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Judentum: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Jerusalem IMG 6765 (6190648136).jpg|mini|Ein Jude betet an der Klagemauer in [[Jerusalem]]. Auf [[Hebräische Sprache|hebräisch]] heißt diese Mauer die „[[Himmelsrichtung|westlich]]e Mauer“, denn sie war die Westmauer des jüdischen [[Tempel]]s. Viele Menschen schreiben [[Gebet]]e und Wünsche auf Zettel und stecken sie in die Spalten der Mauer. Da viele Zettel in den Spalten stecken, fallen diese mit der Zeit herunter. Sie werden aufgesammelt und ungelesen auf einem [[Friedhof]] begraben.]]
[[Datei:Jerusalem IMG 6765 (6190648136).jpg|mini|Ein Jude betet an der Klagemauer in [[Jerusalem]]. Auf [[Hebräische Sprache|hebräisch]] heißt diese Mauer die „[[Himmelsrichtung|westlich]]e Mauer“, denn sie war die Westmauer des jüdischen [[Tempel]]s. Viele Menschen schreiben [[Gebet]]e und Wünsche auf Zettel und stecken sie in die Spalten der Mauer. Da viele Zettel in den Spalten stecken, fallen diese mit der Zeit herunter. Sie werden aufgesammelt und ungelesen auf einem [[Friedhof]] begraben.]]
Das Judentum ist eine [[Religion]]. Die Juden glauben an einen einzigen [[Gott]] wie die [[Christen]] und [[Islam|Muslime]]. Für die Juden heißt dieser Gott Jahwe. Jude sein bedeutet auch, dass man eine bestimmte [[Kultur]], [[Tradition|Gebräuche]] und Ideen wichtig findet und sich an besondere [[Gesetz]]e hält.  
Das Judentum ist eine [[Religion]]. Die Juden glauben an einen einzigen [[Gott]] wie die [[Christen]] und [[Islam|Muslime]]. Für die Juden heißt dieser Gott Jahwe, aber viele religiöse Juden vermeiden es, den Namen zu sagen. Für manche Juden ist der Glaube sehr wichtig, für andere weniger. Sie können sich aber auch durch [[Kultur]] und [[Tradition|Gebräuche]] dem Judentum verbunden fühlen.


Die Juden leben in vielem gleich wie Andersgläubige, aber in gewissen Dingen unterscheiden sie sich deutlich: Ihr wichtigster [[Woche]]ntag ist der Samstag, der Sabbat. Dann gehen die Juden in die [[Synagoge]], das ist ihr Gotteshaus. Sie haben zahlreiche Feste, die sich über das [[Jahr]] verteilen, wie [[Chanukka]], [[Pessach]] oder das Laubhüttenfest.
Der wichtigste [[Woche]]ntag ist der Samstag, der Sabbat. Dann gehen viele Juden in die [[Synagoge]], das ist ihr Gotteshaus. Sie haben verschiedene Feste, die sich über das [[Jahr]] verteilen, wie [[Chanukka]], [[Pessach]] oder das Laubhüttenfest.


Streng gläubige jüdische [[Mann|Männer]] und [[Junge|Jungen]] tragen immer eine Kopfbedeckung: Das kleine, runde Käppchen ist die Kippa. Juden von höherem Rang tragen auffällige Hüte, teilweise mit viel Fell. [[Frau]]en und [[Mädchen]] tragen keine Hosen, sondern ausschließlich Röcke.
Streng gläubige jüdische [[Mann|Männer]] und [[Junge|Jungen]] tragen immer eine Kopfbedeckung: Das kleine, runde Käppchen ist die Kippa. In manchen jüdischen Gruppen tragen die Männer Hüte, teilweise mit viel Fell. [[Frau]]en und [[Mädchen]] tragen keine Hosen, sondern stets Röcke.


==Wie kam es zum Judentum?==
==Wie kam es zum Judentum?==
[[Datei:Torah and jad.jpg|mini|In jeder [[Synagoge]], einem jüdischen Gotteshaus, gibt es eine Schriftrolle. Sie enthält die Tora, die ersten fünf heiligen Schriften. [[Mose]] soll sie geschrieben haben, auf Hebräisch. So sprachen die Juden damals. Diese alte [[Sprache]] ist für die Juden heute noch so wichtig wie [[Griechisch]] und [[Latein]] für die Christen.]]
[[Datei:Torah and jad.jpg|mini|In jeder [[Synagoge]], einem jüdischen Gotteshaus, gibt es eine Schriftrolle. Sie enthält die Tora, die ersten fünf heiligen Schriften. [[Mose]] soll sie geschrieben haben, auf Hebräisch. So sprachen die Juden damals. Diese alte [[Sprache]] ist für die Juden heute noch so wichtig wie [[Griechisch]] und [[Latein]] für die Christen.]]
Die [[Geschichte]] des Judentums steht ausführlich im Alten Testament. Dies ist der erste Teil der [[Bibel]]. Nur ist dies kein Geschichtsbuch, sondern ein Glaubensbuch: Es beginnt mit der Schöpfungsgeschichte und [[Adam und Eva]] im [[Paradies]]. Später kommt [[Noah]] mit der Sintflut, dann [[Abraham]]. Es heißt, Abraham sei von heutigen [[Irak]] oder [[Iran]] in das heutige Land [[Israel]] ausgewandert. Das habe ihm Gott so befohlen.
Für gläubige Juden erzählt das Alte Testament die Geschichte des Judentums. Dies ist der erste Teil der [[Bibel]]. Es beginnt mit der Schöpfungsgeschichte und [[Adam und Eva]] im [[Paradies]]. Später kommt [[Noah]] mit der Sintflut, dann [[Abraham]]. Es heißt, Abraham sei von heutigen [[Irak]] oder [[Iran]] in das heutige Land [[Israel]] ausgewandert. Das habe ihm Gott so befohlen.


Abrahams erster Sohn war Ismael. Seine Mutter war aber nicht Abrahams [[Ehe|Ehefrau]], sondern seine Magd Hagar. Von Ismael stammen die [[Islam|Moslems]] ab. Abrahams zweiter Sohn war Isaak. Isaaks Mutter war Abrahams richtige Frau Sarah. Von Isaak stammen die Juden ab. Gott hatte Abraham befohlen, sich selber und seine Jungen zu beschneiden. Das heißt, er schnitt sich selber und seinen Jungen die Vorhaut am [[Geschlechtsorgan|Penis]] ab. So machen es gläubige Juden und Muslime heute noch.
Abrahams erster Sohn war Ismael. Seine Mutter war aber nicht Abrahams [[Ehe|Ehefrau]], sondern seine Magd Hagar. Von Ismael stammen die [[Islam|Moslems]] ab. Abrahams zweiter Sohn war Isaak. Isaaks Mutter war Abrahams richtige Frau Sarah. Von Isaak stammen die Juden ab. Gott hatte Abraham befohlen, sich selber und seine Jungen zu beschneiden. Das heißt, er schnitt sich selber und seinen Jungen die Vorhaut am [[Geschlechtsorgan|Penis]] ab. So machen es gläubige Juden und Muslime heute noch.


Isaaks Sohn war Jakob. Jakob hatte 12 Söhne. Diese 12 Söhne bildeten die 12 [[Stamm|Stämme]] Israels. Einer davon hieß Juda. Daher kommt der Name „Juden“. Später mussten die Juden nach [[Altes Ägypten|Ägypten]] fliehen und gerieten dort in die [[Sklaverei]]. Mose führte sie wieder zurück in das heutige Land [[Israel]].  
Isaaks Sohn war Jakob. Jakob hatte 12 Söhne. Diese 12 Söhne bildeten die 12 [[Stamm|Stämme]] Israels. Einer davon hieß Juda. Daher kommt der Name „Juden“. Später mussten die Juden nach [[Altes Ägypten|Ägypten]] fliehen und wurden zu  [[Sklaverei|Sklaven]] gemacht. Mose führte sie wieder zurück in das heutige Land [[Israel]].  


Dies alles erzählt das Alte Testament. Wie viel davon richtig geschehen ist, kann man kaum sagen. Aber darum ging es den Juden auch gar nicht. Es ging darum, ob und wie sie an Gott glauben sollen. Aber auch darum, wie sie leben sollen, damit Gott Freude an ihnen hat.
Dies alles erzählt das Alte Testament. Wie viel davon richtig geschehen ist, kann man kaum sagen. Aber darum ging es den Juden auch gar nicht. Es ging darum, ob und wie sie an Gott glauben sollen. Aber auch darum, wie sie leben sollen, damit Gott Freude an ihnen hat.
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Sicher ist, dass das Land, in dem das jüdische Volk lebte, etwa 600 [[Zeitrechnung|Jahre vor Christus]] erobert wurde. Ihr [[Tempel]] wurde zerstört. Die Menschen wurden nach [[Babylonien|Babylon]] verschleppt, konnten aber etwa 80 Jahre später wieder zurückkehren und bauten den Tempel wieder auf.
Sicher ist, dass das Land, in dem das jüdische Volk lebte, etwa 600 [[Zeitrechnung|Jahre vor Christus]] erobert wurde. Ihr [[Tempel]] wurde zerstört. Die Menschen wurden nach [[Babylonien|Babylon]] verschleppt, konnten aber etwa 80 Jahre später wieder zurückkehren und bauten den Tempel wieder auf.


Später eroberten die [[Altes Griechenland|Griechen]] Israel. Der [[König]] Antiochos der Vierte wollte die Juden durch ein Gesetzt zwingen ihren Glauben aufzugeben. Das führte jedoch zu einem Aufstand. Ihr Anführer war Judas Makkabäus, auch „Makkabi“ genannt. Den Makkabäern gelang es, Jerusalem und den Tempel zurückzuerobern. Daran erinnert heute das Fest [[Chanukka]].   
Später eroberten [[Altes Griechenland|Griechen]] Israel. Der [[König]] Antiochos der Vierte wollte die Juden durch ein Gesetz zwingen, ihren Glauben aufzugeben. Das führte jedoch zu einem Aufstand. Ihr Anführer war Judas Makkabäus, auch „Makkabi“ genannt. Den Makkabäern gelang es, Jerusalem und den Tempel zurückzuerobern. Daran erinnert heute das Fest [[Chanukka]].   


Zurzeit von [[Jesus]] waren die [[Römer]] die Herren in Israel. Etwa im Jahr 70 nach Christus zerstörten sie den Tempel wieder und verjagten die Juden. Seither hatten sie kein eigenes Land mehr und lebten verstreut über die ganze Welt. Immer, wenn es den Juden besonders schlecht ging, erwarteten sie noch sehnlicher den [[Messias]], ihren Retter. Das tun viele heute noch.
Zur Zeit von [[Jesus]] waren die [[Römer]] die Herren in Israel. Etwa im Jahr 70 nach Christus zerstörten sie den Tempel wieder und verjagten die Juden. Seither hatten sie kein eigenes Land mehr und lebten verstreut über die ganze Welt. Immer, wenn es den Juden besonders schlecht ging, erwarteten sie noch sehnlicher den [[Messias]], ihren Retter. Das tun viele heute noch.


==Wo und wie leben die Juden heute?==
==Wo und wie leben die Juden heute?==
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Die Juden lebten, wenn immer möglich, in kleineren oder größeren Gruppen zusammen. Sie hatten keinen Tempel mehr, aber ihre Gebetshäuser, die Synagogen. Das kommt aus dem [[Griechisch]]en und bedeutet so viel wie „zusammen-kommen“.  
Die Juden lebten, wenn immer möglich, in kleineren oder größeren Gruppen zusammen. Sie hatten keinen Tempel mehr, aber ihre Gebetshäuser, die Synagogen. Das kommt aus dem [[Griechisch]]en und bedeutet so viel wie „zusammen-kommen“.  


Um das Jahr 1900 wollten die Juden dort einen neuen [[Staat]] gründen, wo sie vor fast 2000 Jahren gelebt hatten. Sie hatten nämlich [[Angst]], dass man sie woanders nicht in [[Frieden]] leben lassen würde.  
Es kam immer wieder dazu, dass Nichtjuden Juden verfolgt haben. Oft durften Juden nur in einem bestimmten Teil einer Stadt leben. Die schlimmste Verfolgung wurde der Holocaust: Das nationalsozalistische Deutschland wollte alle Juden ermorden. Die Nationalsozialisten und andere behaupteten, dass die Juden eine bösartige [[Rassismus|Rasse]] seien. So einen Hass auf die Juden nennt man [[Antisemitismus]]. Aber auch danach noch wurden Juden verfolgt.


Tatsächlich ging es den Juden vor und während dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] miserabel: Der [[Nationalsozialismus]] hat sechs [[Million]]en Juden in [[Europa]] [[Mord|ermordet]]. Das nennt man den [[Holocaust]]. Die Nationalsozialisten glaubten, dass die Juden eine bösartige [[Rassismus|Rasse]] seien. So einen Hass auf die Juden nennt man [[Antisemitismus]].
Schon um das Jahr 1900 gab es daher den Zionismus: Das ist der Gedanke, dass Juden einen eigenen Staat gründen sollten. Das wurde im Jahr 1948 [[Israel]]. Das ist das einzige Land der Welt, in dem die Juden in der Mehrheit sind. Dort leben etwa sechs Millionen Juden.


Im Jahr 1948 wurde der [[Staat]] Israel gegründet. Das ist das einzige Land der Welt, in dem die Juden in der Mehrheit sind. Viele Juden sind dorthin gezogen. Trotzdem leben immer noch viele Juden in der ganzen Welt, vor allem in Europa und [[Nordamerika]]. Sie gehören zu den [[Länder]]n, in denen sie wohnen, und sprechen die dortige [[Sprache]]. Manche Juden nennen sich Zionisten: Zion ist ein anderes [[Wort]] für Israel.
Die USA sind das Land, in dem ebenfalls viele Einwohner Juden sind: etwa fünf Millionen. Ansonsten leben Juden vor allem in Europa. Insgesamt sind es 15 Millionen auf der Welt. In Israel sprechen sie normalerweise Hebräisch, in den anderen Ländern meist die Sprachen des Landes.


==Welche besonderen Gesetze befolgen die Juden?==
==Welche Gesetze befolgen gläubige Juden?==
[[File: BatM 1.jpg|mini|Beim Fest Bar Mitzwa oder Bat Mitzwa [[lesen]] [[Jugendlicher|Jugendliche]] einen Text aus dem jüdischen [[Gesetz]] vor.]]
[[File: BatM 1.jpg|mini|Beim Fest Bar Mitzwa oder Bat Mitzwa [[lesen]] [[Jugendlicher|Jugendliche]] einen Text aus dem jüdischen [[Gesetz]] vor.]]
Es gibt zwei besondere Sammlungen von Gesetzen, die für die Juden besonders wichtig sind: Die Tora und der [[Talmud]]. Dazu gibt es weitere Sammlungen von Gesetzen, aber die sind weniger wichtig.
Es gibt zwei besondere Sammlungen von Gesetzen, die für die Juden besonders wichtig sind: Die Tora und der [[Talmud]]. Dazu gibt es weitere Sammlungen von Gesetzen, aber die sind weniger wichtig.


Anstelle von Tora schreibt man auch Thora. In beiden Fällen betont man das A am Ende des [[Wort]]es. Die Tora kennen wir als die „Fünf Bücher Mose“. Das sind die fünf [[Buch|Bücher]] im Alten Testament. Bei den Juden stehen sie am Anfang des Tanach, das ist die hebräische Bibel. Die Tora beschreibt die Anfänge des Judentums, enthält aber auch viele Gesetze oder Anweisungen für das Verhalten der Juden.
Anstelle von Tora schreibt man auch Thora. In beiden Fällen betont man das A am Ende des [[Wort]]es. Die Tora kennen wir als die „Fünf Bücher Mose“. Das sind die fünf [[Buch|Bücher]] im Alten Testament. Bei den Juden stehen sie am Anfang des Tanach, das ist die hebräische Bibel. Die Tora beschreibt die Anfänge des Judentums, enthält aber auch viele Gesetze oder Anweisungen, wie Juden leben sollen.


Die wichtigsten Gesetze stehen in den [[Zehn Gebote|Zehn Geboten]]. Da geht es darum, nur einen einzigen Gott zu haben, den Sabbat einzuhalten, seine [[Eltern]] zu ehren und weder zu [[Diebstahl|stehlen]] noch zu [[Mord|töten]]. Auch die Beschneidung der Jungen gehört dazu. Außerdem geht es um die richtige [[Ernährung]] und [[Kleidung]], um die Feste und viele andere Dinge. Insgesamt sind es über 600 Gebote oder Verbote.
Die wichtigsten Gesetze stehen in den [[Zehn Gebote|Zehn Geboten]]. Da geht es darum, nur einen einzigen Gott zu haben, den Sabbat einzuhalten, seine [[Eltern]] zu ehren und weder zu [[Diebstahl|stehlen]] noch zu [[Mord|töten]]. Außerdem geht es um die [[Ernährung]] und [[Kleidung]], um die Feste und viele andere Dinge. Insgesamt sind es über 600 Gebote oder Verbote.


Der Talmud ist kein Teil des Tanach, sondern ein Zusatz. Er regelt viele Dinge noch feiner, überschneidet sich zum Teil aber auch mit der Tora. In den Anweisungen geht es zum Beispiel darum, was die [[Landwirtschaft|Bauern]] den [[Priester]]n oder [[Armut|armen]] Menschen abgeben sollen. Auch die Feste, Tieropfer und viele andere Dinge sind hier sehr genau beschrieben.
Der Talmud ist kein Teil des Tanach, sondern ein Zusatz. Er regelt viele Dinge noch feiner, überschneidet sich zum Teil aber auch mit der Tora. In den Anweisungen geht es zum Beispiel darum, was die [[Landwirtschaft|Bauern]] den [[Priester]]n oder [[Armut|armen]] Menschen abgeben sollen.


Nicht alle Juden befolgen alle Anweisungen gleich genau. Es ist für viele schon schwierig, überhaupt den Überblick zu bekommen. Viele Juden befolgen deshalb nur die wichtigsten Gesetze, vor allem den Sabbat und die Beschneidung der Jungen. Die Juden, die möglichst genau alle Anweisungen befolgen, nennt man orthodoxe Juden. „Orthodox“ heißt so viel wie „richtige Verehrung“. Das ist ähnlich wie bei der [[Orthodoxe Kirche|Orthodoxen Kirche]].
Nicht alle Juden befolgen alle Anweisungen gleich genau. Es ist für viele schon schwierig, überhaupt den Überblick zu bekommen. Viele Juden befolgen deshalb nur die wichtigsten Gesetze, vor allem den Sabbat und die Beschneidung der Jungen. Die Juden, die möglichst genau alle Anweisungen befolgen, nennt man orthodoxe Juden. „Orthodox“ heißt so viel wie „richtige Verehrung“. Das ist ähnlich wie bei der [[Orthodoxe Kirche|Orthodoxen Kirche]].

Version vom 17. September 2021, 22:02 Uhr

Ein Jude betet an der Klagemauer in Jerusalem. Auf hebräisch heißt diese Mauer die „westliche Mauer“, denn sie war die Westmauer des jüdischen Tempels. Viele Menschen schreiben Gebete und Wünsche auf Zettel und stecken sie in die Spalten der Mauer. Da viele Zettel in den Spalten stecken, fallen diese mit der Zeit herunter. Sie werden aufgesammelt und ungelesen auf einem Friedhof begraben.

Das Judentum ist eine Religion. Die Juden glauben an einen einzigen Gott wie die Christen und Muslime. Für die Juden heißt dieser Gott Jahwe, aber viele religiöse Juden vermeiden es, den Namen zu sagen. Für manche Juden ist der Glaube sehr wichtig, für andere weniger. Sie können sich aber auch durch Kultur und Gebräuche dem Judentum verbunden fühlen.

Der wichtigste Wochentag ist der Samstag, der Sabbat. Dann gehen viele Juden in die Synagoge, das ist ihr Gotteshaus. Sie haben verschiedene Feste, die sich über das Jahr verteilen, wie Chanukka, Pessach oder das Laubhüttenfest.

Streng gläubige jüdische Männer und Jungen tragen immer eine Kopfbedeckung: Das kleine, runde Käppchen ist die Kippa. In manchen jüdischen Gruppen tragen die Männer Hüte, teilweise mit viel Fell. Frauen und Mädchen tragen keine Hosen, sondern stets Röcke.

Wie kam es zum Judentum?

In jeder Synagoge, einem jüdischen Gotteshaus, gibt es eine Schriftrolle. Sie enthält die Tora, die ersten fünf heiligen Schriften. Mose soll sie geschrieben haben, auf Hebräisch. So sprachen die Juden damals. Diese alte Sprache ist für die Juden heute noch so wichtig wie Griechisch und Latein für die Christen.

Für gläubige Juden erzählt das Alte Testament die Geschichte des Judentums. Dies ist der erste Teil der Bibel. Es beginnt mit der Schöpfungsgeschichte und Adam und Eva im Paradies. Später kommt Noah mit der Sintflut, dann Abraham. Es heißt, Abraham sei von heutigen Irak oder Iran in das heutige Land Israel ausgewandert. Das habe ihm Gott so befohlen.

Abrahams erster Sohn war Ismael. Seine Mutter war aber nicht Abrahams Ehefrau, sondern seine Magd Hagar. Von Ismael stammen die Moslems ab. Abrahams zweiter Sohn war Isaak. Isaaks Mutter war Abrahams richtige Frau Sarah. Von Isaak stammen die Juden ab. Gott hatte Abraham befohlen, sich selber und seine Jungen zu beschneiden. Das heißt, er schnitt sich selber und seinen Jungen die Vorhaut am Penis ab. So machen es gläubige Juden und Muslime heute noch.

Isaaks Sohn war Jakob. Jakob hatte 12 Söhne. Diese 12 Söhne bildeten die 12 Stämme Israels. Einer davon hieß Juda. Daher kommt der Name „Juden“. Später mussten die Juden nach Ägypten fliehen und wurden zu Sklaven gemacht. Mose führte sie wieder zurück in das heutige Land Israel.

Dies alles erzählt das Alte Testament. Wie viel davon richtig geschehen ist, kann man kaum sagen. Aber darum ging es den Juden auch gar nicht. Es ging darum, ob und wie sie an Gott glauben sollen. Aber auch darum, wie sie leben sollen, damit Gott Freude an ihnen hat.

Sicher ist, dass das Land, in dem das jüdische Volk lebte, etwa 600 Jahre vor Christus erobert wurde. Ihr Tempel wurde zerstört. Die Menschen wurden nach Babylon verschleppt, konnten aber etwa 80 Jahre später wieder zurückkehren und bauten den Tempel wieder auf.

Später eroberten Griechen Israel. Der König Antiochos der Vierte wollte die Juden durch ein Gesetz zwingen, ihren Glauben aufzugeben. Das führte jedoch zu einem Aufstand. Ihr Anführer war Judas Makkabäus, auch „Makkabi“ genannt. Den Makkabäern gelang es, Jerusalem und den Tempel zurückzuerobern. Daran erinnert heute das Fest Chanukka.

Zur Zeit von Jesus waren die Römer die Herren in Israel. Etwa im Jahr 70 nach Christus zerstörten sie den Tempel wieder und verjagten die Juden. Seither hatten sie kein eigenes Land mehr und lebten verstreut über die ganze Welt. Immer, wenn es den Juden besonders schlecht ging, erwarteten sie noch sehnlicher den Messias, ihren Retter. Das tun viele heute noch.

Wo und wie leben die Juden heute?

Das heutige Land Israel aus dem Flugzeug gesehen. Links ist das Mittelmeer.

Die Juden lebten, wenn immer möglich, in kleineren oder größeren Gruppen zusammen. Sie hatten keinen Tempel mehr, aber ihre Gebetshäuser, die Synagogen. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „zusammen-kommen“.

Es kam immer wieder dazu, dass Nichtjuden Juden verfolgt haben. Oft durften Juden nur in einem bestimmten Teil einer Stadt leben. Die schlimmste Verfolgung wurde der Holocaust: Das nationalsozalistische Deutschland wollte alle Juden ermorden. Die Nationalsozialisten und andere behaupteten, dass die Juden eine bösartige Rasse seien. So einen Hass auf die Juden nennt man Antisemitismus. Aber auch danach noch wurden Juden verfolgt.

Schon um das Jahr 1900 gab es daher den Zionismus: Das ist der Gedanke, dass Juden einen eigenen Staat gründen sollten. Das wurde im Jahr 1948 Israel. Das ist das einzige Land der Welt, in dem die Juden in der Mehrheit sind. Dort leben etwa sechs Millionen Juden.

Die USA sind das Land, in dem ebenfalls viele Einwohner Juden sind: etwa fünf Millionen. Ansonsten leben Juden vor allem in Europa. Insgesamt sind es 15 Millionen auf der Welt. In Israel sprechen sie normalerweise Hebräisch, in den anderen Ländern meist die Sprachen des Landes.

Welche Gesetze befolgen gläubige Juden?

Beim Fest Bar Mitzwa oder Bat Mitzwa lesen Jugendliche einen Text aus dem jüdischen Gesetz vor.

Es gibt zwei besondere Sammlungen von Gesetzen, die für die Juden besonders wichtig sind: Die Tora und der Talmud. Dazu gibt es weitere Sammlungen von Gesetzen, aber die sind weniger wichtig.

Anstelle von Tora schreibt man auch Thora. In beiden Fällen betont man das A am Ende des Wortes. Die Tora kennen wir als die „Fünf Bücher Mose“. Das sind die fünf Bücher im Alten Testament. Bei den Juden stehen sie am Anfang des Tanach, das ist die hebräische Bibel. Die Tora beschreibt die Anfänge des Judentums, enthält aber auch viele Gesetze oder Anweisungen, wie Juden leben sollen.

Die wichtigsten Gesetze stehen in den Zehn Geboten. Da geht es darum, nur einen einzigen Gott zu haben, den Sabbat einzuhalten, seine Eltern zu ehren und weder zu stehlen noch zu töten. Außerdem geht es um die Ernährung und Kleidung, um die Feste und viele andere Dinge. Insgesamt sind es über 600 Gebote oder Verbote.

Der Talmud ist kein Teil des Tanach, sondern ein Zusatz. Er regelt viele Dinge noch feiner, überschneidet sich zum Teil aber auch mit der Tora. In den Anweisungen geht es zum Beispiel darum, was die Bauern den Priestern oder armen Menschen abgeben sollen.

Nicht alle Juden befolgen alle Anweisungen gleich genau. Es ist für viele schon schwierig, überhaupt den Überblick zu bekommen. Viele Juden befolgen deshalb nur die wichtigsten Gesetze, vor allem den Sabbat und die Beschneidung der Jungen. Die Juden, die möglichst genau alle Anweisungen befolgen, nennt man orthodoxe Juden. „Orthodox“ heißt so viel wie „richtige Verehrung“. Das ist ähnlich wie bei der Orthodoxen Kirche.




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