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Erzählung: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Maelstrom-Clarke.jpg|thumb|So stellt sich ein Zeichner den Malström aus einer Erzählung des [[USA|amerikanischen]] Schriftstellers Edgar Allan Poe vor. Eigentlich ist das eine Erzählung in der Erzählung: Der Erzähler begegnet einem weißhaarigen Mann. Dieser erzählt ihm, wie er mit seinem [[Boot]] in einem Strudel gelandet ist. Seine Brüder starben, doch er konnte sich retten, weil er genau beobachtete, wie das [[Wasser]] die Dinge bewegte, und sich mit hinausschleudern ließ. Er sagt, er habe das schon oft erzählt, erwarte aber nicht, dass ihm jemand glaubt - obwohl es in Poes Erzählung wahr ist. Nur der [[Lesen|Leser]] weiß, dass in Wahrheit Poe sich die Geschichte ausgedacht hat. Den Malström gibt es zwar, er ist aber nicht so schlimm wie in der Erzählung.]]
[[File:Hess Baenkelsaenger.jpg|mini|Im 19. Jahrhundert erzählt ein [[Gesang|Sänger]] von einem [[Erdbeben]], das etwa 500 [[Jahr]]e zuvor stattgefunden hatte. Zur Veranschaulichung zeigt er auf ein großes Bild. Wie sehr er sich dabei an die Tatsachen hielt und wie stark er diese selbst noch ausschmückte, wusste damals wohl niemand.]]
Wenn zu einer anderen [[Zeit]] oder an einem anderen Ort etwas passiert, und man das einem [[Mensch]]en vermitteln möchte, muss man es ihm erzählen. Der andere Mensch weiß das dann, nicht weil er dabei war, sondern weil er eine Erzählung gehört hat. Meistens meint man mit Erzählung eine [[Geschichte]]. Da kommen verschiedene Personen vor, die etwas tun, und dadurch passiert etwas.  
In Erzählungen stellen wir anderen [[Mensch]]en Dinge vor, von denen sie vorher nichts wussten. Vieles passiert, ohne dass wir dabei sind: an anderen Orten oder zu anderer [[Zeit]]. Wir erfahren nur davon, wenn man uns davon erzählt. Manchmal hat der Erzähler auch gar nicht erlebt, wovon er erzählt. Viele Erzählungen werden nämlich über lange Zeit weitergegeben. Dabei verändern sie sich, weil jeder sie ein bisschen anders erzählt.  


Schon vor tausenden Jahren haben Menschen sich gefragt, warum die [[Welt]] um sie herum so aussieht, wie sie aussieht. Weil sie es nicht wussten, erzählten sie sich Geschichten von ihren Vorfahren, aus einer Zeit, an die sich niemand erinnern konnte. Solche Geschichten haben die Welt erklärt und waren mit ihr verbunden.  
Vor langer Zeit dienten viele Erzählungen dazu, die [[Welt]] zu erklären, als die Menschen noch nicht viel über sie wussten. Darum erzählten sie sich Geschichten über ihre [[Verwandtschaft|Vorfahren]], aus einer Zeit, an die sich keiner erinnern konnte. Dabei ging es auch um die Frage, wo die Menschen herkamen. Solche Erzählungen haben also etwas mit der eigenen [[Geschichte]], aber auch mit [[Religion]] zu tun.  


Unser [[Gehirn]] ist für Erzählungen sehr empfänglich, es mag sie mehr als bloße Tatsachen. Darum besteht auch unser Alltag heute zu einem ganz großen Teil aus Erzählen. Auch die [[Wirtschaft]] hat das begriffen. In [[Werbung|Werbespots]] zum Beispiel werden gern kleine Geschichten erzählt. Die kann sich der Zuschauer gut einprägen und verbindet dann etwas mit dem Produkt, das er kaufen soll.
Erzählungen können wahr sein, müssen sie aber nicht. Wenn ein [[Kind]] seiner [[Mutter]] erzählt, was es in der [[Schule]] erlebt hat, ist das genauso eine Erzählung, wie wenn ein [[Schriftsteller]] eine Geschichte schreibt, in der sich ein [[Mann]] in einen [[Käfer]] verwandelt. Eine Erzählung, deren Handlung nicht wirklich passiert ist, kann einen anderen Zweck haben: Sie könnte eine Moral haben, aus der man lernen soll, wie bei einem [[Märchen]]. Sie kann aber auch für etwas Wirkliches stehen: In der Geschichte mit dem Käfer geht es vermutlich um die Beziehung eines Sohnes zu seinem [[Vater]]. Geschrieben hat sie der Schriftsteller [[Franz Kafka]]. Die [[Literatur]] kennt verschiedene Sorten Erzählungen. Eine solche Erzählung, die etwas Unwirkliches als Ersatz für etwas Wirkliches erzählt, nennt man auch Parabel.


Es gibt keine [[Kultur]] auf der Welt, wo keine Geschichten erzählt werden. Früher gab es noch viele Geschichtenerzähler, die sich Erzählungen merkten und den Menschen zur Unterhaltung anboten, zum Beispiel auf [[Markt|Märkten]]. Seit man sie jederzeit in [[Buch|Büchern]] nachlesen kann, gibt es das kaum noch. In manchen Kulturen ist [[Schrift]] aber nicht üblich. Da sind immer noch bestimmte Menschen für das Erzählen zuständig.
Menschen hören gern Erzählungen. Unser [[Gehirn]] kann sie auch besser verarbeiten als bloße Tatsachen. Darum gibt es auch keine [[Kultur]] auf der Welt, in der keine Geschichten erzählt werden. Früher gab es noch viele Geschichtenerzähler, die sich Erzählungen merkten und den Menschen zur Unterhaltung anboten, zum Beispiel auf [[Markt|Märkten]]. Seit man sie jederzeit in [[Buch|Büchern]] nachlesen kann, gibt es das kaum noch. In manchen Kulturen ist [[Schrift]] aber nicht üblich. Da sind immer noch bestimmte Menschen für das Erzählen zuständig.


==Sind Erzählungen immer wahr?==
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[[Kategorie:Sprache und Kultur]]
Erzählungen können wahr sein, müssen sie aber nicht. Wenn ein [[Kind]] seiner [[Mutter]] erzählt, was es in der [[Schule]] erlebt hat, ist das genauso eine Erzählung, wie wenn ein [[Schriftsteller]] eine Geschichte schreibt, in der sich ein [[Mann]] in einen [[Käfer]] verwandelt. Eine Erzählung, deren Handlung nicht wirklich passiert ist, kann einen anderen Zweck haben: Sie könnte eine Moral haben, aus der man lernen soll, wie bei einem [[Märchen]].
 
Sie kann aber auch für etwas Wirkliches stehen: In der Geschichte mit dem Käfer geht es vermutlich um die Beziehung eines Sohnes zu seinem [[Vater]]. Geschrieben hat sie der Schriftsteller Franz Kafka. Eine solche Geschichte, die etwas Unwirkliches als Ersatz für etwas Wirkliches erzählt, nennt man Parabel.
 
Erzählungen, die zum Welterklären gedacht waren, nennt man Mythen. Solche Mythen kennt man zum Beispiel aus dem [[Nordische Mythologie|hohen Norden]] oder dem [[Altes Griechenland|Alten Griechenland]], aber auch z. B. von den [[Aborigines]]. Da heißen sie "Dreamtime Stories", also Erzählungen aus einer Zeit, die keiner erlebt, von der man nur träumen kann. Mythen wurden oft über viele Generationen weitergegeben, und sie haben sich danach verändert, was die Leute, die sie erzählen, lieber hören wollten. Manchmal entsteht dadurch etwas ganz Neues und vielleicht weiß man am Ende gar nicht mehr, wozu sie eigentlich mal gedacht waren.
 
In der [[Literatur]] bezeichnet der Begriff Erzählung eine bestimmte Sorte Text. Sie erzählt von einer bestimmten Handlung und ist kürzer als ein [[Roman]]. Der Inhalt ist ihr wichtiger als die [[Sprache]], das bedeutet, es wird nicht auf Reim und Rhythmus geachtet, wie bei [[Gedicht]]en. Außerdem gibt es immer einen Erzähler, von dem man als Leser die Personen und die Handlung vorgestellt kriegt. Manchmal kommentiert er sie auch. Außerdem sind literarische Erzählungen eigentlich immer fiktional. Das bedeutet, sie behaupten nicht von sich, dass sie wahr sind, darum müssen sie es auch nicht sein.
 
 
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Version vom 7. Oktober 2020, 16:42 Uhr

Im 19. Jahrhundert erzählt ein Sänger von einem Erdbeben, das etwa 500 Jahre zuvor stattgefunden hatte. Zur Veranschaulichung zeigt er auf ein großes Bild. Wie sehr er sich dabei an die Tatsachen hielt und wie stark er diese selbst noch ausschmückte, wusste damals wohl niemand.

In Erzählungen stellen wir anderen Menschen Dinge vor, von denen sie vorher nichts wussten. Vieles passiert, ohne dass wir dabei sind: an anderen Orten oder zu anderer Zeit. Wir erfahren nur davon, wenn man uns davon erzählt. Manchmal hat der Erzähler auch gar nicht erlebt, wovon er erzählt. Viele Erzählungen werden nämlich über lange Zeit weitergegeben. Dabei verändern sie sich, weil jeder sie ein bisschen anders erzählt.

Vor langer Zeit dienten viele Erzählungen dazu, die Welt zu erklären, als die Menschen noch nicht viel über sie wussten. Darum erzählten sie sich Geschichten über ihre Vorfahren, aus einer Zeit, an die sich keiner erinnern konnte. Dabei ging es auch um die Frage, wo die Menschen herkamen. Solche Erzählungen haben also etwas mit der eigenen Geschichte, aber auch mit Religion zu tun.

Erzählungen können wahr sein, müssen sie aber nicht. Wenn ein Kind seiner Mutter erzählt, was es in der Schule erlebt hat, ist das genauso eine Erzählung, wie wenn ein Schriftsteller eine Geschichte schreibt, in der sich ein Mann in einen Käfer verwandelt. Eine Erzählung, deren Handlung nicht wirklich passiert ist, kann einen anderen Zweck haben: Sie könnte eine Moral haben, aus der man lernen soll, wie bei einem Märchen. Sie kann aber auch für etwas Wirkliches stehen: In der Geschichte mit dem Käfer geht es vermutlich um die Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater. Geschrieben hat sie der Schriftsteller Franz Kafka. Die Literatur kennt verschiedene Sorten Erzählungen. Eine solche Erzählung, die etwas Unwirkliches als Ersatz für etwas Wirkliches erzählt, nennt man auch Parabel.

Menschen hören gern Erzählungen. Unser Gehirn kann sie auch besser verarbeiten als bloße Tatsachen. Darum gibt es auch keine Kultur auf der Welt, in der keine Geschichten erzählt werden. Früher gab es noch viele Geschichtenerzähler, die sich Erzählungen merkten und den Menschen zur Unterhaltung anboten, zum Beispiel auf Märkten. Seit man sie jederzeit in Büchern nachlesen kann, gibt es das kaum noch. In manchen Kulturen ist Schrift aber nicht üblich. Da sind immer noch bestimmte Menschen für das Erzählen zuständig.




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