sich nicht, seine Idee allen bekannt zu machen. Sie stellte vieles auf den Kopf, was in der Wissenschaft damals für richtig gehalten wurde. Nur einigen guten Freunden und Bekannten schickte er einen Bericht, den man heute CommentXXX nennt. Sie überredeten Kopernikus schließlich, die Idee und die Beobachtungen einem Buch zu veröffentlichen. Dieses Buch erschien 1543, kurz bevor Kopernikus starb.
Das Buch war auf Latein, wie das damals üblich war, und außerdem sehr schwierig geschrieben. Nur gute Astronomen konnten alles nachvollziehen. Der Titel: „De revolutionibus orbium coelestium“, Von den Umschwüngen der himmlischen Kreise.
Hat man Kopernikus geglaubt?
Ohne dass Kopernikus davon wusste, hatte ein Bekannter an den Anfang des Buches etwas drucken lassen. Darin hieß es: Das heliozentrische Weltbild sei natürlich nur eine Idee. Die Idee sei nur dafür da, dass man besser ausrechnen kann, wie sich die Planeten bewegen. Es werde nicht behauptet, dass die Sonne wirklich in der Mitte des Weltalls stünde. - Das stimmt alles nicht, Kopernikus hat wirklich an sein Weltbild geglaubt. Aber der Bekannte dachte, dass auf diese Weise andere Astronomen das Buch eher lesen würden.
Und tatsächlich interessierten die Astronomen sich vor allem für die Beobachtungen. Sie fanden es auch gut, die Bewegungen der Planeten leichter berechnen zu können. Sie hatten aber keinen Grund, an das heliozentrische Weltbild zu glauben. Denn man konnte damit die Bewegungen nur leichter berechnen, aber nicht genauer vorhersagen. Die Idee von Kopernikus erklärte das Weltall nicht besser als das, was man seit Jahrhunderten von Aristoteles und Ptolemäus kannte.
Im Gegenteil: Fast alles übrige erklärte Kopernikus schlechter. Laut Kopernikus drehte sich die Erde nicht nur um die Sonne, sondern auch noch einmal am Tag um sich selbst. Diese Erdumdrehung sorgt ja für Tag und Nacht. Aber wodurch bewegte sich die Erde? Und wenn sie sich drehte, warum werden dann nicht die Menschen und alles andere auf der Erde ins Weltall geschleudert?
Heute glauben viele Leute, dass die Kirche gegen das heliozentrische Weltbild gewesen sei. Das ist nicht ganz richtig. Zwar findet man in der Bibel eine Stelle, in der ein Feldherr die Sonne angeblich hat angehalten, damit es länger hell ist. Zur Zeit von Kopernikus hat man das noch nicht so ernst genommen, ein großer Streit wurde es erst später.
Wer hat gezeigt, dass Kopernikus recht hatte?
Einige wichtige Astronomen wie Tycho Brahe in Dänemark und Galileo Galilei in Italien haben dabei geholfen, das heliozentrische Weltbild durchsetzen. Den entscheidenden Einfall hatte aber Johannes Kepler aus Deutschland. Kepler kannte dank der Beobachtungen von Brahe und Galilei und anderen die Bewegungen der Planeten deutlich besser als Kopernikus.
Kepler schaute sich vor allem die Bewegungen des Mars an und hatte 1618 seine Idee fertig. Seit dem Altertum hatte man geglaubt, dass die Planeten sich in perfekten Kreisen um die Erde drehen. Kepler erkannte, dass es in Wirklichkeit keine Kreise, sondern Ellipsen sein mussten. Eine Ellipse ist eine Art in die Länge gezogener Kreis, oval. Wenn man davon ausging, konnte man die Bewegungen der Planeten endlich viel besser vorhersagen.
Warum aber fallen die Dinge nicht von der Erde, wenn diese sich dreht? Die Antwort lieferte schließlich Isaac Newton aus England – damals war Kopernikus schon fast 150 Jahre tot. Schon Kepler und andere hatten geglaubt, dass es eine Art Kraft geben muss, die zwischen Sonne und Planeten wirkt. Diese „Fernwirkung“ würde dafür sorgen, dass die Planeten auf einer Kreisbahn bleiben und die Dinge an der Erde „kleben“. Ähnlich funktioniert ja auch ein Magnet.
Newtons Idee war die „Schwerkraft“, die mit den Ideen von Aristoteles endgültig aufräumte. Die Schwerkraft oder Gravitation ist eine Kraft zwischen allen Körpern. Je größer ein Körper ist, desto größer ist die Kraft. Je mehr Abstand zwischen den Körpern ist, desto schwächer wird die Kraft. Ein Mensch bleibt auf der Erde, weil die Erde ihn anzieht.
Kopernikus hatte behauptet: Wenn die Erde sich bewegt, dann müsste man das an den Sternen sehen können. Je nachdem, wo die Erde steht, stehen die Sterne in einem etwas anderen Abstand voneinander. Wenn man durch eine Stadt geht und zwei Häuser nebeneinander sieht, und man geht ein Stückchen weiter, dann erkennt man das ja auch daran, wie man die beiden Häuser sieht. Jahrhundertelang konnten die Astronomen solche Unterschiede im Abstand der Sterne nicht ausmachen – weil die Sterne so unglaublich weit von der Erde entfernt sind, sind auch die Unterschiede sehr klein. Erst im 19. Jahrhundert waren die Fernrohre so gut, dass ein Astronom die Unterschiede tatsächlich erkennen konnte.