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Französisches Kolonialreich: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Französische Kolonialreich war nebst dem [[Spanisches Kolonialreich|Spanischen Kolonialreich]] und dem [[Britisches Weltreich|Britischen Weltreich]] eines der größten in der [[Geschichte]]. In vielen Gebieten, die dazu gehörten, ist [[Französische Sprache|Französisch]] noch heute eine wichtige [[Sprache]]. Auch andere Dinge der französischen [[Kultur]] sind erhalten geblieben. 
Das Französische Kolonialreich bestand aus den [[Kolonie]]n, die [[Frankreich]] seit der [[Neuzeit|Frühen Neuzeit]] erobert hatte. Neben dem [[Spanisches Kolonialreich|Spanischen Kolonialreich]] und dem [[Britisches Weltreich|Britischen Weltreich]] war es eines der größten in der [[Geschichte]]. In vielen Gebieten, die dazu gehörten, ist [[Französische Sprache|Französisch]] noch heute eine wichtige [[Sprache]]. Auch andere Dinge der französischen [[Kultur]] sind dort erhalten geblieben. 


Aber auch auf Frankreichs Kultur hatte der Kolonialismus Auswirkungen. So gibt es heute viele Franzosen, die von [[Arabien|Arabern]] und [[Afrika]]nern abstammen. Diese Einwanderer brachten ihre Kultur mit und vermischten sie mit der französischen.  
Aber auch auf Frankreich selbst hatten die Kolonien Auswirkungen. So gibt es heute viele Franzosen, die von [[Arabien|Arabern]] und [[Afrika]]nern abstammen. Diese Einwanderer brachten ihre Kultur mit und vermischten sie mit der französischen.  


Manche Gebiete gehören noch heute zu Frankreich. Man benutzt jedoch nicht mehr das Wort [[Kolonie]]. Stattdessen redet man von Überseegebieten oder auf Französisch „Départments d’outre mer“. Diese liegen meistens auf [[Insel]]n, etwa in der [[Karibik]], im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]] und im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]].        
Manche Gebiete gehören noch heute zu Frankreich. Man benutzt jedoch nicht mehr das Wort Kolonie. Stattdessen redet man von Überseegebieten oder auf Französisch „Départments d’outre mer“. Diese liegen meistens auf [[Insel]]n, etwa in der [[Karibik]], im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]] und im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]].


[[Historiker]] sprechen meist von zwei französischen Kolonialreichen. Das Erste begann um das Jahr 1530 und bestand vor allem aus Gebieten in [[Nordamerika]]. Es endete im Jahr 1763 mit dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]]. Damals verlor Frankreich fast alle seine Kolonien an [[Großbritannien]].  
Frankreich hatte eigentlich zwei Kolonialreiche. Das erste begann um das Jahr 1530 und bestand vor allem aus Gebieten in [[Nordamerika]]. Es endete im Jahr 1763 mit dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]]. Damals verlor Frankreich fast alle seine Kolonien an [[Großbritannien]].  


Das zweite französische Kolonialreich begann im neunzehnten Jahrhundert in der Zeit nach [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]] und endete einige Jahre nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Dieses Kolonialreich befand sich vor allem in [[Afrika]] im [[Naher Osten|Nahen Osten]] und in [[Asien]].
Das zweite französische Kolonialreich begann im 19. Jahrhundert in der Zeit nach der Herrschaft von [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]] und endete einige Jahre nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Diese Zeit dauerte etwa von 1830 bis 1960. Dieses Kolonialreich befand sich vor allem in [[Afrika]], im [[Naher Osten|Nahen Osten]] und in [[Asien]].


== Wie entstand und endete das erste Kolonialreich? ==
== Wie entstand und endete das erste Kolonialreich? ==
[[Datei:Jacques_Cartier_1851-1852.jpg|mini|Porträt von Jacques Cartier aus dem neunzehnten Jahrhundert.]]
{{Aussprache
Im Jahr 1534 entsandte der französische [[König]] den Entdecker Jacques Cartier, sprich: Schack Kartjeh, nach Nordamerika. Er sollte den neuen Kontinent erforschen und einen nordwestlichen Seeweg nach [[China]] finden. Auf diese Weise landete er am Sankt-Lorenz-Strom im Süden des heutigen [[Kanada]]. Dort errichtete Cartier Handelsposten und nahm das Land schließlich in Besitz.      
| Wort1 = Jacques Cartier
| Datei1 = LL-Q188 (deu)-Beat Ruest-Jacques Cartier.wav
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[[Datei:Veue_de_Quebec_a_l_est.jpg|mini|Die französische Stadt Quebec in [[Kanada]] um das Jahr 1700. Im Vordergrund sieht man kanadische Ureinwohner.]]
Im Jahr 1534 schickte der französische [[König]] den Entdecker Jacques Cartier nach Nordamerika. Er sollte den neuen Kontinent erforschen und einen nordwestlichen Seeweg nach [[China]] finden. Auf diese Weise landete er am Sankt-Lorenz-Strom im Süden des heutigen [[Kanada]]. Dort errichtete Cartier Handelsposten und nahm das Land schließlich in Besitz.


Der König war zunächst skeptisch darüber, beim Kolonialismus der anderen Europäer mitzumachen. Er änderte jedoch seine Meinung, als er erkannte, wie gut sich damit [[Geld]] verdienen lässt. Insbesondere an den Pelztieren in dieser Gegend Amerikas waren die französischen [[Kaufmann|Kaufleute]] interessiert. In Europa waren die heimischen [[Biber]] nämlich schon so gut wie ausgerottet.      
Der König wollte zunächst nicht beim Kolonialismus der anderen Europäer mitmachen, also bei der Eroberung von Kolonien. Er änderte jedoch seine Meinung, als er erkannte, wie gut sich damit [[Geld]] verdienen lässt. Vor allem an den Pelztieren in dieser Gegend Amerikas waren die französischen [[Kaufmann|Kaufleute]] interessiert. In Europa waren die heimischen [[Biber]] nämlich schon so gut wie [[Aussterben|ausgerottet]].
 
Besonders im 17. Jahrhundert begannen die Franzosen, ihr Kolonialreich stark zu vergrößern. Es umfasste bald schon weite Teile des heutigen Ostens von Kanada. Auch im Gebiet um den Fluss [[Mississippi]] siedelten sich Franzosen an. So geht die Gründung der Stadt [[New Orleans]] auf die Franzosen zurück. Der heutige [[USA|US]]-Bundesstaat Louisiana, in dem New Orleans liegt, wurde nach König [[Ludwig der Vierzehnte|Ludwig dem Vierzehnten]] benannt, der auf französisch Louis hieß. Auch in der [[Karibik]] und in [[Indien]] nahmen die Franzosen Land in Besitz. Neben dem Pelzhandel im hohen Norden bauten die Franzosen in Louisiana [[Baumwolle]] an. Aus Indien [[import]]ierten sie [[Tee]] und teure [[Gewürz]]e. Die Arbeit für die Franzosen mussten meist [[Sklave]]n verrichten, die gegen ihren Willen aus Afrika verschleppt wurden


Besonders im 17. Jahrhundert begannen die Franzosen ihr Kolonialreich stark zu vergrößern. Es umfasste bald schon weite Teile des heutigen Ostens von Kanada. Auch im Gebiet um den [[Mississippi]] siedelten sich Franzosen an. So geht die Gründung der Stadt [[New Orleans]] auf die Franzosen zurück. Der heutige Bundesstaat Louisiana, in dem New Orleans liegt, wurde nach [[Ludwig der Vierzehnte|Ludwig dem Vierzehnten]] benannt. Auch in der [[Karibik]] und in Indien nahmen die Franzosen Land in Besitz. Nebst dem Pelzhandel im hohen Norden bauten die Franzosen in Louisiana Baumwolle an. Aus Indien importierten sie [[Tee]] und teure [[Gewürz]]e. Die Arbeit für die Franzosen mussten meist [[Sklave|Sklaven]] verrichten, die gegen ihren Willen aus Afrika verschleppt wurden. 
[[Datei:Haitian_Revolution.jpg|mini|In Haiti: Schwarze Sklaven wehren sich gegen ihre französischen Unterdrücker.]]
[[Datei:Haitian_Revolution.jpg|mini|In Haiti: Schwarze Sklaven wehren sich gegen ihre französischen Unterdrücker.]]
Für den Zusammenbruch des ersten französischen Kolonialreichs sorgte vor allem der [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährige Krieg]] von 1756 bis 1763. Damals kämpften die mächtigsten Länder Europas gegeneinander, auch in den Kolonien. Die Franzosen mussten dabei eine schmerzliche Niederlage gegen die [[Großbritannien|Briten]] hinnehmen. Sie verloren ganz Kanada und all ihre Kolonien in Indien. Damit die Briten nicht auch noch die Kolonien um den Mississippi bekommen würden, gab der französische König diese einfach dem König von [[Spanien]].


Für den Zusammenbruch des ersten französischen Kolonialreichs sorgte vor allem der [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährige Krieg]] von 1756 bis 1763. Damals kämpften die mächtigsten Länder Europas gegeneinander, auch in den Kolonien. Die Franzosen mussten dabei eine schmerzliche Niederlage gegen die Briten hinnehmen. Sie verloren ganz Kanada und all ihre Kolonien in Indien. Damit die Briten nicht auch noch die Kolonien um den Mississippi bekommen würden, gab der französische König diese einfach dem König von [[Spanien]] weiter.
In der Zeit von Napoleon verloren die Franzosen auch noch ihre wichtigste Kolonie in der Karibik: Saint-Domingue, das heutige [[Haiti]]. Damals wehrten sich afrikanische Sklaven gegen ihre französischen Unterdrücker und gründeten eine eigene [[Republik]]. Die Sklaven sagten sich: Wenn in Frankreich nun von [[Französische Revolution|Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit]] die Rede ist, sollte dies auch für uns gelten.
 
In der Zeit von Napoleon verloren die Franzosen auch noch ihre wichtigste Kolonie in der Karibik: Saint-Domingue, das heutige [[Haiti]]. Damals wehrten sich afrikanische Sklaven gegen ihre französischen Unterdrücker und gründeten eine eigene [[Republik]]. Die Sklaven sagten sich: Wenn in Frankreich von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Rede ist, sollte dies auch für uns gelten.


== Wie entstand und endete das zweite Kolonialreich? ==
== Wie entstand und endete das zweite Kolonialreich? ==
In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wollte Frankreich wieder ein großes Kolonialreich haben. Damals war die Zeit des [[Imperialismus]] und die Europäer begannen damit, im großen Stil den Rest der Welt unter sich aufzuteilen.  
[[Datei:11 juin 1916 alger cathedrale.jpg|mini|Die Stadt Algier im Jahr 1916]]
In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wollte Frankreich erneut ein großes Kolonialreich haben. Damals war die Zeit des [[Imperialismus]] und die Europäer begannen damit, in großem Umfang den Rest der Welt unter sich aufzuteilen.  


Frankreich eroberte nun vor allem Gebiete in Norden und Westen von Afrika sowie in Indochina. Das sind heute die Staaten [[Vietnam]], [[Laos]] und [[Kambodscha]]. Um das Jahr 1900 hatte Frankreich nach Großbritannien das größte Kolonialreich der Welt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es sogar noch größer. Frankreich erhielt Gebiete im Nahen Osten, die zuvor dem [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] gehörten.
Frankreich eroberte nun vor allem Gebiete in Norden und Westen von Afrika sowie in Indochina. Das sind heute die Staaten [[Vietnam]], [[Laos]] und [[Kambodscha]]. Um das Jahr 1900 hatte Frankreich nach Großbritannien das größte Kolonialreich der Welt. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde es sogar noch größer. Frankreich erhielt Gebiete im Nahen Osten, die zuvor dem [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] gehörten.


Die ersten Länder, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg von Frankreichs Herrschaft befreiten, lagen in Asien und im Nahen Osten. Später folgten die Länder in Afrika. Allein im „Afrikanischen Jahr“ 1960 wurden 14 Kolonien von Frankreich unabhängig. Viele der Kolonien des zweiten französischen Kolonialreichs sind heute [[Entwicklungsland|Entwicklungsländer]]. Oft steht es dort auch schlecht um die [[Demokratie]].
Die ersten Länder, die sich nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] von Frankreichs Herrschaft befreiten, lagen in Asien und im Nahen Osten. Später folgten die Länder in Afrika. Allein im „Afrikanischen Jahr“ 1960 wurden 14 Kolonien wieder [[Unabhängigkeit|unabhängig]] von Frankreich. Viele der Kolonien des zweiten französischen Kolonialreichs sind heute [[Entwicklungsland|Entwicklungsländer]]. Oft steht es dort auch schlecht um die [[Demokratie]].


Jene Gebiete, die heute noch Überseegebiete sind, wollen weiterhin zu Frankreich gehören und unterscheiden sich nicht mehr sehr stark von Europa. Es wird dort die gleiche [[Politik]] wie überall in Frankreich und der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gemacht. Allerdings gibt es einige Unterschiede in der [[Kultur]] und der [[Wirtschaft]]. Diese stammen noch aus der Kolonialzeit. Und es herrscht dort meist ein [[Tropen|tropisches]] Klima. Viele Menschen, die aus den Überseegebieten stammen, wohnen und arbeiten heute im europäischen Frankreich und umgekehrt gibt es Europäer in den Überseegebieten.
Die Gebiete, die heute noch Überseegebiete sind, wollen weiterhin zu Frankreich gehören und unterscheiden sich nicht mehr sehr stark von Europa. Es wird dort die gleiche [[Politik]] wie überall in Frankreich und der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gemacht. Allerdings gibt es einige Unterschiede in der [[Kultur]] und der [[Wirtschaft]]. Diese stammen noch aus der Kolonialzeit. Und es herrscht dort meist ein [[Tropen|tropisches]] Klima. Viele Menschen, die aus den Überseegebieten stammen, wohnen und arbeiten heute im europäischen Frankreich und umgekehrt gibt es Europäer in den Überseegebieten.


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Les Saintes - Archipel de Guadeloupe.jpg|Die Insel Guadeloupe gehört noch heute zu Frankreich.
Ouagadougou place nations unies.JPG|In Ouagadougou, der Hauptstadt von [[Burkina Faso]]: Dieses Land ist seit dem Jahr 1960 unabhängig.
Rue Mustapha Guedira à Rabat au Maroc.jpg|Ein zweisprachiges Schild in Marokko
Rue Mustapha Guedira à Rabat au Maroc.jpg|Ein zweisprachiges Schild in [[Marokko]]: [[Arabische Sprache|Arabisch]] und Französisch
11 juin 1916 alger cathedrale.jpg|Die Stadt Algier im Jahr 1916
Les Saintes - Archipel de Guadeloupe.jpg|Die Insel Guadeloupe in der Karibik...
The Europa series 50 € reverse side.png|Auf den [[Euro]]-Geldscheinen werden die französischen Überseegebiete am unteren Rand speziell dargestellt. Denn sie liegen weit vom Kontinent [[Europa]] entfernt.
Vue de Tahiti depuis Moorea.jpg|... oder die Insel Moorea im Pazifik gehören noch heute zu Frankreich.
The Europa series 50 € reverse side.png|Auf den [[Euro]]-Geldscheinen sieht man die französischen Überseegebiete am unteren Rand. Sie liegen aber weit vom Kontinent [[Europa]] entfernt.
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[[Kategorie:Erdkunde]]
[[Kategorie:Geschichte]]

Version vom 11. Januar 2023, 16:40 Uhr

Auf dieser Weltkarte ist das erste französische Kolonialreich grün und das zweite blau eingefärbt.

Das Französische Kolonialreich bestand aus den Kolonien, die Frankreich seit der Frühen Neuzeit erobert hatte. Neben dem Spanischen Kolonialreich und dem Britischen Weltreich war es eines der größten in der Geschichte. In vielen Gebieten, die dazu gehörten, ist Französisch noch heute eine wichtige Sprache. Auch andere Dinge der französischen Kultur sind dort erhalten geblieben. 

Aber auch auf Frankreich selbst hatten die Kolonien Auswirkungen. So gibt es heute viele Franzosen, die von Arabern und Afrikanern abstammen. Diese Einwanderer brachten ihre Kultur mit und vermischten sie mit der französischen.

Manche Gebiete gehören noch heute zu Frankreich. Man benutzt jedoch nicht mehr das Wort Kolonie. Stattdessen redet man von Überseegebieten oder auf Französisch „Départments d’outre mer“. Diese liegen meistens auf Inseln, etwa in der Karibik, im Indischen Ozean und im Pazifik.

Frankreich hatte eigentlich zwei Kolonialreiche. Das erste begann um das Jahr 1530 und bestand vor allem aus Gebieten in Nordamerika. Es endete im Jahr 1763 mit dem Siebenjährigen Krieg. Damals verlor Frankreich fast alle seine Kolonien an Großbritannien.

Das zweite französische Kolonialreich begann im 19. Jahrhundert in der Zeit nach der Herrschaft von Napoleon und endete einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Zeit dauerte etwa von 1830 bis 1960. Dieses Kolonialreich befand sich vor allem in Afrika, im Nahen Osten und in Asien.

Wie entstand und endete das erste Kolonialreich?

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Jacques Cartier
Die französische Stadt Quebec in Kanada um das Jahr 1700. Im Vordergrund sieht man kanadische Ureinwohner.

Im Jahr 1534 schickte der französische König den Entdecker Jacques Cartier nach Nordamerika. Er sollte den neuen Kontinent erforschen und einen nordwestlichen Seeweg nach China finden. Auf diese Weise landete er am Sankt-Lorenz-Strom im Süden des heutigen Kanada. Dort errichtete Cartier Handelsposten und nahm das Land schließlich in Besitz.

Der König wollte zunächst nicht beim Kolonialismus der anderen Europäer mitmachen, also bei der Eroberung von Kolonien. Er änderte jedoch seine Meinung, als er erkannte, wie gut sich damit Geld verdienen lässt. Vor allem an den Pelztieren in dieser Gegend Amerikas waren die französischen Kaufleute interessiert. In Europa waren die heimischen Biber nämlich schon so gut wie ausgerottet.

Besonders im 17. Jahrhundert begannen die Franzosen, ihr Kolonialreich stark zu vergrößern. Es umfasste bald schon weite Teile des heutigen Ostens von Kanada. Auch im Gebiet um den Fluss Mississippi siedelten sich Franzosen an. So geht die Gründung der Stadt New Orleans auf die Franzosen zurück. Der heutige US-Bundesstaat Louisiana, in dem New Orleans liegt, wurde nach König Ludwig dem Vierzehnten benannt, der auf französisch Louis hieß. Auch in der Karibik und in Indien nahmen die Franzosen Land in Besitz. Neben dem Pelzhandel im hohen Norden bauten die Franzosen in Louisiana Baumwolle an. Aus Indien importierten sie Tee und teure Gewürze. Die Arbeit für die Franzosen mussten meist Sklaven verrichten, die gegen ihren Willen aus Afrika verschleppt wurden. 

In Haiti: Schwarze Sklaven wehren sich gegen ihre französischen Unterdrücker.

Für den Zusammenbruch des ersten französischen Kolonialreichs sorgte vor allem der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763. Damals kämpften die mächtigsten Länder Europas gegeneinander, auch in den Kolonien. Die Franzosen mussten dabei eine schmerzliche Niederlage gegen die Briten hinnehmen. Sie verloren ganz Kanada und all ihre Kolonien in Indien. Damit die Briten nicht auch noch die Kolonien um den Mississippi bekommen würden, gab der französische König diese einfach dem König von Spanien.

In der Zeit von Napoleon verloren die Franzosen auch noch ihre wichtigste Kolonie in der Karibik: Saint-Domingue, das heutige Haiti. Damals wehrten sich afrikanische Sklaven gegen ihre französischen Unterdrücker und gründeten eine eigene Republik. Die Sklaven sagten sich: Wenn in Frankreich nun von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Rede ist, sollte dies auch für uns gelten.

Wie entstand und endete das zweite Kolonialreich?

Die Stadt Algier im Jahr 1916

In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wollte Frankreich erneut ein großes Kolonialreich haben. Damals war die Zeit des Imperialismus und die Europäer begannen damit, in großem Umfang den Rest der Welt unter sich aufzuteilen.

Frankreich eroberte nun vor allem Gebiete in Norden und Westen von Afrika sowie in Indochina. Das sind heute die Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha. Um das Jahr 1900 hatte Frankreich nach Großbritannien das größte Kolonialreich der Welt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es sogar noch größer. Frankreich erhielt Gebiete im Nahen Osten, die zuvor dem Osmanischen Reich gehörten.

Die ersten Länder, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg von Frankreichs Herrschaft befreiten, lagen in Asien und im Nahen Osten. Später folgten die Länder in Afrika. Allein im „Afrikanischen Jahr“ 1960 wurden 14 Kolonien wieder unabhängig von Frankreich. Viele der Kolonien des zweiten französischen Kolonialreichs sind heute Entwicklungsländer. Oft steht es dort auch schlecht um die Demokratie.

Die Gebiete, die heute noch Überseegebiete sind, wollen weiterhin zu Frankreich gehören und unterscheiden sich nicht mehr sehr stark von Europa. Es wird dort die gleiche Politik wie überall in Frankreich und der Europäischen Union gemacht. Allerdings gibt es einige Unterschiede in der Kultur und der Wirtschaft. Diese stammen noch aus der Kolonialzeit. Und es herrscht dort meist ein tropisches Klima. Viele Menschen, die aus den Überseegebieten stammen, wohnen und arbeiten heute im europäischen Frankreich und umgekehrt gibt es Europäer in den Überseegebieten.




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