Schlaf
Das Verb ficken wird heute als vulgärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs gebraucht. Es hatte ursprünglich eine weitergehende Bedeutung und wird gelegentlich noch in anderen Zusammenhängen gebraucht.
Etymologie
Im Mittelhochdeutschen bedeutete ficken „schnell hin- und herbewegen“, „reiben“, und kam damit der zeitgenössischen Bedeutung schon nahe.[1] Älter belegt ist das englische fuck mit u-Vokal. Der Wandel zu i wäre über eine Entrundung des umgelauteten ü lautgesetzlich erklärbar.
Die Intensiv-Gemination durch -ck- lässt außerdem vermuten, dass es noch einen einfachen, nichtgeminierten Stamm *fug hierzu gab, an den zum Beispiel vögeln anschließbar wäre. Indogermanisch ginge dem ein Stamm *peuk-/peug- „stechen“ voraus (vgl. lat. pungere).
In katalanischer Sprache bedeutet das Verb „ficar“ hauptsächlich „stecken“; Es ähnelt hiermit also der deutschen Lautgestalt.
Ebenso anzuschließen ist das in Dialekten und Familiennamen noch verbreitete Wort Ficke für „(Kleider-)Tasche“ (vgl. auch schwed. ficka, „Tasche“).
Eine andere semantische Weiterentwicklung ist die Bedeutungsverschiebung hin zu „necken, aufziehen“ in der Lautgestalt foppen, fuchsen. (Vgl. hierzu auch die umgekehrte Entwicklung beim ndl. neuken „ficken“, das an das deutsche necken anzuschließen ist.)
Die Bedeutung „stechen“ zeigt sich auch in der Schmiedekunst; nach dem Herstellen eines Schwertes, das zu diesem Zeitpunkt vollkommen durch Schlacke, Zunderreste und Asche verschmutzt war, wurde ein Sandsack an der Decke hochgezogen und das Schwert hineingestoßen. Aus dieser Hin-und-her-Bewegung des Schwertes, also „ein Schwert ficken“, entstand die Berufsbezeichnung und infolgedessen der Nachname Schwertfeger.
Noch 1906 existierte in einigen deutschen Wörterbüchern der Beispielsatz ein Kind ficken in der asexuellen Bedeutung „ein Kind schlagen, mit Ruten züchtigen“.[2]
Vorkommen
Wie zahlreiche Metaphern für den Geschlechtsverkehr wird ficken heute (von Männern und Frauen) als zwar vulgäres, aber nicht unbedingt negativ besetztes Wort im persönlichen Umgang verwendet.
Darüber hinaus wird das Wort auch verwendet, wenn eine besondere Intensität betont werden soll:
- „von jemandem gefickt werden“, kann bedeuten:
- „von jemandem erwischt werden“
- „von jemandem verprügelt werden“
- „von jemandem bestraft werden“
- „von jemandem betrogen werden“
- „von jemandem einen bösen Streich gespielt bekommen oder übers Ohr gehauen zu werden (‚verarscht‘ werden)“
- „von jemandem besiegt werden“ („Ich habe dich gefickt“ – „Ich habe dich besiegt“)
- Im Militär: „von einem Ausbilder durch besonders anstrengende körperliche Betätigung geschunden werden“
- und entsprechende Bedeutungen für die aktive Version „jemanden ficken“ oder „gefickt werden“.
- Die Redewendung „Fick dich (doch) ins Knie!“ bedeutet sinngemäß: „Mach doch, was du willst“ oder auch „Mach’s dir doch selbst“ (vgl. Masturbation).
- Ficken wird des Weiteren oft im Zusammenhang mit Schimpfwörtern zum Ausdruck von Wut und Abneigung gegen eine Person verwendet.
Der Gebrauch bzw. die Akzeptanz sowie andererseits die Tabuisierung des Wortes sind sehr unterschiedlich und hängen von der Kultur bzw. Subkultur und der zeitlichen und geographischen Einordnung ab.
Beispielsweise ist die Verwendung der englischen Übersetzung fuck im anglo-amerikanischen Sprachraum in der Umgangssprache deutlich weiter verbreitet als ficken im deutschen Sprachraum, andererseits wird dort das Wort in fast allen Medien stark tabuisiert. Die Verwendung von fuck als Fluchwort kann man im Deutschen am ehesten mit der Verwendung des Fluches „Scheiße“ vergleichen.
Der englische Begriff fuck als Fluchwort findet in der deutschen Sprache zunehmend Verwendung. Ähnlich dazu wird der im Englischen als Adjektiv verwendete Begriff fucking in zunehmendem Maße in der oft falsch übersetzten Form verfickt in der deutschen Umgangssprache gebraucht (etwa Get out of my fucking car! = Steig aus meinem verfickten Auto! statt Steig verdammt nochmal/gefälligst aus meinem Auto aus!)
Das Wort „fuck“ aus dem Englischen kann auch „verdammt“ oder „verflucht“ bedeuten, zum Beispiel: What the Fuck! = Was zum Teufel! oder I don’t give a fuck = Das ist mir scheißegal.
Damit hat das englische Wort „fuck“ mehr Bedeutungen als „ficken“. Es wird oft für Flüche aller Art eingesetzt, so zum Beispiel bei dem allseits gebräuchlichen „Fuck off!“ – „Verpiss dich!“
Weiteres Vorkommen
Im deutschsprachigen Raum sind Familiennamen wie Fick, Ficken, Ficker, Fickinger, Fickler, Fickeisen, Fickartz, Fickensen, Fickenwirt, Fickweiler oder Fickenscher nicht ungebräuchlich. Bekannte Vertreter dieser Kategorie von Familiennamen sind der Schriftsteller Ludwig von Ficker und der Historiker Julius von Ficker.
Ferner ist Ficken einer von vielen Namen für das Kartenspiel Stiche-Raten. Beim Brettspiel Mühle wurde Fickmühle als Synonym für Zwickmühle gebraucht. Dies kennzeichnete eine Stellung der Spielsteine, bei der man durch Verschieben nur eines Steins stets eine neue Mühle bekommt.
Fickenspieler oder Fickenspielerin wurden gelegentlich als Bezeichnungen für Taschendiebe gebraucht.
In der mittelhessischen Grafschaft Solms wurde 1627 eine Münze eingeführt, die wegen der aufgeprägten lateinischen Inschrift vicarius, hier abgekürzt vic., im Volksmund Ficktaler genannt wurde.
Der schlaue, listige Fuchs wurde im Volksmund auch Fickerich genannt. Mitunter wird das Adjektiv/Adverb fickerig als Synonym zu aufgeregt, nervös, ungeduldig verwendet: „Sei doch nicht so fickerig!“
In der Gemeinde Aicha vorm Wald im Landkreis Passau gibt es einen Ortsteil mit Namen Fickenhof bzw. Fickenhofmühle; des weiteren heißt ein Ortsteil von Bad Bederkesa im Landkreis Cuxhaven Fickmühlen (s. Foto).
Einzelnachweis
- ↑ Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
- ↑ Wolfgang Müller: Seid reinlich bei Tage und säuisch bei Nacht (Goethe) oder: Betrachtungen über die schönste Sache der Welt im Spiegel der deutschen Sprache – einst und jetzt. In: Rudolf Hoberg (Hrsg.): Sprache – Erotik – Sexualität. Erich Schmidt Verlag GmbH, 2001, S. 20, ISBN 3503049908.
Literatur
- Ernst Bornemann: Sex im Volksmund – Die sexuelle Umgangssprache des deutschen Volkes. Wörterbuch. Lizenzausgabe. Pawlak, Herrsching 1984, ISBN 3-88199-145-X. (weitere Ausgaben, meist mit dem Untertitel Der obszöne Wortschatz der Deutschen)
Weblinks
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- Ficken in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Band 3. Leipzig: S. Hirzel 1862.
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